Nach dem misslungenem Saisonstart ist vom FC Basel im Heimspiel gegen Winterthur eine Reaktion gefordert. Captain Fabian Frei spricht über den neuerlichen Umbruch im Team.
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- Zum Saisonauftakt in der Super League hat der FC Basel 1:2 gegen St.Gallen verloren, gefolgt von einer 1:3-Heimpleite im Hinspiel der Conference-League-Quali gegen Aussenseiter Tobol Kostanai aus Kasachstan.
- FCB-Star Fabian Frei glaubt, dass das Team nach dem neuerlichen Umbruch eine Weile brauche, um sich zu finden. Dabei gibt es einen Haken: «Das Problem ist, dass man im Fussball eigentlich nie Zeit hat.»
- Frei ist zuversichtlich, dass der FCB zurück in die Spur findet: «Ich habe volles Vertrauen in meine Mitspieler, den Trainer, aber auch in Dave (Degen, Präsident) und in Heiko (Vogel, Sportchef). Sie wissen, was es braucht, um erfolgreich zu sein.»
- Dass so viele Leistungsträger den Verein verlassen haben, sieht Frei auch positiv: «Es zeigt, dass der FC Basel einen Stellenwert in Europa hat, an den YB noch nicht herankommt.»
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Fabian Frei, der FC Basel hat eine intensive Saison hinter sich, und nun haben die englischen Wochen schon wieder begonnen. Wie geht es Ihnen dabei?
Ich habe nichts gegen englische Wochen. Gerade am Anfang, wenn man noch wenige Spiele in den Beinen hat, kann es einem Team sogar helfen, den Rhythmus zu finden.
Dass der Rhythmus noch fehlt, war beim Saisonstart offensichtlich. Wo sehen Sie die grössten Baustellen?
Das Aufbauspiel muss noch viel besser werden. Wir konnten uns kaum entfalten oder Strafraumszenen generieren. Die Abstimmung in der Offensive war ebenfalls noch nicht optimal, das ist mit den neuen Spielern aber auch wenig verwunderlich. Es ist klar, dass das Team eine Weile brauchen wird, sich zu finden. Das Problem ist, dass man im Fussball eigentlich nie Zeit hat.
Beim FC Basel hat es in der Sommerpause erneut einen Umbruch gegeben. Dies, obwohl die Klubführung mit einem Grossteil des Kaders der letzten Saison starten wollte. Waren Sie enttäuscht?
Ich bin es inzwischen etwas gewöhnt. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Zeki Amdouni, Andy Diouf oder Andy Pelmard geblieben wären. Aber letztlich gehört es zum Konzept des Klubs, solche Talente auszubilden, sie besser zu machen und wieder zu verkaufen. Wenn das funktioniert, kann man der Klubführung keinen Vorwurf machen. Es ist eine Chance für viele andere Spieler, ebenfalls den nächsten Schritt zu machen.
Viele wichtige Abgänge, bisher wenige Zugänge. Bei den Fans machen sich Sorgen breit.
Wir in der Schweiz starten auch deutlich früher als viele andere Ligen in Europa, der Transfermarkt ist wohl gar noch nicht richtig warm. Ich kann aber verstehen, dass einige zum jetzigen Zeitpunkt das Gefühl haben, es könnte eine schwierige Saison werden.
Denken Sie das auch?
Wenn wir so spielen, werden wir gegen alle Teams Mühe haben. Trotzdem sage ich klar Nein, denn ich sehe die Arbeit, die wir in den Trainings investieren. Ich habe volles Vertrauen in meine Mitspieler, den Trainer, aber auch in Dave (Degen, Präsident) und in Heiko (Vogel, Sportchef). Sie wissen, was es braucht, um erfolgreich zu sein.
Es ist interessant, dass Basel Jahr für Jahr mehrere seiner Leistungsträger abgeben muss, während Serienmeister YB es immer wieder schafft, das Teamgerüst weitgehend zu erhalten.
Es zeigt, dass der FC Basel einen Stellenwert in Europa hat, an den YB noch nicht herankommt. Wir zahlen gerade wieder den Preis für den internationalen Erfolg mit dem Erreichen des Halbfinals in der Conference League. Solche Spiele finden auf dem Markt mehr Beachtung als die in der Liga.
Wäre es dann vielleicht sogar gut, wenn der FC Basel mal nicht europäisch spielen würde?
Für die Meisterschaft ist es suboptimal, wenn du wenige Tage vorher beispielsweise in Kasachstan spielen musstest. Gleichwohl wächst man auch an den internationalen Erfahrungen. Ich denke, dass uns viele Spieler in der Schweiz darum beneiden. Nicht zuletzt wäre es für den Klub in finanzieller Hinsicht und für die Reputation enorm wichtig, europäisch vertreten zu sein.
Zurück zum nationalen Geschäft. In dieser Saison gibt eine Zwölferliga und einen neuen Modus. Ihre Meinung dazu?
Da ich mal gesagt habe, dass ich die Zehnerliga mit jeweils vier Duellen pro Jahr nur semiattraktiv finde, kann ich mich jetzt nicht beklagen. Es ist cool, dass es dank der zwei zusätzlichen Teams etwas mehr Abwechslung gibt. Es könnte aber kompliziert werden, wenn es am Schluss plötzlich nicht mehr aufgeht mit der Anzahl an Heim- und Auswärtsspielen. Man muss dem Modus eine Chance geben.
Es kommen nochmals zwei Spiele mehr in den bereits vollen Kalender. Ist es langsam zu viel?
Ich habe gemerkt, dass es in der Öffentlichkeit nicht gut ankommt, wenn sich Fussballer über zu viele Spiele beklagen. Aber vor allem mit Blick auf die höhere Verletzungsgefahr ist es fraglos grenzwertig. Auch aus Sicht der Fans kann ich mir vorstellen, dass es mittlerweile ein Überangebot gibt. Früher hat man an den Wochenenden die Spiele verfolgt, heute kannst du praktisch jeden Tag etwas anschauen. Ich möchte aber nicht werten, es ist einfach, wie es ist.
Apropos voller Kalender: Seit Februar sind Sie dreifacher Vater. Was hat sich verändert?
Im Auto wird es eng, und ich habe allgemein immer einen Arm zu wenig. Viele haben mir gesagt, das dritte Kind laufe dann einfach mit. Aber ich finde, dass das Familienleben schon nochmals intensiver geworden ist. Zwei Kinder hat man normalerweise gut im Blick, das dritte muss man immer kurz suchen. Aber natürlich ist es auch sehr schön, ich geniesse die Zeit mit der Familie enorm.
Wer wollte das dritte Kind?
Ich. Da habe ich mich für einmal gegen meine Frau durchgesetzt. Ich bin ebenfalls mit zwei Geschwistern gross geworden und fand das immer cool.
Sie sind 34 Jahre alt, Ihr Vertrag läuft Ende Saison aus, könnte sich bei bestimmten Voraussetzungen aber nochmals um ein Jahr verlängern. Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ich lasse es auf mich zukommen. Es kann gut sein, dass irgendwann ein Moment kommt, an dem ich mich frage: Was will ich jetzt noch? Aber im Moment habe ich noch viel Lust auf Fussball. Ich spiele gerne, gehe gerne ins Training und offenbar bin ich auch noch gut genug, um auf diesem Niveau mitzuhalten.
Ist Basel die letzte Station?
Das würde Sinn machen und würde ich mir auch wünschen. Aber auch hier: Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass schnell etwas passieren kann.
Sie sind bereits Rekordspieler des FC Basel. Gegen Winterthur dürften Sie am Sonntag das 499. Pflichtspiel für den Klub bestreiten. Was bedeutet es Ihnen, bald die 500er-Marke zu knacken?
500 ist definitiv eine sehr hohe Zahl. Es ist schön und eindrücklich, diese zu erreichen. Gleichzeitig fühlt es sich irgendwie auch surreal an.
Sie haben mal gesagt, dass Sie sich selbst trotzdem nicht als Klublegende sehen. Warum nicht?
Ich identifiziere mich sehr mit dem Verein und habe unvergessliche Momente hier erlebt. Jedoch gibt es andere aktuelle oder ehemalige Spieler, die einen grösseren Bezug zur ganzen Region haben. Da passe ich mit meinem breiten Thurgauer Dialekt fast nicht dazu.» (lacht).
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