Schiri-Kritik Dzemaili wird gesperrt – im Gegensatz zu Balotelli, CC, Frick und Vogel
Blerim Dzemaili wird nach seiner Schiri-Kritik im Spiel gegen den FC St. Gallen gesperrt. Für einen vergleichbaren Vorfall kommt Mario Balotelli in der Vorrunde dagegen ohne Sperre davon.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Zürichs Blerim Dzemaili wird nach seiner Schiri-Kritik im Pauseninterview während der Partie gegen St. Gallen für ein Spiel gesperrt.
- In den sozialen Netzwerken stösst die ausgesprochene Sperre auf viel Unverständnis.
- Sions Mario Balotelli kam nach einem vergleichbaren Vorfall mit einer Geldbusse davon.
Zürichs Blerim Dzemaili platzt während der Partie gegen den FC St. Gallen in der 26. Super-League-Runde der Kragen. Im Pauseninterview bei blue Sport nimmt der 36-Jährige kein Blatt vor den Mund und kritisiert einen Schiedsrichter-Entscheid kurz vor einem Gegentor scharf: «Es ist lächerlich, diese Schiris ... Lächerlich! Wenn das kein Foul ist, weiss ich auch nicht mehr.» Und weiter: «Wir können nicht jedes Mal gegen den Schiri spielen.»
Für seine getätigten Aussagen wird Dzemaili von der Liga für ein Spiel gesperrt, weil der Disziplinarrichter diese als «beleidigend und schmähend gegenüber den Schiedsrichtern» auslegt. Das weckt Erinnerungen.
Balotelli nach Mafia-Vorwürfen nicht gesperrt
Rückblick auf den 15. Spieltag: Mario Balotelli leistet sich im Auswärtsspiel beim FC Basel eine Unbeherrschtheit und zeigt den Fans den Mittelfinger. Weil sowohl der Schiedsrichter als auch der VAR die Aktion verpassen, wird der Italiener dafür aber nicht mit dem fälligen Platzverweis bestraft.
Trotzdem attackiert Balotelli tags darauf die Liga heftig. «Schweizerischer Verband: Ich weiss nicht, in was für einer Mafia sie sind, aber glauben sie mir, Spieler wie ich sind nicht stolz darauf, in einer Liga zu spielen, in der Ungerechtigkeit, Korruption und Unfähigkeit herrschen», schreibt er auf Instagram. Wiederum nur einen Tag später legt Sion-Präsident Christian Constantin nach und erhebt im «Blick» Vorwürfe, die Walliser würden von den Schiedsrichtern systematisch benachteiligt.
Die Reaktion der Liga fällt milde aus. «Wir halten die verletzenden, wenig respektvollen und sogar beleidigenden Äusserungen des Spielers für inakzeptabel. Wir berücksichtigen jedoch seine Entschuldigung, seine Verpflichtung, nicht rückfällig zu werden, und die Löschung der Nachricht», schreibt die Disziplinarkommission der SFL damals. Balotelli wird mit einer Busse von 5000 Franken belegt, kommt aber ohne Sperre davon.
Constantin geht straffrei aus. Die Aussagen im «Blick» würden noch unter Meinungsfreiheit und dem Recht auf Kritik laufen, begründet die SFL ihren Entscheid und stellt das Verfahren gegen den 66-Jährigen ein.
Frick spricht von Sonderbehandlung
Luzern-Trainer Mario Frick macht seinem Ärger gegenüber den Unparteiischen zuletzt nach dem Heimspiel gegen Sion Luft und spricht von einer Sonderbehandlung für Mario Balotelli. «Ich habe selbst neun Jahre in Italien gespielt und weiss, dass gewisse Spieler einen Status haben und Narrenfreiheit geniessen», sagt Frick und fügt an: «Ich habe nicht gedacht, dass das in der Schweiz auch so ist.»
Konsequenzen für die getätigten Aussagen muss Frick nicht befürchten. Die Liga verzichtet auf ein Verfahren – genau wie im Fall von Heiko Vogel. Der FCB-Coach kritisierte im Interview nach der Pleite im Cup-Halbfinal gegen YB am 4. April: «Eine Person hat leider Gottes die Qualität nicht gehabt.» Ob er damit den Schiedsrichter meint, lässt Vogel auch auf Nachfrage offen – und entkommt so womöglich einem Verfahren?
Constantin gebüsst
Ganz anders Christian Constantin. Während der Sion-Präsident für seine Kritik im November noch ohne Strafe davonkommt, verdonnert ihn die Liga nun wegen eines weiteren Vorfalls zu einer Geldbusse. «Der Präsident des FC Sion hatte in der Pause des Spiels seines Klubs vom 25. Februar gegen den FC St. Gallen 1879 das Schiedsrichtergespann in den Garderoben lautstark kritisiert und unter anderem als «Tricheur» (Betrüger) bezeichnet», erklärt die Liga.
Wo liegt die Grenze?
Blerim Dzemaili hingegen wird gesperrt, weil er sich «beleidigend und schmähend» geäussert hat. Ganz zum Unverständnis einiger Fans, die den Entscheid in den sozialen Netzwerken kritisieren, wird der FCZ-Mittelfeldspieler für die Partie gegen Luzern (Samstag, 20.30 Uhr live auf blue Sport) gesperrt.
Wird also mit anderen Massstäben gemessen und wo zieht die SFL die Grenze? Philippe Guggisberg, Head of Communications beim Schweizer Fussballverband, erklärt auf Anfrage von blue News: «Der Entscheid wurde vom Richter im Spielbetriebswesen gefällt. Das ist eine unabhängige Behörde, die von den Klubs gewählt wurde.»
Der FCZ verzichtet gemäss Informationen von blue Sport auf einen Rekurs und akzeptiert die Sperre. Dzemaili muss gegen den FCL definitiv zuschauen.