Valentin Vacherot und Arthur Rinderknech sorgen am Masters in Shanghai für einen Überraschungsfinal. Dass die beiden verwandt sind, macht dieses Endspiel noch ein bisschen spezieller.
In Abwesenheit von Carlos Alcaraz und nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Jannik Sinner im Sechzehntelfinale stand am Masters-1000-Turnier in Shanghai die Türe weit offen für eine Überraschung. Dass es zu einem Final zwischen einem Qualifikanten und der Weltnummer 54 kommen könnte, damit hätten wohl die allerwenigsten gerechnet.
Die meisten hätten wohl ein Endspiel zwischen Novak Djokovic und Daniil Medwedew erwartet. Die beiden ehemaligen Weltnummer 1 mussten allerdings nach den Halbfinal-Niederlagen gegen Valentin Vacherot resp. Arthur Rinderknech die Segel streichen.
Von den beiden ist sicherlich das Out des Serben gegen den 26-jährigen Qualifikanten Vacherot überraschender – auch wenn Djokovic im Halbfinal nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war und sich während der Partie am linken Oberschenkel und am unteren Rücken pflegen lassen musste.
Erst vierte Masters-Teilnahme
Das soll die Leistung des Monegassen nicht schmälern. Er wuchs in diesem Turnier über sich hinaus und liess sich auch auf dem Weg zu seinem ersten Sieg über einen Top-10-Spieler keine Spur von Nervosität anmerken.
Dabei ist das keine Selbstverständlichkeit. Vacherot steht nämlich erst zum vierten Mal im Haupttableau eines Masters – zum ersten Mal nach überstandener Qualifikation. Die drei Teilnahmen zu Hause in Monte-Carlo verdankte er jeweils einer Wildcard.
Bei der diesjährigen Ausgabe seines Heimturniers schaffte Vacherot das Unterfangen, als erster Einheimischer einen Sieg einzufahren. Gegen den Deutschen Jan-Lennard Struff (Weltnummer 98) gewann er in zwei Sätzen. In der zweiten Runde war dann gegen Grigor Dimitrov Endstation.
Normalerweise ist die Nummer 204 der Welt auf der Challenger Tour anzutreffen – und verzeichnet da eher bescheidene Resultate. Vier Turniersiege konnte er bisher feiern, der Letzte im Februar 2024. In dieser Saison erreichte er einmal ein Endspiel, verlor diesen in Francavilla al Mare allerdings gegen Francesco Maestrelli (Weltnummer 153) klar in zwei Sätzen.
Erster Spieler ausserhalb der Top-200 im Final
Seinen bis anhin grössten Erfolg feierte Vacherot im letzten Jahr beim Roland Garros, als er die drei Qualifikationsrunden überstand und den Sprung ins Hauptturnier schaffte. Da war in der ersten Runde gegen Alejandro Davidovich Fokina (Weltnummer 20), trotz Satzgewinn, allerdings Endstation.
Anhand der vergangenen Resultate hatte sich dieser Turnierverlauf in Shanghai nicht abgezeichnet. Vor ihm hatte noch nie ein Spieler, der nicht unter den Top 200 platziert war, ein Finalspiel bei einem Masters-1000-Turnier bestritten.
Der am niedrigsten eingestufte Spieler, der jemals den Final eines ATP-1000-Turniers – diese Kategorie wurde 1990 eingeführt – erreicht hat, war bis anhin der Rumäne Andrei Pavel, der auf Platz 191 der Weltrangliste stand, als er 2003 in Paris um den Titel spielte.
Erstes Familien-Duell
Und falls ein Masters-Finale nicht schon besonders genug wäre, macht es sein Gegner noch ein bisschen spezieller. Denn der Monegasse und sein französischer Finalgegner Arthur Rinderknech – der auch zum ersten Mal in einem Masters-Endspiel steht – sind Cousins. Dazu, wird es das erste Aufeinandertreffen der beiden auf ATP-Stufe sein.
Der grosse Sieg fehlt bisher auch dem 30-jährigen Rinderknech. Sein bis jetzt grösster Erfolg dürfte das Erreichen des Achtelfinales an den diesjährigen US Open sein. Auf der Challenger Tour konnte er sechs Turniere im Einzeln und drei im Doppel gewinnen.
Mit dem Finaleinzug machen in der Weltrangliste beide einen Sprung nach vorne. Vacherot wird neu in den Top-60 sein, Rinderknech in den Top-30 – für beide die beste Platzierung ihrer Karriere.
Schenken werden sich die beiden am Sonntag bestimmt nichts. Das Familien-Duell auf der wichtigsten Turnierstufe nach den vier Grand-Slam-Events geniessen, werden die beiden Cousins allemal.