Trotz optimalem Start in die Partie scheitert Serena Williams im US-Open-Halbfinal an Viktoria Asarenka. Das Warten auf den 24. Grand-Slam-Titel geht weiter – und nimmt gemäss Mats Wilander kein Ende.
45 Minuten lang deutete alles darauf hin, dass Serena Williams in Flushing Meadows zum insgesamt elften Mal in den US-Open-Final vorstösst und am Sonntag die Chance erhält, den Grand-Slam-Rekord von Margaret Court (24 Titel) zu egalisieren. Williams liegt zwischenzeitlich gar mit 6:1 und 2:1 in Führung, bevor sich das Geschehen komplett dreht.
Asarenka findet plötzlich einen zusätzlichen Gang, Williams baut ab und gewinnt nur eines der folgenden neun Games. «Ich habe im zweiten Satz viel mehr Fehler gemacht. Und ich habe mit meinen zweiten Aufschlägen nicht viele Punkte gewonnen», bilanziert Williams nach dem Spiel. «Ich habe gut serviert, aber ich konnte nicht so dominieren, wie ich es gebraucht hätte.» Schliesslich unterliegt sie der Weissrussin in knapp zwei Stunden mit 6:1, 3:6 und 3:6.
Williams: «Ich habe das getan, was ich heute konnte»
Die Enttäuschung ist gross, allerdings kann sich die sechsfache US-Open-Siegerin an diesem Abend nicht viel vorwerfen: «Ich habe das getan, was ich heute konnte. Andere Male war ich näher dran und hätte es besser machen können.» Zum neunten Mal in Folge bleibt Williams der Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier damit verwehrt, es ist die längste Durststrecke in ihrer gesamten Karriere.
Zuletzt triumphiert die 38-Jährige bei den Australian Open 2017 – noch vor der Geburt ihrer dreijährigen Tochter Alexis Olympia. Und noch ein Jahr vor dem letzten Major-Sieg von Roger Federer. Und ähnlich wie beim Schweizer befürchten Fans und Experten auch bei Serena Williams, sie habe ihren Zenit bereits überschritten.
«Serena Williams verliert höchstwahrscheinlich mit jedem Grand Slam ein wenig an Boden», sagt der siebenfache Major-Sieger und heutige Experte Mats Wilander. Denn die Konkurrenz werde besser, Williams dagegen sei nicht mehr so stark wie in ihren besten Tagen: «Man realisiert, dass man eine Chance gegen sie hat. Sie ist immer noch sehr gut, nur nicht mehr grossartig.» Das hinterlasse auch bei der jahrelangen Dominatorin selbst Spuren, ist Wilander überzeugt. «Wenn es eng wird, scheint sie ihr schlechtestes Tennis zu spielen.»
Wilander: «Sie ist einfach nicht mehr gut genug»
An eine mögliche mentale Blockade bei Williams, deren Rekordjagd so kurz vor dem Ziel ins Stocken gerät, glaubt Wilander aber nicht. «Serena ist nicht von der Rolle, sie ist einfach nicht mehr gut genug, um Grand-Slam-Turniere zu gewinnen», nimmt der Schwede kein Blatt vor den Mund und begründet: «Sie war von den Finals oder den Turniersiegen so weit entfernt.» Schliesslich habe sie auch gegen Asarenka gut gespielt, nur habe es nicht ganz gereicht.
Nur: So schlecht schnitt Williams nach ihrer Babypause nicht ab, obwohl es bis anhin noch nicht zu einem Major-Titel als Mutter reichen wollte. Sowohl in Wimbledon als auch bei den US Open stiess die aktuelle Weltnummer 8 sowohl 2018 als auch 2019 bis in den Final vor. Bereits in zweieinhalb Wochen steht mit den French Open das nächste Major-Turnier vor der Tür.
«Ich werde definitiv nach Paris gehen», kündigt Williams bereits kurz nach dem Aus in Flushing Meadows ihre Ambitionen an. Es wäre fatal, die US-Open-Halbfinalistin für das Turnier abzuschreiben, das sie in Vergangenheit bereits dreimal gewinnen konnte. Ob sie Wilander Lügen straft?