Mit jedem Auftritt bei den US Open erinnert Naomi Osaka mit ihrer Maske an die Opfer von Polizeigewalt in den USA. Nach ihrem Halbfinaleinzug wird die Japanerin von Nachrichten der Angehörigen überrascht – und reagiert emotional.
Naomi Osaka ist bei den US Open bisher nicht zu stoppen. Ohne grössere Probleme stürmt die Japanerin in den Halbfinal, wo sie in der Nacht auf Freitag auf die Amerikanerin Jennifer Brady trifft. Die Chancen sind intakt, dass Osaka das Turnier in Flushing Meadows nach 2018 zum zweiten Mal gewinnen kann. Anders als damals sorgt sie in diesem Jahr aber auch vor und nach den Ballwechseln für viel Aufsehen.
Die 22-Jährige nutzt die geltende Maskenpflicht, um auf die Opfer von Polizeigewalt in den USA aufmerksam zu machen. Sieben Masken lässt sie für das Turnier anfertigen, jede davon mit dem Namen eines Opfers beschriftet. Breonna Taylor, Elijah McClain, Ahmaud Arbery, Trayvon Martin, George Floyd – an diese fünf Namen erinnert Osaka in ihren fünf Spielen bis zum Halbfinal.
Geht es nach dem Gusto der Japanerin, sollen bis am Samstag noch zwei Namen dazukommen: «Es ist ziemlich traurig, dass sieben Masken nicht genug sind für die Anzahl der Namen. Also hoffe ich, dass ich in den Final komme, damit sie alle sehen können», sagt sie bereits zu Beginn des Turniers. Sie wolle ein Zeichen gegen die Gewalt gegen Schwarze setzen. «Ich weiss, dass Tennis überall auf der Welt geschaut wird. Und vielleicht informieren sich ein paar Leute, indem sie den Namen bei Google eingeben.»
«Stärke und der Charakter dieser Eltern sind mir ein Rätsel»
Spätestens nach ihrem Sieg im Viertelfinal weiss die in Long Island/New York aufgewachsene Osaka, dass ihre Botschaft zumindest teilweise ankommt. In einer emotionalen Videobotschaft wenden sich die Mutter von Trayvon Martin sowie der Vater von Ahmaud Arbery an die aktuelle Weltnummer 9 und sprechen ihren Dank aus. Martin wurde im Februar 2012 erschossen, Arbery erst im Februar dieses Jahres. «Sie sind so stark. Ich weiss nicht, was ich noch tun könnte, wenn ich in ihrer Lage wär», sagt Osaka, als ihr das Video in einer Livesendung auf «ESPN» gezeigt wird.
«Ich frage mich oft, ob das, was ich tue, so viele Menschen anspricht und erreicht, wie ich hoffe», schreibt Osaka etwas später auf Twitter. Und sie gibt zu: «Ich habe versucht, mich am Set zurückzuhalten. Aber nachdem ich es mir nochmals angesehen hatte, musste ich so sehr weinen. Die Stärke und der Charakter dieser Eltern sind mir ein Rätsel. Ich liebe euch beide.»
Do 10.09. 01:00 - 03:00 ∙ Eurosport 1 D ∙ USA 2020 ∙ 120 Min
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