VAR-Ärger für den FCB Deshalb hätte es den Last-Minute-Penalty für Servette nicht geben dürfen

Von Jan Arnet

19.2.2023

blue Schiedsrichter Experte Erlachner: «Der Schiri muss die Regel umsetzen»

blue Schiedsrichter Experte Erlachner: «Der Schiri muss die Regel umsetzen»

19.02.2023

Servette entführt nach einem umstrittenen Penaltypfiff in der Nachspielzeit einen Punkt aus Basel. Bei genauem Blick auf die Szene und das Regelwerk scheint klar, dass ein Fehlentscheid vorlag.

Von Jan Arnet

Es läuft schon die 94. Minute im St. Jakob-Park. Der FCB führt gegen Servette mit 2:1 und scheint die drei Punkte schon auf sicher zu haben. Dann meldet sich urplötzlich der VAR bei Platzschiedsrichter Sandro Schärer und bittet ihn an den Monitor. Der Unparteiische soll sich einen Zweikampf im Basler Strafraum noch einmal ansehen. 

Schärer sieht, wie Fabian Freis Arm nach einem Luftduell zum Ball geht und ihm eine entscheidende Berührung gibt. Oder war es doch die Schulter? Wie auch immer: Der Schiri ist sich offensichtlich sicher, dass hier eine klare Fehlentscheidung vorlag, und zeigt auf den Punkt. Chris Bedia sagt Danke und verwandelt den fälligen Penalty in der 96. Minute zum 2:2-Endstand.

Der Ärger auf Seiten der Basler ist gross. Fabian Frei beschwert sich so lautstark bei Schärer, dass er die zweite Gelbe Karte sieht und noch vom Platz fliegt – zum allerersten Mal im 404. Super-League-Einsatz.

Hat der VAR die falschen Kamera-Bilder herausgesucht?

Was der FCB-Captain dem Schiedsrichter genau gesagt hat, ist nicht überliefert. Möglicherweise wollte er Schärer klarmachen, dass der Ball unmittelbar vor seinem Handspiel noch vom Servette-Spieler abgelenkt wurde. Das beweist eine andere Kamera-Einstellung, die Schärer auf dem Platz allerdings nicht zu sehen bekommt.

Das ist verheerend. Denn die Regel besagt, dass kein strafbares Handspiel vorliegt, wenn der Ball unmittelbar vor der Berührung der Hand oder des Arms vom eigenen Körper oder dem Körper beziehungsweise Kopf eines anderen Spielers abgelenkt wurde. 

Auch die deutschen Schiedsrichter-Experten von «Collinas Erben» analysieren die Szene auf Twitter und vertreten die klare Meinung, dass hier nicht auf Penalty hätte entschieden werden dürfen: «Für mich eine normale Armhaltung im Sprung zum Kopfball und damit keine unnatürliche (!) Vergrösserung des Körpers. Der Ball fällt sodann von oben auf den Arm, die Armbewegung nach vorne gibt es erst nach dem Ballkontakt, sie ist zudem vom Gegner beeinflusst.» Für den VAR hätte es keinen Grund gegeben, einzugreifen.

Schiedsrichter Schärer und die Liga haben sich zur Szene bislang nicht geäussert. Und der Schweizer Fussball ist um eine weitere VAR-Diskussion reicher.

Basel – Servette 2:2

Basel – Servette 2:2

Credit Suisse Super League, 21. Runde, Saison 22/23

19.02.2023