Alles neu?Bye Bye Davis Cup – Und hallo Tennis-WM?
Martin Abgottspon
27.2.2018
In den letzten Jahren hat der Davis Cup extrem an Popularität verloren. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Top-Spieler aufgrund der Belastung darauf verzichten. Nun gibt es erstmals konkrete Pläne, wie der Nationen-Event neu aussehen könnte.
Er ist Fluch und Segen zugleich: der Davis-Cup. Grösster Segen war er sicherlich 2014 als die Schweizer im Finale die Franzosen bezwingen konnten und über den Titel jubelten. Damals waren Roger Federer und Stan Wawrinka bei allen wichtigen Duellen am Start. Eine einmalige Sache, denn die Belastung dadurch war enorm. Und genau das ist auch der Fluch.
Nicht nur Federer und Wawrinka verzichteten nach dem Titelgewinn auf weitere Einsätze im Davis Cup. Auch andere Aushängeschilder wie Rafael Nadal oder Novak Djokovic drehten dem Event den Rücken zu.
Natürlich ist das auch dem ITF-Präsidenten David Haggerty nicht entgangen, weshalb er schon seit längerem an einer Überarbeitung des Formats arbeitet. Sein Plan ist eine Tennis-WM im November. 18 Nationen sollen dort erst in einer Gruppenphase, später im Knockout-Format gegeneinander antreten. Partner der ITF soll eine Holding namens Kosmos werden, deren Gründer und Frontmann der spanische Fussball-Profi Gerard Pique ist – nicht weniger als drei Milliarden Dollar verspricht dieses Konsortium den Tennisfunktionären für die nächsten 25 Jahre des Deals. Ein «Festival des Tennis und des Entertainments» werde der «World Cup», sagte Haggerty.
Doch Haggerty macht sich mit diesen Plänen nicht nur Freunde. Viele tradionsbewusste Tennisfans und Verbandsleute haben sich jüngst entschieden gegen den ITF-Präsidenten aufgelehnt. Man spricht davon, dass Hagerty die «Seele des Davis Cups verkaufen will». Mehrere Tennisverbände kündeten umgehend ihre Opposition an.
Widerstand gibt es aber auch von Ex-Akteuren wie etwa Jewgeni Kafelnikow: «Damit pfeift man auf die Tradition. Das ist das Ende des Davis Cup.» Frankreichs Davis Cup-Held Paul-Henri Mathieu, einst der legendäre Matchwinner im Finalduell gegen Russland, twitterte: «Ruhe in Frieden, alter Davis Cup.»
Federer hats mit dem Laver Cup vorgemacht
Viel Gegenwind für ein Vorhaben, das in seiner Grundidee gar nicht schlecht ist. Natürlich hätten die Spieler so nach den World Tour Finals nochmals einen Zusatzaufwand von einer oder vielleicht auch zwei Wochen. Dafür entfallen alle Davis-Cup-Wochenden, die wie jetzt über die Wochenenden des ganzen Jahres verteilt sind.
Roger Federer hat es mit der Lancierung des Laver Cups vorgemacht, wie ein solch moderner Tennis-Event aussehen könnte. Gerard Pique hat sicherlich ähnliche Pläne. Warum dieses Experiment also derart bekämpfen? Gründe liefern die Gegner hierbei wenig. Haggerty lediglich Geldgier und Traditionenuntreue vorzuwerfen ist etwas dürftig und wird so wohl auch die Spielergewerkschaft nicht von einer neuen Zukunft des Davis Cups umstimmen können.
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