Vor vier Wochen wurde Marco Schällibaum als Trainer von Yverdon-Sport entlassen. Nun äussert sich ein Vertreter der neuen Klubbesitzer aus den USA erstmals gegenüber blue Sport zu den Gründen des Trainerwechsels. Und sorgt mit seinen Aussagen für Kopfschütteln bei Ciriaco Sforza.
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- Vier Wochen nach der überraschenden Entlassung von Aufstiegscoach Marco Schällibaum bringt Filippo Giovagnoli, Technischer Direktor bei Yverdon-Sport, etwas Licht ins Dunkel.
- Für die neuen Klubbesitzer aus den USA sei es «nicht einfach» gewesen, Schällibaum «zu ändern und uns anzugleichen», sagt Giovagnoli.
- blue Sport Experte Ciriaco Sforza passt der Umgang mit Schällibaum überhaupt nicht: «Es hat mit Respekt zu tun.»
Marco Schällibaum hat Yverdon sensationell in die Super League geführt und auch der Start in die neue Saison war alles andere als schlecht. Trotzdem musste der 61-jährige Coach Ende Oktober gehen. Man wolle einen Trainer, der besser zur neuen Philosophie passe, die die neuen Eigentümer dem Klub verleihen möchten, hiess es damals.
Gemäss Informationen von blue Sport hatte Schällibaum seit dem Einstieg der Investoren aus den USA einen schweren Stand. Er war von Anfang an nicht der Wunschtrainer der neuen Besitzer aus den USA, welche im Sommer 90 Prozent der Anteile an Yverdon-Sport kauften. Der Amerikaner Jeffrey Saunders als neuer Yverdon-Boss vorgestellt. Der neue Mehrheitsaktionär heisst Jamie Welch.
Mit Filippo Giovagnoli wurde auch ein neuer Technischer Direktor eingestellt. Und dieser gibt am Samstagabend bei blue Sport Auskunft zur überraschenden Entlassung von Schällibaum im Oktober. «Wir haben vier Monaten zusammengearbeitet. Manchmal muss die Philosophie des Klubs mit dem Spielstil des Trainers übereinstimmen», sagt Giovagnoli (s. Video oben).
Und weiter: «Wir haben es versucht mit der Zusammenarbeit. Aber einen Trainer wie Marco, mit so viel Erfahrung – da ist es nicht einfach, ihn zu ändern und uns anzugleichen. Wir sind zum Schluss gekommen, dass es besser ist, in der Anfangsphase etwas zu ändern, wo wir unsere Prozesse noch entwickeln können.»
Sforza: «Aufpassen» bei ausländischen Investoren
Es sind Worte, die blue Sport Experte Ciriaco Sforza auf die Palme bringen. «Es hat mit Respekt zu tun. Gegenüber Marco Schällibaum, der schon so viel erreicht hat. Er ist mit Yverdon aufgestiegen, war bei seiner Entlassung nicht Letzter, sondern im Mittelfeld der Tabelle und hat hervorragende Arbeit geleistet», so Sforza, der Schällibaum aus gemeinsamen Zeiten beim FC Basel kennt.
In der Schweiz müsse man mit ausländischen Investoren «aufpassen», wie mit den eigenen Leuten, die jahrelang gute Arbeit geleistet haben, umgegangen wird, fährt der blue Sport Experte fort. «Marco Schällibaum hat als Trainer und Ausbilder in der Super League, in der Challenge League und auch im Nachwuchsbereich viel geleistet.»
Eine solche Entlassung passe deshalb überhaupt nicht ins Bild des Schweizer Fussballs, meint Sforza. «Deshalb bin ich vorsichtig, wenn ausländische Investoren kommen.»
«Marco muss sich das nicht gefallen lassen»
Schällibaum habe in Yverdon nicht in Ruhe seiner Arbeit nachgehen können, munkelt man. Dem Vernehmen nach sei er selbst erleichtert gewesen, als er vor die Tür gesetzt wurde. Die neuen Bosse hätten dem Trainer sogar teilweise vorschreiben wollen, welche Spieler in der Startelf gehören. «Ich verstehe das so: Entweder du machst, was man dir sagt, oder du bist weg», sagt Sforza. «Marco muss sich das nicht gefallen lassen.»
In der Rolle des Yverdon-Trainers ist nun Alessandro Mangiarratti. «Wenn du erstmals ein Angebot aus der Super League hast, dann nimmst du es an, das ist normal. Aber er muss jetzt wohl das machen, was die anderen sagen», meint Sforza. «Ich könnte so nicht arbeiten. So kannst du dich selber ja auch gar nicht entwickeln.»
Von Erfolg gekrönt war der Trainerwechsel in Yverdon jedenfalls bislang noch nicht. Nach einem Remis gegen Lausanne und einer Niederlage gegen Schlusslicht Basel gibt's für Mangiarratti und die Waadtländer am Samstagabend zuhause gegen Lugano eine 0:5-Klatsche.