Barthélémy Constantin hat als Sportchef den Transfer von Mario Balotelli eingefädelt. Er gibt zwar zu, dass der Angreifer am meisten verdient, ansonsten sei der Fussball-Star aber pflegeleicht und bekomme keine Extra-Behandlung vom Klub.
Die ersten Kontakte zwischen Balotelli und der Familie Constantin kamen bereits Ende Juni zustande. «Mir hat ihre Art gefallen. Rasch stand für mich fest, dass ich bei Sion unterschreiben will», erklärte Balotelli danach. Dabei spielte die geografische Lage eine Rolle: «Ich habe einen Sohn in Brescia und eine Tochter, die in Zürich lebt. In Sitten nähere ich mich meiner Familie an.»
«Balotelli hat bei Sion die Möglichkeit, seine Kinder mehr zu sehen», betont auch Barthélémy Constantin im Fussball-Talk Heimspiel. Das beeinflusse aber nicht seinen Job als Spieler. Denn der Sion-Sportchef hält fest, der Italiener habe keine Sondererlaubnis im Vertrag, zwei Tage pro Woche in seine Heimatstadt Brescia abdüsen zu können: «Die Gerüchte sind nicht richtig. Wenn der Trainer mal freigibt, ist frei. Wenn Arbeit ist, ist Arbeit.»
Der 27-Jährige landete mit dem Transfer von Mario Balotelli einen echten Coup. «Wenn du es nicht probierst, weisst du es nie», erklärt Constantin, der bereits 2016 Interesse an Balotelli zeigte, seine unbeschwerte Herangehensweise. Der langjährige Sportchef Bickel stuft den Transfercoup hoch ein: «Da braucht es die Geduld und den Willen, sich nie vom Weg abbringen zu lassen, damit du das schaffst. Es braucht natürlich immer etwas Glück. Aber es spricht für den FC Sion, dass sie das durchgezogen haben.»
Balotelli «Top-Junge», Disco-Ausflug nur Show
Bregy erinnert: «Als die Gerüchte auftauchten, hiess es fast überall, der Name sei zu gross, das Ganze sei nur zu Werbezwecken. Und heute ist er die Attraktion im Schweizer Fussball.»
Constantin gibt offen zu, dass der Italiener in Sions Mannschaft der Top-Verdiener ist. «Wenn ich nein sage, ist das nicht die Wahrheit. Die Leute sind nicht dumm. Balotelli ist unser grösster Transfer und Spieler», so der Sion-Sportchef. Böses Blut gebe es deshalb aber nicht. «Nein, alle sind zufrieden. Es ist eine grosse Chance.» Eineinhalb Millionen Franken soll der früher bei Inter, ManCity und Milan aktive Profi verdienen.
Als Problemfall sieht Constantin junior seinen prominenten Schützling trotz der dicken Skandalakte nicht. «Er ist keine Diva», sagt er und erläutert: «Er hat einen grossen Charakter.» Die vielen (negativen) Schlagzeilen, die rund um den Italiener herumgeistern, beunruhigen ihn deshalb nicht. Das sei Teil des Geschäfts: «Die Weltöffentlichkeit weiss, Balotelli bringt Klicks.»
Vielleicht habe er als junger Spieler manchmal über die Stränge geschlagen, doch das habe jeder andere in seinem Alter doch auch getan, zeigt sich Barthélémy Constantin verständnisvoll. Für ihn ist klar: «Jetzt ist er ein Top-Junge.»
Manchmal spielt «Super Mario» offenbar auch extra den Clown, um Aufmerksamkeit zu generieren. So soll eine angebliche Partynacht in Lausanne Mitte September gemäss Bregy nur halb so wild gewesen sein: «Es wurde kein Alkohol bestellt. Es war nur ein bisschen Show, als er aus der Disco herauskam.» Constantin sieht sowieso kein Problem: «Ich mag es, wenn meine Mannschaft zusammen ausgeht. Dann hast du einen Teamspirit. Und das war in den letzten Jahren in Sion das grosse Problem.»
Sportlich soll es in Sion dank Balotelli aufwärtsgehen. Im letzten Meisterschaftsspiel traf der 32-jährige Stürmer erstmals aus dem Spiel heraus. «Er ist noch nicht hundert Prozent fit, aber er wird immer besser.» In drei, vier Spielen werde man bereits einen anderen Balotelli sehen, prognostiziert Constantin. Die Gegner dürfen sich also warm anziehen. Am Samstagabend – live auf blue TV um 18 Uhr – ist der FC Luzern Gast im Tourbillon.