Immer öfter duellieren sich die Tennis-Stars an Grand-Slam-Turnieren bis in die frühen Morgenstunden. Das löst Probleme und Diskussionen aus. Der dreifache Grand-Slam-Sieger Andy Murray fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Immer wieder ziehen sich die Night Sessions der US Open in New York – und generell bei Grand-Slam-Turnieren – bis 2 oder 3 Uhr morgens. Die abschliessenden Spiele finden teilweise vor fast leeren Rängen statt.
- Ziehen sich die Nachtspiele zu lange, bringt das für Zuschauer und Tennis-Stars in erster Linie Probleme mit sich.
- Die Spielergewerkschaft PTPA macht nun auf das erhöhte Verletzungsrisiko aufmerksam. Und Ex-Profi Andy Murray wettert: «Es sieht absolut amateurhaft aus, wenn Matches bis 2, 3 oder 4 Uhr dauern.»
Am frühen Montagmorgen um 02.15 Uhr Ortszeit ist es für Zheng Qinwen geschafft. Die Chinesin verwandelt gegen Donna Vekic ihren zweiten Matchball und zieht in den Viertelfinal der diesjährigen US Open ein. Im riesigen Arthur Ashe Stadion befinden sich zu diesem Zeitpunkt aber nur noch ein paar hundert Fans.
Ein ähnliches Bild präsentiert sich bereits in der ersten Turnierwoche, als die Drittrundenpartie der Australian-Open-Siegerin Aryna Sabalenka erst nach Mitternacht beginnen kann. Der Deutsche Alexander Zverev steht bei seinem Sieg gegen den Argentinier Tomas Martin Etcheverry gar bis um 02.35 Uhr auf dem Platz.
Die steigende Tendenz
Den US-Open-Rekord hält aber nach wie vor Carlos Alcaraz, der seinen Viertelfinal 2022 gegen Jannik Sinner erst um 2.50 Uhr in der Früh gewinnen konnte. Zwar reisst die Partie damals die noch anwesenden Zuschauer von den Sitzen. Doch die langen Nachtmatches bringen Probleme mit sich. Die Fans kommen nicht mehr mit dem öffentlichen Verkehr nach Hause, die Spieler geraten aus ihrem Schlafrhythmus und können sich bis zum nächsten Einsatz nicht wie erhofft erholen.
Sechs der neun längsten Nächte in der Geschichte des US Open datieren aus den letzten drei Jahren. Aber nicht nur in New York ist die Tendenz steigend. Seit zwei Jahren gibt es auch in Paris Tennis-Spektakel bis in die frühen Morgenstunden. Am diesjährigen French Open endet die Drittrundenpartie von Novak Djokovic nach 3 Uhr morgens. Drei Tage und ein weiterer Fünfsatz-Krimi später muss sich der Serbe aus dem Turnier zurückziehen.
«Es sieht absolut amateurhaft aus»
Die Spielergewerkschaft PTPA macht nun auf das Verletzungsrisiko aufmerksam. «Die Gesundheit der Spieler muss mehr in den Fokus rücken», fordert Vertreter Romain Rosenberg und macht im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa klar: «Es ist kein Wunder, dass Spieler bei Turnieren kaputt sind und verletzt. Die physische und mentale Müdigkeit ist real.» Rosenberg wünscht sich, dass der Zeitpunkt eines Spiels besser abgeschätzt werden kann.
Nur ist das bei Grand-Slam-Turnieren und den Best-of-Five-Matches der Männer ein schwieriges Unterfangen. Auch die Best-of-Three-Matches der Frauen variieren zwischen einer und drei Stunden. Und schliesslich ist der Wunsch nach weniger Nachtmatches bei den Organisatoren nicht sehr ausgeprägt. «Es ist Teil des Reizes. Es ist etwas, das unsere Fans lieben», macht Lew Sherr, Geschäftsführer des veranstaltenden US-Tennisverbands klar. «Es ist die Stadt, die niemals schläft.»
Davon hält Andy Murray allerdings wenig. «Der Tennis-Spielplan ist ein totales Chaos», schreibt der kürzlich zurückgetretene Brite in den sozialen Netzwerken und fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf: «Es sieht absolut amateurhaft aus, wenn Matches bis 2, 3 oder 4 Uhr dauern. Löst das!»