Anerkennung für Wawrinka, Kritik für die ATP Bublik: «Und dann wollen alle den Käfig noch enger machen»

Von Luca Betschart

12.4.2022

Alexander Bublik hatte in Monaco nicht nur mit Gegner Wawrinka, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen.
Alexander Bublik hatte in Monaco nicht nur mit Gegner Wawrinka, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen.
Bild: Keystone

Alexander Bublik setzt Stan Wawrinkas Rückkehr auf höchster Stufe der ATP-Tour ein abruptes Ende. Die geschaffte Wende und den Sieg gegen den dreifachen Grand-Slam-Champion will er aber nicht wirklich feiern.

Von Luca Betschart

12.4.2022

Lange sieht es für Stan Wawrinka gut aus. In seinem erst zweiten Match des Jahres und nach überstandener Verletzungspause lässt er sein Können gegen Alexander Bublik zumindest phasenweise aufblitzen und biegt im zweiten Satz eigentlich schon auf die Zielgerade ein. Doch erst kann der Schweizer seine Breakchancen nicht verwerten, dann muss er kurz darauf seinen Aufschlag abgeben und den Satzausgleich hinnehmen. Anschliessend geht beim Schweizer nicht mehr viel, eine gute halbe Stunde später ist auch der entscheidende dritte Durchgang und damit die Partie verloren.

Gegner Bublik kann sich nach dem Spiel aber nicht wirklich über die geschaffte Wende freuen. «Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich Stan eine gute Genesung wünsche», sagt der 24-Jährige bei Amazon Prime. «Wenn er in Form wäre, würde ich nicht hier stehen. Ich wünsche mir, dass die Sandplatz-Saison endet und wir auf Rasen gehen. Ich hasse Sand, das ist ein Statement – ich hasse diesen Belag.»

«Ich habe es nicht verdient zu gewinnen»

Einige Minuten später erklärt der Russe bei Tennis Channel, wieso er die Partie trotz allen noch wenden konnte. «Stan war nicht fit genug. Das war es. Ich wünsche ihm eine schnelle Erholung, weil ich es nicht verdient habe, dieses Match zu gewinnen. So einfach ist es», sagt Bublik und hadert mit seinem Auftritt auf der ungeliebten Unterlage: «Es ist ein Sandplatz, ich renne wie ein Elefant, ich kann nicht anhalten, ich kann nicht explodieren, ich kann nichts tun.»

Deshalb ist für Bublik auch klar, dass ein mögliches zukünftiges Wiedersehen für ihn anders enden wird. «Auf Sand ist er trotz der Verletzung der bessere Spieler als ich. In drei Monaten würde ich 3:6 und 3:6 verlieren und friedlich an den Strand gehen», so der gebürtige Russe, der in diesem Jahr nebst Wawrinka mit Andy Murray einen weiteren ehemaligen Grand-Slam-Champions bezwingen kann. Er scherzt: «Zweimal in diesem Jahr Andy, Stan heute, ich brauche die Rückkehr von Carlos Moya. Oder von Roger!»

Weniger lustig findet Bublik dagegen das Vorhaben der ATP, härter gegen Undiszipliniertheiten auf dem Court vorzugehen. Eine Reaktion auf die Aussetzer einiger Spieler zuletzt – wie Alexander Zverevs Attacke auf den Schiri-Stuhl in Acapulco oder Nick Kyrgios, der in Indian Wellst mit seinem weggeschleuderten Schläger beinahe einen Balljungen trifft. So sind die Schiedsrichter gemäss dem ATP-Vorsitzenden Andrea Gaudenzi dazu angehalten, strenger gegen ein solches Verhalten vorzugehen.

Rückendeckung für Kyrgios

«Das ist Sport – es soll ein bisschen Emotionen geben. Und sie versuchen nun, uns in eine Art Käfig zu stecken, in dem wir nicht reden können», beschwert sich Bublik und ergreift Partei für Berufskollege Kyrgios: «Ich sehe, wer die Zuschauer und Fans zum Sport bringt. Haben Sie jemals Doppel-Fans gesehen? Nein. Er bringt sie.»

Insbesondere in den USA und in seiner Heimat fülle der Australier die Stadien. «Manchmal macht er etwas, das nicht zum Tennis passt. Und dann wollen alle den Käfig noch enger machen. Ich glaube nicht, dass das gut ist für den Sport», macht Bublik klar. Prompt lässt die Antwort von Kyrgios nicht lange auf sich warten. «Nichts als Fakten», kommentiert dieser auf Twitter Bubliks Aussagen.

Der Kasache wünscht sich nebst dem Ende der Sandsaison auch mehr Freiheiten und Raum für die Profis. «Wir brauchen Leute, die Zuschauerzahlen bringen. Natürlich kann man bestimmte Dinge nicht tun und diese müssen bestraft werden, aber lasst uns reden – und schaut nicht jede Minute auf uns, wenn wir reden», fordert Bublik und macht klar, dass nicht alles für die Öffentlichkeit bestimmt ist: «Wenn alles gefilmt würde, was ich mit meinem Team bespreche, wäre ich entweder disqualifiziert oder niemand würde je wieder mit mir sprechen wollen.»