Der Umbruch beim FC Basel schlug hohe Wellen. Viele neue Spieler sind gekommen, noch mehr haben den Klub verlassen. FCB-Boss David Degen spricht in einem Interview über die Strategie der Bebbi, gesteht Fehler ein und lobt den FC St.Gallen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Wirtschaftlich ist der FC Basel trotz Verpassen des Europacups auf Kurs. Die Transferstrategie sei «voll aufgegangen», sagt Klubboss David Degen in einem Interview.
- Sportlich hinken die Basler den Erwartungen zu Beginn der Saison aber hinterher. So ist die Kritik an der Vereinsführung nicht abgeflacht.
- «Ich bin es langsam gewohnt, dass man auf mich einprügelt», sagt Degen und erklärt, wie es jetzt auch sportlich wieder aufwärts gehen soll.
- Du hast eine Frage an David Degen? Am Donnerstag, 5. Oktober, steht der FCB-Präsident in unserem Fussball-Talk «Heimspiel» exklusiv Red und Antwort. Sende uns deine Frage per Sprachnachricht (WhatsApp oder SMS) an 079 893 40 62.
Der FC Basel hat einmal mehr eine hektische Transferphase hinter sich. Vielleicht war sie sogar hektischer als je zuvor. 13 neue Spieler sind gekommen, 15 Profis wurden verkauft oder verliehen. Dabei sagte Klubboss David Degen im Mai zu den FCB-Mitgliedern, dass er davon ausgehe, 90 Prozent der Mannschaft würden zusammenbleiben.
Diese Worte waren «ungeschickt», gesteht Degen nun in einem Interview mit der «NZZ». Trotzdem sagt er: «Ich kann mich heute hinstellen und sagen, unsere Strategie in Bezug auf die Spieler ist aufgegangen. Und zwar voll aufgegangen.»
Laut «Transfermarkt» verzeichnete der FCB im Sommer ein Transferplus von knapp 18 Millionen Euro. Die Strategie ist klar: Die Basler wollen vor allem junge Talente aus dem Ausland holen und mit Gewinn weiterverkaufen. Das hat in diesem Sommer ganz gut geklappt.
Transfergewinne konnten erzielt werden und halfen, «den Klub wieder auf gesunde Füsse zu stellen», wie Degen sagt. «Jetzt haben wir neue Möglichkeiten und können vermehrt Spieler an uns binden, statt sie nur auszuleihen.» Nach wie vor soll aber die Regel bestehen: Nicht mehr Geld ausgeben, als man in der Kasse hat. So wie das der FC St.Gallen seit Jahren vormacht. «Der FCSG ist aus wirtschaftlicher Sicht ein hervorragendes Beispiel», lobt der FCB-Boss.
Harsche Kritik nach schwachem Saisonstart
Alles schön und gut. Nur sportlich hinken die Basler den Erwartungen wieder weit hinterher. Der FCB konnte sich nicht für den Europacup qualifizieren und in der Super League liegt er mit nur vier Punkten aus fünf Spielen auf Platz 9. Ein gefundenes Fressen für alle Kritiker der Vereinsführung beim FC Basel und ihrer Transferpolitik.
Mit Kritik habe er gelernt umzugehen, sagt der FCB-Boss: «Ich bin es langsam gewohnt, dass man auf mich einprügelt. Egal, was passiert, ich bin schuld: Holt Degen zu viel Transfererlös, ist es falsch. Holt Degen zu wenig, ist es sowieso falsch.»
Nichtsdestotrotz muss auch Degen bewusst sein, dass es Kritik hagelt, wenn der FCB in einem Sommer fast seine ganze Stammelf der letzten Saison verkauft. Von den 14 Spielern, die im Halbfinal-Hinspiel der Conference League im Mai zum Einsatz kamen (der FCB siegte in Florenz mit 2:1), sind nur noch vier Profis da: Marwin Hitz, Michael Lang, Taulant Xhaka und Jean-Kévin Augustin. Alle anderen haben den Klub verlassen.
Im letzten Liga-Spiel vor der Nati-Pause, beim 2:2 gegen den FC Zürich, waren 12 der 16 eingesetzten Spieler Neuzugänge. «Selbstverständlich wissen wir, dass der Umbruch, den wir jetzt hinter uns haben, einmalig ist. Er darf und wird in dieser Form auch nicht mehr passieren», versichert Degen.
Junge Talente wie Renato Veiga sollen den FCB sportlich wieder auf Kurs bringen und dem Klub eines Tages viele Millionen in die Kasse spülen, so der Plan der Basler. Was dabei auf der Strecke bleibt: Kaum mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs schaffen es in den Profi-Kader. «Ich kann nicht zaubern», sagt Degen. «Wenn wir jetzt keinen eigenen Jungen mit genügend Qualität haben, sondern erst in ein, zwei Jahren, ist es so und wir müssen heute reagieren.»
«Die Entlassung von Patrick Rahmen war ein Fehler»
Ob es mit all den neuen Spielern nun auch sportlich wieder aufwärts geht, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Degen will kein Saisonziel nennen, sagt aber, dass er nächste Saison wieder im Europacup vertreten sein will. «Das bedeutet, das Ziel wäre, unter die ersten vier zu kommen.»
Ein ambitioniertes Ziel, wenn man sich die jüngste Vergangenheit anschaut. Letzte Saison schaffte es der FCB nur mit Ach und Krach auf Platz 5 und hatte 30 Punkte Rückstand auf Meister YB. «Wir haben Fehler gemacht, das ist uns bewusst», gesteht Degen.
«Die Entlassung des Trainers Patrick Rahmen war ein Fehler», sagt er etwa. Ausserdem habe man sich auf der Geschäftsstelle von Mitarbeitenden trennen müssen, was «auch nicht zu einem guten Flow beigetragen hat». Zu guter Letzt wurde auch «nicht immer glücklich kommuniziert», wie es Degen nennt. Aber: «Keine Angst, auch ich lerne aus Fehlern.»
Du hast eine Frage an David Degen?
- Sende deine Frage per Sprachnachricht (WhatsApp oder SMS) an 079 893 40 62. Am 5. Oktober geht der FCB-Präsident im Fussball-Talk «Heimspiel» ganz persönlich auf einige Fragen ein.