Statistisch gesehen ist Basels Heinz Lindner in dieser Saison der beste Goalie der Liga. Dennoch äusserte sich FCB-Boss David Degen kürzlich kritisch über den Österreicher. Der Goalie zeigt sich darob wenig beeindruckt. Die Zahlen sprechen für ihn.
Schon elfmal spielte Heinz Lindner in der laufenden Meisterschaft zu Null, wettbewerbsübergreifend war dies gar in 16 von 47 Spielen der Fall. Bei noch drei ausstehenden Partien könnte er gar noch seinen persönlichen Rekord von 18 Zu-Null-Spielen aus der Saison 2012/13 knacken. Eine Saison, an die er sich noch gut erinnern kann, wie er in einem Interview mit der «Basler Zeitung» festhält: «Das werde ich nie vergessen: Damals sind wir mit Austria Wien Meister geworden. Das ist bis heute mein einziger Titel im Profibereich und die letzte Meisterschaft der Austria.» Zudem wurde er damals zum besten Torhüter der Liga ausgezeichnet und qualifizierte sich mit seinem Team für die Gruppenphase der Champions League.
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Im selben Interview sagt Lindner auch, dass er sich seither weiterentwickelt habe: «Ich bin reifer geworden, gelassener, erfahrener. Das ist ja völlig normal, weil man fast alle Situationen schon erlebt hat. Aber auch sportlich bin ich weiter, ich bin ein viel besserer Torhüter als damals.» Ausführlich spricht er darüber, wie sich das Torhütersein als solches verändert hat und wie er in den letzten zwei Jahren von der Zusammenarbeit mit Massimo Colomba profitiert hat. «Er hat mich auf ein anderes Niveau gebracht, was mein Spiel mit dem Ball angeht und meine Präsenz im Strafraum.»
«Er hat seine Meinung kundgetan, und ich kann nur sagen, dass ich und auch viele Fans diese Meinung nicht teilen.»
… zur Kritik von David Degen
In 99 Prozent der Fälle sei er in dieser Saison mit seinen Leistungen zufrieden gewesen, bilanziert Lindner, der deshalb auch mit der jüngsten Kritik nicht einverstanden ist. «Ich kann mich in dieser Saison an zwei Fehler von mir erinnern. Wenn man dem gegenüberstellt, wie viele Paraden ich gezeigt habe und wie viele Punkte ich der Mannschaft so vielleicht auch gesichert habe, dann steht das in keiner Relation.» An seine Fehler kann er sich noch genau erinnern, der eine sei ihm im Spiel gegen den FCZ, der andere gegen Marseille unterlaufen.
Dass auch David Degen zu den Kritikern gehört, das habe er mitbekommen. Er wisse aber nicht genau, welche Worte der Klub-Boss gewählt habe. «Aber er hat seine Meinung kundgetan, und ich kann nur sagen, dass ich und auch viele Fans diese Meinung nicht teilen. Ich bringe in jedem Spiel meine Leistung, ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem FCB, mit den Fans, mit dem Umfeld. Und ich spüre, dass meine Leistungen vom Klub und den Fans auch anerkannt werden. Jemand, der sich mit Fussball beschäftigt, der sieht, dass ich eine sehr gute Saison spiele.»
Nachgefragt, weshalb er Degen nicht darauf angesprochen habe, meint er im «BaZ»-Interview vielsagend: «Ich glaube, dass man andere Menschen nur schwer von ihrer Meinung abbringen kann. Wer sich seine Meinung gebildet hat, der hat sie sich gebildet.» Dass immer wieder Namen von Torhütern kursieren, die zum FCB stossen könnten, das sei «nicht besonders angenehm», so Basels Schlussmann weiter. Als Profi müsse er aber damit umgehen können, denn sonst könne man in diesem Geschäft nicht bestehen. Aktuell wird Marwin Hitz als Kandidat gehandelt, im letzten Winter kursierte auch mal der Name Lorius Karius.
Zwar ist Lindner keiner, der laute Töne von sich gibt, an gesundem Selbstvertrauen mangelt es ihm trotzdem nicht: «Ich weiss, dass ich in jedem Spiel alles gegeben habe und insgesamt eine sehr gute Saison spiele. Das zeigen auch die Fakten: Wenn es um Expected Goals geht, hätte ich deutlich mehr Gegentore kassieren müssen. Ich bin von meinen Mit- und Gegenspielern zum besten Torhüter der Liga gewählt worden. Ich wurde ins Team der Conference-League-Gruppenphase gewählt und bin wieder die Nummer 1 der österreichischen Nationalmannschaft.»
Super-League-Stammtorhüter im Vergleich
- Heinz Lindner (Basel): 39 Gegentore in 33 Spielen (elfmal zu null). Abgewehrte Schüsse: 75 Prozent.
- Yanik Brecher (FCZ): 39 Gegentore in 32 Spielen (zehnmal zu null). Abgewehrte Schüsse: 75 Prozent.
- Lawrence Ati-Zigi (St.Gallen): 60 Gegentore in 34 Spielen (siebenmal zu null). Abgewehrte Schüsse: 68 Prozent.
- Kevin Fickentscher (Sion): 49 Gegentore in 27 Spielen (sechsmal zu null). Abgewehrte Schüsse: 67 Prozent.
- Jérémy Frick (Servette): 55 Gegentore in 32 Spielen (fünfmal zu null). Abgewehrte Schüsse: 67 Prozent.
- André Moreira (GC): 52 Gegentore in 33 Spielen (viermal zu null). Abgewehrte Schüsse: 70 Prozent.
- Amir Saipi (Lugano): 34 Gegentore in 21 Spielen (viermal zu null). Abgewehrte Schüsse: 68 Prozent.
- Marius Müller (Luzern): 43 Gegentore in 24 Spielen (viermal zu null). Abgewehrte Schüsse: 63 Prozent.
- Mory Diaw (Lausanne): 55 Gegentore in 27 Spielen (zweimal zu null). Abgewehrte Schüsse: 64 Prozent.
- David von Ballmoos (YB): 28 Gegentore in 19 Spielen (zweimal zu null). Abgewehrte Schüsse: 63 Prozent.