Celestinis Sion-Abenteuer In sechs Spielen vom Hoffnungsträger zum Sündenbock

Von Luca Betschart

27.2.2023

«Es war nur die Frage wann und nicht ob Celestini entlassen wird»

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blue Sport Moderator Marko Vucur erklärt, warum ihn die Beurlaubung von Sion-Trainer Fabio Celestini nicht überrascht.

27.02.2023

Anfang Januar als grosser Hoffnungsträger ins Wallis geholt, kann Fabio Celestini in sechs Spielen mit dem FC Sion nicht einen Sieg einfahren. Ein Rückblick auf eine Amtszeit, die endet, bevor sie richtig beginnt.

Von Luca Betschart

Am 12. November des letzten Jahres kassiert der FC Sion gegen St. Gallen eine deftige 2:7-Heimklatsche und bleibt im fünften Ligaspiel in Folge ohne Sieg. Zu viel für die Vereinsführung um Christian Constantin, die Cheftrainer Paolo Tramezzani nach dem letzten Spiel vor der WM-Pause per sofort entlässt. Fabio Celestini wird als dessen Nachfolger verkündet und hat dank der Winterpause viel Zeit, seine neue Mannschaft kennenzulernen.

Drei Wochen nach Amtsantritt zieht Celestini ein erstes positives Fazit und sagt: «Wir sind sehr nahe am 2. Platz, sie sind im Schweizer Cup im Viertelfinal. Es ist eine gute Mannschaft.» Da der Vorsprung aufs Tabellenende zu dem Zeitpunkt acht Punkte beträgt, richtet man den Blick bei Celestinis neuem Arbeitgeber nach oben.

Fabio Celestini: «Ich habe gesagt, das ist der Moment»

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Fabio Celestini ist neuer Trainer beim FC Sion. In der Rückrunde hat er mit seinem Verein Grosses vor.

04.01.2023

Eine bittere Heimpleite zum Auftakt

Der Auftakt ins neue Jahr und eine neue Ära glückt dann aber nicht nach Wunsch. Nach einem Kaltstart und einem Gegentor in der dritten Minute kann Sion die Partie gegen Lugano zwar ausgleichen. Doch der späte Siegtreffer für die Gäste in der 94. Minute vermiest Celestini das Debüt endgültig. «Für ein erstes Spiel nach einem grossen Identitätswechsel für die Mannschaft bin ich zufrieden. Aber klar, es fehlt etwas», sagt der 47-Jährige hinterher.

Sion-Coach Celestini: «Ich bin zufrieden, aber es fehlt etwas»

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22.01.2023

Ein kurzer Hoffnungsschimmer

Auch im zweiten Spiel unter Celestini legt Sion im Rhone-Derby gegen Servette einen veritablen Fehlstart hin, liegt zur Pause mit 0:2 zurück und steht nach Cypriens Platzverweis nur noch zu zehnt auf dem Platz.

Celestini beweist Mut, wechselt zur Pause mit Balotelli und Sio gleich zwei Stürmer ein und wird dafür belohnt: Sion holt den Rückstand auf und entführt in Unterzahl einen Punkt aus Genf. «Wir sind nicht immer eine Mannschaft», sagt Celestini nach dem Schlusspfiff dennoch und betont: «Wir brauchen ein bisschen Zeit.»

Servette – Sion 2:2

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Credit Suisse Super League, 18. Runde, Saison 22/23

29.01.2023

Das vergebliche Warten auf den Befreiungsschlag

Die Freude über den erkämpften Punkt in Genf ist aber nicht von langer Dauer. Gegen den FC Zürich (0:1) und den kriselnden FC Basel (1:3) setzt es in der Folge zwei Pleiten ab, der Vorsprung aufs Tabellenende schrumpft bis auf einen Zähler. Die Unruhe im unmittelbaren Umfeld dagegen wächst.

Wer danach im Kellerduell mit Winterthur auf einen Befreiungsschlag gehofft hat, sieht sich getäuscht. Immerhin bewahrt Sio seinen Coach mit dem späten Ausgleich in der 85. Minute vor der vierten Niederlage im fünften Spiel. Dennoch wachsen die Zweifel, ob sich Celestini noch als Trainer halten kann. «Das ist eine dumme Frage», winkt Barth Constantin darauf angesprochen aber ab. «Fabio ist da, wir müssen arbeiten. Wir müssen eine Kontinuität haben. Er hat Zeit.»

Barthélémy Constantin, wie sicher ist Fabio Celestini noch im Amt?

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18.02.2023

Die eine Niederlage zu viel

Rund eine Woche später ist Celestinis Zeit hingegen abgelaufen. Zu schwer wiegt das 0:4 gegen den FCSG, der damit wie schon im November einen Sittener Trainerwechsel verursachen soll. «Wir haben seit 11 Spielen nicht mehr gewonnen. Ich glaube, die Reaktion ist normal», zeigt Celestini unmittelbar nach dem Schlusspfiff Verständnis für die Reaktionen des teilweise erzürnten eigenen Anhangs.

Der fehlende Fortschritt auf dem Feld widerspiegelt sich aber auch in den Erklärungsversuchen des Trainers. «Die Mannschaft spielt nicht wie eine Mannschaft. Die Spieler wollen, aber nicht zusammen», findet Celestini wie bereits nach seiner zweiten Partie mit dem FCS in Genf. «In jedem Spiel ist es ein wenig das Gleiche. Wir müssen mehr eine Mannschaft sein, das ist die Basis des Fussballs.»

Zwei Tage später ist Celestinis Aus besiegelt. Wobei: Der FC Sion spricht in der offiziellen Mitteilung von einer «Beurlaubung für eine Woche». Eine Rückkehr des Tessiners an die Seitenlinie der Sittener würde allerdings überraschen – und zwar mehr, als dass Celestinis sogenannte Beurlaubung nicht gleichbedeutend mit dessen Entlassung ist.