Abfahrts-Sieg in Kitzbühel Von Allmen oder Odermatt: Wem gelingt der Streif-Zug?

voe, sda

24.1.2025 - 04:01

Abfahrts-Sieger Marco Odermatt (links) und der zweitklassierte Berner Franjo von Allmen jubeln vergangenen Samstag gemeinsam im Zielraum von Wengen
Abfahrts-Sieger Marco Odermatt (links) und der zweitklassierte Berner Franjo von Allmen jubeln vergangenen Samstag gemeinsam im Zielraum von Wengen
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Trotz WM-Jahr ruft Marco Odermatt den Abfahrts-Sieg auf der Streif zum ultimativen Saisonziel aus. Mit Franjo von Allmen könnte ihm ausgerechnet ein Teamkollege einen Strich durch die Rechnung machen.

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  • Auf Wengen folgt Kitzbühel: Am Freitag geht auf der Streif der Super-G über die Bühne, am Samstag folgt die legendäre Abfahrt. In beiden Rennen gilt Marco Odermatt als absoluter Topfavorit.
  •  Allerdings konnte der Nidwaldner auf der Streif noch nie gewinnen. «Ich habe ein grosses Ziel, das ist die Abfahrt in Kitzbühel», s0 Odermatt vor dem Saisonauftakt. Vieles spricht nun für ihn, der grösste Konkurrent ist ausgerechnet Teamkollege Franjo von Allmen.

Die Talente im Schweizer Speed-Team drängen vehement nach oben. War Odermatt 2018 bei seinen Speed-Anfängen im Weltcup im Kreise von Patrick Küng, Carlo Janka, Mauro Caviezel und Beat Feuz noch mit Abstand der Jüngste, «so hat sich das seither extrem verändert», sagt der Nidwaldner. Und fügt lachend hinzu, dass er sich im Herbst 2023, als das Team zu den ersten Speed-Rennen der Saison reiste, «wie im falschen Film und wirklich alt» gefühlt habe.



«Franjo war nie auf viele Tipps angewiesen»

War es früher Odermatt, der auf Besichtigungen und in Gesprächen auf Tipps von Feuz zählen konnte, so hat sich die Rolle des Ski-Überfliegers diametral geändert. Mittlerweile ist er es, der den aufstrebenden Kräften die Ratschläge gibt. Was ihm keine Mühe bereite, wie Odermatt sagt, ausser – und da nutzt er in einer Medienrunde am Mittwochabend im Schweizer Hotel in Kitzbühel die Gelegenheit zu einer scherzhaften Bemerkung – bei «Franjo, dem sollte ich künftig wohl ein bisschen weniger Tipps geben».

Denn nahe, schon sehr nahe, ist ihm Franjo von Allmen in dieser Saison gerückt. Der unbekümmerte Youngster aus dem Berner Oberland klassierte sich in den letzten drei Abfahrten jeweils hinter Odermatt (in Gröden und Wengen) und Alexis Monney (Bormio) im 2. Rang. Von Allmens Aufstieg an die Weltcup-Spitze ging sehr zügig vonstatten. Was auch Odermatt betont: «Franjo hat seinen Plan durchgezogen und schnell Fortschritte erzielt. Dabei war er schon immer einer, der nicht auf viele Tipps angewiesen war.»

«Marco ist noch konstanter als ich»

Eine Viertelstunde nach Odermatt erhält am Mittwoch auch Von Allmen die Frage gestellt, wie er denn die Beziehung zu Odermatt sehe. Diese habe sich in den letzten zwei Jahren tatsächlich verändert, sagt der Boltiger, der vor Wochenfrist mit dem Super-G in Wengen seinen ersten Sieg im Weltcup feiern durfte. Allerdings nicht aus dem Grund verändert, weil Von Allmen zum grossen Konkurrenten aufgerückt ist, «sondern weil wir nun viel mehr miteinander unterwegs sind, was vorher nicht der Fall war.» Man habe sich besser kennengelernt, «alles im guten Sinn».

Viel zu lachen bei Marco Odermatt und Franjo von Allmen.
Viel zu lachen bei Marco Odermatt und Franjo von Allmen.
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Er habe aber schon zuvor als ganz junger Fahrer und ohne grosse Leistungen im Weltcup auf Augenhöhe mit Odermatt sprechen können. «Das ist etwas, das ich an ihm sehr schätze. Man ist bei ihm als Mensch anerkannt und muss nie das Gefühl haben, man stehe unter ihm.» Trotz seinen Topresultaten in jüngster Zeit sieht sich der 23-Jährige sportlich im Vergleich mit Odermatt «noch nicht ganz auf dem gleichen Niveau. Marco ist breiter aufgestellt und konstanter als ich.»

Die Hausbergkante noch nicht im Griff

Die Schrecksekunde im zweiten Training, als es ihm bei der Hausbergkante nach einem weiten Satz die Ski überkreuzte, habe er «sofort» abgehakt, so Von Allmen. Gleichzeitig gab er zu, dass er sich mit dieser Stelle «noch nicht ganz angefreundet» habe. 2024 war der Streif-Debütant in der zweiten Abfahrt unterwegs zu einem Podestrang, ehe er unmittelbar nach der Hausbergkante das Tor bei der Einfahrt in die Traverse verpasste.

«Diese Passage muss ich im Rennen am Samstag besser meistern.» Allzu viele Gedanken werde er sich in dieser Angelegenheit jedoch nicht machen, so Von Allmen, er wolle sich nicht zu fest «verkopfen, denn ich weiss, dass ich mittlerweile gut Ski fahren kann». Er werde einen guten Plan haben und versuchen, diesen im Rennen umzusetzen, so der Berner Oberländer.

Der richtige Sieger-Mix

Einen Plan hat definitiv auch Odermatt, der vor seiner achten Abfahrt auf der Streif steht und am Mittwoch das Tor nach der Hausbergkante ebenfalls verpasste. Im Rückblick «habe ich mich in meinen ersten Jahren in Kitzbühel, als ich jeweils sehr frisch ans Werk ging, fast näher am Sieg gefühlt als 2024, als ich schon deutlich mehr Routine hatte. Es ist fast wie jetzt bei Franjo: Man kommt im Flow und gibt einfach Vollgas.» Es brauche einen Mix aus Erfahrung, Angriff, Vertrauen, Gleit- und Technikfähigkeiten sagt der Abfahrts-Weltmeister.

Odermatt verfügt selbstredend über das gesamte Paket, um heuer auf der mythischen Streif der Schnellste zu sein und die letzte grosse Lücke in seinem Palmarès zu schliessen. Gut möglich aber auch, dass sich der Weltcup-Dominator wie vor Jahresfrist, als ihn Cyprien Sarrazin mit einer Traumfahrt überflügelte, erneut im falschen Film wähnt. Und vielleicht auch etwas alt, weil er von einem Berner Youngster, der bislang noch nie eine Weltcup-Abfahrt für sich entschieden hat, in den Schatten gestellt wird.

Und keineswegs ausgeschlossen ist, dass am Samstag einem lachenden Dritten der erfolgreiche Streif-Zug gelingt.

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