In einigen Fällen überschreitet Kritik an Schiedsrichtern die Grenzen massiv. Im Fussball-Talk Heimspiel sprechen Spitzen-Ref Urs Schnyder, Schiri-Boss Daniel Wermelinger und blue Sport Experte Alex Frei darüber.
Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen
- Urs Schnyder, Schweizer Spitzen-Schiri, spricht im Fussball-Talk Heimspiel von blue Sport Schiri-Boss Dani Wermelinger und Ex-Nati-Star Alex Frei über Anfeindungen gegenüber der Unparteiischen.
- Mit den sozialen Medien haben sich Kritik und Drohungen angehäuft. Für blue Sport Experte Alex Frei eine gesellschaftliche Entwicklung, die nicht in Ordnung ist.
- Der Verband arbeitet deshalb mit Juristen zusammen. «Wir leiten rechtliche Schritte ein, wenn es zu viel wird», sagt Wermelinger. «Diesen Leuten muss man konsequent nachgehen und sie bestrafen, auch wenn es später juristische Folgen hat.»
Ein Pfiff eines Schiedsrichters kann Spiele entscheiden und weit über das Ende der Partie hinaus nachhallen. Gewisse Entscheide lösen beim Fussball-Volk ein Feuerwerk an Emotionen aus. Die Diskussionen um richtig oder falsch sind kunterbunt. Teils hitzig, teils laut, teils ruhig und bestimmt. Teilweise sprüht das Feuerwerk auch Funken, die unkontrolliert auf die Unparteiischen niederprasseln.
«Habt ihr das Geld geteilt? ... Ich wünsche dir eine schöne Woche du Mistkerl, kauf dir eine kugelsichere Weste», so einst eine handgeschriebene Nachricht an einen Schweizer Schiedsrichter, die der Schweizer Fussballverband blue Sport anonymisiert offenlegt.

Beim Fussball-Talk Heimspiel sprechen Schiedsrichter Urs Schnyder, der Schweizer Schiri-Boss Daniel Wermelinger und blue Sport Experte Alex Frei über Kritik an Schiedsrichtern, die Grenzen überschreitet.
Mit Feindseligkeiten von Aussen sah sich auch Schnyder bereits konfrontiert. Der Spitzenschiedsrichter erzählt von einem Erlebnis, das unter die Haut ging. Eine Person wünschte dem Luzerner einst den Tod. «Es war zwischen den Zeilen eine Morddrohung», erinnert sich der 38-Jährige. Diese Worte seien etwas vom schlimmsten gewesen, das ihm widerfahren war. «Das schüttelt einem schon durch.» Man denke darüber nach, was in einer Person vorgehe, die einem den Tod wünscht, zumal der Fussball unter dem Strich nur ein Spiel sei.
Die Kritik hat sich in die Weiten der sozialen Medien verlagert
Unter dem Deckmantel der sozialen Medien haben Anfeindungen gegenüber Schiedsrichtern ein neues Ausmass erreicht. Wermelinger betont, dass schon zu seiner Zeit als noch aktiver Schiri (2005 bis 2011) emotional schwere Ladungen auf die Unparteiischen einschlugen. Doch heute weiten sich diese über die Stadiondächer hinaus und werden vermehrt in den sozialen Medien abgeladen.
Aufgrund dieser Verlagerung arbeitet der Verband mit Juristen zusammen. «Wir leiten rechtliche Schritte ein, wenn es zu viel wird», sagt Wermelinger. Es gehe darum, die Schiedsrichter unterstützen zu können. «Diesen Leuten muss man konsequent nachgehen und sie bestrafen, auch wenn es später juristische Folgen hat.»
Gewisse Fälle enden jedoch mit einer Entschuldigung anstatt eines juristischen Prozesses. Wermelinger spricht über ein Geschehnis, als ein Lernender in den sozialen Medien einen Post mit einer Bedrohung absetzte. Man habe mit der Person und dem Arbeitgeber das Gespräch gesucht und dem Lernenden die Chance gegeben, sich zu entschuldigen. Wermelinger wägt je nach Situation ab. «Es ist ein Entscheid zwischen einem juristischen Nachspiel oder einer Einladung für eine Stellungnahme.»
Bei Alex Frei läuten die Alarmglocken
Für Frei gibt es bei gewissen Situationen keine zwei Optionen. Der blue Sport Experte spricht Klartext: «Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die nicht geht. Das darf nie irgendwo akzeptiert werden. Es gibt gewisse Sachen, die über die Leitplanken hinaus gehen und bestraft werden müssen.»
Um Kritik der ungezügelten Art bestmöglich fernzubleiben, konsumiert Schnyder Medien sehr gezielt. Nachrichten von Spielen, die er pfeift und die sozialen Medien blendet er aus.
Der Verband wird derweil weiter ein Auge darauf haben, wenn Menschen mit ihrer Kritik bestimmte Grenzen überschreiten und ihre emotionalen Funken auf die Unparteiischen niederprasseln.