St.Gallen gewinnt erstmals im Wankdorf. Die Torschützen Lukas Görtler und Tom Gaal machen keinen Hehl daraus, wie viel dieser Sieg ihnen und dem Team bedeutet.
Nach 30 Siegen und 7 Remis müssen sich die Berner am Sonntag im Direktduell mit St.Gallen geschlagen geben. Für die Ostschweizer ist es der erste Pflichtspiel-Auswärtssieg bei YB seit März 2005 – und der erste im Wankdorf insgesamt.
«Jedes Mal, wenn man hierherfährt, hört man die Geschichte», sagt Lukas Görtler im Interview mit blue Sport. Sechs Jahre habe er diese Negativ-Serie an eigener Haut miterlebt. Es sei schwierig, in Bern zu gewinnen.
«Die Fans machen Radau. Es ist nicht einfach, hier standzuhalten. Die Mannschaft ist natürlich gut, die haben die letzten sechs, sieben Jahre die Liga mit dominiert. Dann kommt noch der Kunstrasen dazu», erläutert der Deutsche und ergänzt: «Von daher sind wir glücklich, dass wir nächstes Jahr nicht hier anreisen und uns wieder diese Leier anhören müssen.»
Görtler höchstpersönlich ist mit seinem Siegtor verantwortlich für das Ende der Durstrecke. Das Spiel mache ihn stolz, weil es das verkörpere, wofür er stehen wolle, so Görtler. «Ich will als Vorbild vorangehen. Ich habe läuferisch versucht, voranzugehen. Ich will meine Emotionen im Griff haben. Das habe ich heute zum grössten Teil geschafft», meint er. Das sei nicht einfach, wenn man die ganze Zeit ausgepfiffen werde. «Aber ich bin ja nicht da, um Freunde zu machen», feixt Görtler.
Schöner habe man sich das Szenario nicht ausmalen können. «Wir kriegen in der 85. Minute das 1:1. Ich schreie noch meine Mitspieler an und sage, da liegt noch was drin – nicht aufgeben, nicht die Köpfe hängen lassen. Zwei Minuten später mache ich selbst dann das Tor. Das macht mich glücklich», gibt Görtler zu.
Görtler hat Treffer angekündigt
Speziell freut es Görtler, dass man auf die letzten beiden Liga-Pleiten (gegen Thun und den FCZ) reagieren konnte. Sonst hätte es geheissen, die Krise sei zurück in St.Gallen. «Dann sind wir irgendwann wieder da, wo wir immer sind. Irgendwie Sechster, Siebter. Jetzt haben wir heute einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. In Bern gewonnen, das ist ein Ausrufezeichen. Wir sind weiterhin vorne dabei», hält der 31-Jährige fest.
Es sei alles drin in der Liga. «Mit unserer Mannschaft kann man jedes Spiel gewinnen. Das haben wir heute bewiesen. Aber wir können auch jedes verlieren, wenn wir es nicht auf den Platz bringen», warnt der Captain.
Neben Görtler durfte sich auch Landsmann Tom Gaal zu den Matchwinnern zählen. Der 24-jährige Deutsche, der vor der Saison von Ulm zum FCSG stiess, schoss in seinem elften Super-League-Spiel sein Team in Führung (55.). Es sei von allen eine «super Leistung» gewesen, schwärmt der Defensivspieler.
Der zwischenzeitliche Ausgleich sei nicht unverdient gewesen. «YB war schon gut vorne. Wir wussten, wir können viel wegverteidigen», sagt Gaal. Bei Bedias Treffer habe aber Zigi nichts ausrichten können. «Da denkt man sich – scheisse. Aber wenn du vorher schon so gut drin bist, dann hast du so ein Gefühl. Letzte Woche und vorletzte Woche hätten wir vielleicht gedacht, scheisse, wir gewinnen das nicht mehr. Und jetzt wussten wir – okay, hier geht noch was.»
Görtler habe ihm gesagt, er glaube, er treffe heute – und er machte das, verrät Gaal. «Jetzt wird gefeiert, morgen ist frei und dann Generalversammlung. Ich glaube, da haben alle gute Laune», sagt ein strahlender Gaal.