Hitz über Basel, Magnin und den Titelhunger «Ich bin der Gegenpol zu Xherdan Shaqiri»

Syl Battistuzzi

17.10.2025

Marwin Hitz - vom geschassten Talent zum Fels in der Brandung

Marwin Hitz - vom geschassten Talent zum Fels in der Brandung

Seit 2022 ist Marwin Hitz die Nummer 1 beim FCB. Aber erst in der letzten Saison hat er seinen ersten «richtigen» Titel gewonnen. Mit blue Sport spricht der St.Galler über seinen ganz speziellen Werdegang.

17.10.2025

Marwin Hitz erlebt beim FC Basel seinen zweiten Frühling. Der 38-jährige Goalie spricht bei blue Sport über seine Rolle als ruhiger Gegenpol zu Shaqiri, den Einfluss von Trainer Magnin – und warum er heute stärker ist als je zuvor.

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Syl Battistuzzi, Chris Augsburger, Roman Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mit 38 Jahren erlebt Marwin Hitz beim FC Basel seinen zweiten Frühling und überzeugt mit Erfahrung, Ruhe und neuer körperlicher Stärke.
  • In einem exklusiven Interview mit blue Sport spricht der Basel-Goalie über den Titelhunger, Trainer Magnin und seine Zeit in der Bundesliga.
  • Der Torhüter betont, dass gezieltes Krafttraining und mentale Gelassenheit ihn heute stärker machen als je zuvor.
  • Mit seiner ruhigen Art bildet er den Gegenpol zum impulsiveren Xherdan Shaqiri und schätzt die offene Kommunikation unter Trainer Ludovic Magnin.
  • Trotz seines Alters hat Hitz grosse Ziele – er will mit Basel das Double verteidigen und sieht das Team aktuell stärker aufgestellt als im Vorjahr.

Dem FC Basel gelang in der Ligaphase der Europa League ein Coup. Der Schweizer Meister bezwang Stuttgart vor heimischem Publikum mit 2:0. Goalie Marwin Hitz hielt gar einen Penalty. 

«Es war eine sehr interessante Partie für mich, schliesslich habe ich eine Vergangenheit in der Bundesliga», meint Hitz im Interview mit blue Sport. «Es fühlte sich für mich aber nicht überragend an – die Mannschaft hat einfach komplett funktioniert. Ich hatte von Beginn an ein sehr gutes Gefühl.» Natürlich sei es schön, wenn er Lob erhalte – Trainer Ludovic Magnin schwärmte etwa: «Wir hatten Jesus im Tor» – aber er sehe das als Erfolg für die ganze Mannschaft.

Eine «gute Vorbereitung» sei die Basis für eine solche Leistung. «Es reicht nicht, sich erst drei, vier Tage vor einem solchen Topspiel anzustrengen – das beginnt schon im Sommer. Wir wussten, dass es eine anstrengende Saison mit vielen Spielen wird. In meinem Alter ist es schön, oft zu spielen und weniger zu trainieren. Schlussendlich muss man genau zu diesem Zeitpunkt topfit sein.»

Mit 38 Jahren so fit wie noch nie

Als Torhüter hoffe man natürlich auch, dass es im Spiel Situationen gebe, in denen man sich auszeichnen könne, so Hitz. «Es gibt aber auch Spiele, in denen man nicht gut aussieht. Gegen Stuttgart ist einfach alles für mich gelaufen.»

Für ihn sei wichtig, dass er sich wohlfühle, fit sei und eine gewisse innere und äussere Ruhe auf den Platz bringe. «Viele sagen, ich sei ein ruhiger Typ, dass ich viel Ruhe ausstrahle – in mir drin sieht das aber oft anders aus», gibt er zu.

Aktuell sei er zudem topfit: «Ich habe bisher in meiner Karriere nicht allzu viel Maximalkraft trainiert, sondern mehr auf die Beweglichkeit geachtet. Seit ich aber in Basel bin, trainiere ich gezielter auch die maximale Kraft. Ich konnte die Gewichte nun stetig steigern – und das mit 38 Jahren.»

Gegenpol zu Shaqiri

Als Routinier hat er auch in der Kabine eine wichtige Funktion: «Ich führe viele Gespräche – meistens unter vier Augen. So kann man Dinge mit einer gewissen Distanz und Ruhe ansprechen. Ich bin da etwas der Gegenpol zu Shaqiri. Er ist sehr impulsiv, sicher etwas emotionaler als ich. Aber er ist extrem wichtig für die Mannschaft – genau das brauchen wir auch. Seit er hier ist, haben wir eine andere Ausstrahlung auf dem Platz. Ich glaube, die Mischung zwischen ihm und mir passt sehr gut», findet Hitz.

Marwin Hitz und Xherdan Shaqiri holten letzte Saison das Double.
Marwin Hitz und Xherdan Shaqiri holten letzte Saison das Double.
KEYSTONE

Den Status als «Nummer 1» beim FCB bedeutet ihm «viel», auch wenn er sich nichts darauf einbilde. Es sei einfach die Bestätigung für langjährige Arbeit und Disziplin. «Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ich in meinem Alter bei so einem Klub noch so viele Spiele machen kann.» Trotzdem weiss er auch: «Im Fussball kann es schnell gehen.»

Ein Auf und Ab erlebte der Goalie auch mit dem FCB. Im Herbst 2023 lag der einstige Serienmeister auf dem letzten Super-League-Platz, letzte Saison holte Basel das Double. «Das sind die beiden wichtigsten Titel meiner Karriere», resümiert Hitz.

Die Unterschiede zwischen Celestini und Magnin

Der damalige Erfolgstrainer verliess den FCB in Richtung Moskau. Neu an der Seitenlinie ist seit diesem Sommer Ludovic Magnin. «Im Spiel hat sich nicht viel verändert. Wir spielen nach wie vor einen sehr ähnlichen Fussball» findet Hitz. Spielerisch sei es sehr gut, auch wenn zwei, drei Niederlagen zu viel auf dem Konto seien, resümiert der 38-Jährige.

«Für mich hat sich im Zwischenmenschlichen aber einiges verändert – Ludovic Magnin ist viel kommunikativer, viel offener, spricht Dinge direkt an», streicht Hitz den grössten Unterschied heraus. Persönlich passe ihm Magnins Art gut: «Ich bin jemand, der Dinge gerne offen und ehrlich anspricht – und nicht hinter dem Rücken versucht, sie zu klären.»

Die Titelverteidigung in der Meisterschaft und Cup sei eine schwierige, aber auch sehr schöne Aufgabe. «Es ist ein grosses Ziel, das Double zu verteidigen. Wir sind in allen Wettbewerben noch gut dabei. Aber Titel zu bestätigen, ist immer schwierig. Der Verein hat im Sommer klug gehandelt, wir haben uns punktuell verstärkt und sind im Moment wohl besser als letzte Saison zur gleichen Zeit. Wenn wir unsere Leistung jedes Mal auf den Platz bringen, sind wir sehr schwer zu schlagen», glaubt Hitz.