Trainerknall beim Aufsteiger «Die Frage ist, wer bei Lausanne-Ouchy arbeiten will»

Mevion Heim, Andreas Aeschbach, Jan Arnet

14.11.2023

«Mit Braizats Entlassung wollte SLO etwas Psychologisches provozieren»

«Mit Braizats Entlassung wollte SLO etwas Psychologisches provozieren»

Lausanne-Ouchy trennt sich von Coach Anthony Braizat und sorgt damit nach 14 Runden für die vierte Trainerentlassung in dieser Super-League-Saison. Die Einschätzung von den blue Sport Experten Carlos Varela und Christian Schneuwly.

14.11.2023

Fünf Monate nach dem sensationellen Aufstieg in die Super League trennt sich Lausanne-Ouchy von Coach Anthony Braizat. Die blue Sport Experten Carlos Varela und Christian Schneuwly geben ihre Einschätzung zum Trainerwechsel ab.

Mevion Heim, Andreas Aeschbach, Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach der 2:5-Pleite bei den Grasshoppers muss Anthony Braizat seinen Platz an der Seitenlinie von Stade-Lausanne-Ouchy räumen.
  • Der 46-Jährige führte den Klub in der letzten Saison sensationell in die Super League, konnte seit Saisonbeginn in der obersten Schweizer Liga aber nur zwei Siege einfahren.
  • Die blue Sport Experten Christian Schneuwly und Carlos Varela suchen nach den Gründen für die vierte Trainerentlassung dieser Super-League-Saison.

Der 46-jährige Franzose Braizat betreute Lausanne-Ouchy nur anderthalb Jahre lang. In der letzten Saison führte er die Mannschaft über die Barrage gegen den FC Sion sensationell in die Super League. So kommt die Entlassung nun überraschend, auch wenn Lausanne-Ouchy zuletzt fünfmal in Folge sieglos geblieben ist und bislang nur zwei Siege einfahren konnte.

«Der Blick auf die Tabelle ist schuld», weiss blue Sport Experte Carlos Varela. Mit zehn Punkten aus 13 Spielen ist SLO Vorletzter, hat nur zwei Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Basel. «Die Niederlage gegen GC war die eine zu viel. Insbesondere mit Blick darauf, wie sie die Gegentore kassiert haben.»

Die Vereinsführung wolle mit dem Trainerwechsel etwas in der Mannschaft bewirken, meint Varela: «Sie sind mit den Neuzugängen unzufrieden. Jetzt erhoffen sie sich, dass der eine oder andere Spieler mehr Motivation erhält.» Die Spieler könne man mitten in der Saison nun mal nicht auswechseln, den Trainer aber schon. «Damit wollen sie etwas Psychologisches provozieren», glaubt Varela.

Zu offensiv für einen Abstiegskandidaten

Für Christian Schneuwly fehlt es der Mannschaft an Erfahrung. «Sie haben viele junge Spieler im Kader und viele, die den Schweizer Fussball nicht kennen», sagt er. Offensiv hätte SLO zwar attraktiven Fussball gezeigt, taktisch habe Braizat die Defensive aber ein wenig vernachlässigt, so Schneuwly weiter. «Er blieb seiner Linie treu. Er priorisierte die Offensive mehr als die Defensive. Das hat ihm am Ende wohl den Job gekostet.»

Nichtsdestotrotz gibt es auch Lob für den geschassten Coach. «Er hat einen guten Weg eingeschlagen. Die jungen Spieler machen Freude, sie sind mutig und geben Gas. Das wollen wir auch sehen», sagt Schneuwly. «Schlussendlich musst du in der Super League aber Punkte holen. Und von denen haben sie zu wenig geholt.»

Schällibaum als Top-Kandidat für die Nachfolge?

Noch ist unklar, wer nach der Nati-Pause bei Lausanne-Ouchy an der Seitenlinie stehen wird. Schneuwly hat aber einen Favoriten: «Ich glaube, es ist naheliegend, dass du einen Marco Schällibaum auf dem Blatt haben musst.» Schällibaum, ebenfalls Aufstiegscoach, wurde seinerseits vor zwei Wochen bei Yverdon-Sport entlassen. Weil er zu wenig attraktiven Fussball spielen liess. Also sozusagen genau das Gegenteil von Anthony Braizat.

«Giorgio Contini hat auch schon in Lausanne gearbeitet. Die Frage ist aber, wer bei Lausanne-Ouchy arbeiten will. Für einen neuen Trainer ist das keine einfache Situation», meint Schneuwly. Ähnlich sieht es Varela: «Der Job als Trainer von SLO ist nicht der gleiche wie bei YB, Luzern oder sonstwo. Da geht es nur zu 50 Prozent um Fussball. Die anderen 50 Prozent bist du mit anderen Problemen beschäftigt.»

Der blue Sport Experte führt aus: «Bei Braizat waren die Spieler bei jedem Spiel unzufrieden, weil sie ausgewechselt worden sind oder gar nicht gespielt haben. Da gab es immer Theater.» Für Varela ist deshalb klar: Die Spieler sehen den Klub nur als Übergangsstation, als Sprungbrett für höhere Aufgaben. «Die Spieler wollen nicht da bleiben.»