Bereits in jungen Jahren wird Barthélémy Constantin von seinem Vater zum Sportchef des FC Sion ernannt. Pläne, dass er eines Tages die Nachfolge als Präsident antritt, gibt es aber nicht.
Schon seit acht Jahren zieht Barthélémy Constantin beim FC Sion als Sportchef die Stricke und erhält im Fussball-Talk Heimspiel viel Lob für seine Arbeit. «Man spürt sein Herzblut für den Klub, aber auch wie gern er seine Spieler hat. Auch wie er zu einem Trainer steht – das nehme ich sehr positiv wahr», lobt blue Experte Fredy Bickel im Fussball-Talk Heimspiel.
Georges Bregy ergänzt: «Er hat einen sehr engen Kontakt mit den Spielern. Das ist schön für die Spieler, die einen Ansprechpartner haben. Christian kann ja nicht immer dort sein. Ich glaube, er ist ein guter Katalysator zwischen Mannschaft und Präsident. Er weiss genau, was er seinem Vater sagt und was er selbst erledigen kann.»
Zudem beweist Constantin Junior schon mit 27 Jahren die in seiner Funktion geforderte Hartnäckigkeit und landet mit dem Transfer von Mario Balotelli einen echten Coup. «Wenn du es nicht probierst, weisst du es nie», erklärt Constantin, der bereits 2016 Interesse an Balotelli zeigte, seine unbeschwerte Herangehensweise. Der langjährige Sportchef Bickel stuft den Transfercoup hoch ein: «Da braucht es die Geduld und den Willen, sich nie vom Weg abbringen zu lassen, damit du das schaffst. Es braucht natürlich immer etwas Glück. Aber es spricht für den FC Sion, dass sie das durchgezogen haben.»
Balotelli als Team-Leader
Constantin gibt offen zu, dass der Italiener in Sions Mannschaft der Top-Verdiener ist. «Wenn ich nein sage, ist das nicht die Wahrheit. Die Leute sind nicht dumm. Balotelli ist unser grösster Transfer und Spieler», so der Sion-Sportchef. Böses Blut gebe es deshalb aber nicht. «Nein, alle sind zufrieden. Es ist eine grosse Chance.»
Denn Balotelli kümmert sich offenbar auch um seine Mitspieler und den Teamgeist. «Es ist eine Motivation, wenn du mit einem solchen Spieler zusammenspielen darfst», ist sich auch Bregy sicher und weiss von Sions Fussball-Direktor Pablo Iglesias: «Er ist sehr offen mit den Mitspielern. Er gibt ihnen Vertrauen und macht die Spieler in Sion noch besser. Das einzige Problem ist: Sie müssen noch das richtige System finden.»
Auch der vermeintliche erste Skandal – eine angebliche Partynacht in Lausanne Mitte September – entpuppt sich als harmlos. «Das ist alles andere als ein Skandal, im Gegenteil», macht Bickel klar und wird von Bregy ergänzt: «Es wurde kein Alkohol bestellt. Es war nur ein bisschen Show, als er aus der Disco herauskam.» Und Constantin fügt gar an: «Ich mag es, wenn meine Mannschaft zusammen ausgeht. Dann hast du einen Teamspirit. Und das war in den letzten Jahren in Sion das grosse Problem.»
«Als Präsident musst du mit allen sprechen»
In dieser Saison wächst im Wallis etwas zusammen. «Für mich ist es top, die Mannschaft auf diesem Weg zu sehen», unterstreicht der Präsidenten-Sohn. Eines Tages als Nachfolger des Vaters zum Präsidenten des FC Sion zu werden, ist aber nicht Barths Absicht.
«Nein. Als ich jung war, war das ein Traum», sagt Constantin. Das habe sich bis zum heutigen Tag aber verändert. «Ich arbeite seit zehn Jahren im Klub und sehe die Probleme, die er hat. Das ist nichts für mich.» Constantin stört vor allem, dass man als Präsident stets ein offenes Ohr haben und für viele Gespräche verfügbar sein muss. «Wenn du Präsident bist, musst du für alle da sein und mit allen sprechen. Ich mag die Leute, aber das ist too much.»