French Open «Es gibt keine Bubble» – Forderung nach Hawk-Eye wird lauter

SB10

2.10.2020

Denis Shapovalov kritisiert die Turnierverantwortlichen in Paris harsch.
Denis Shapovalov kritisiert die Turnierverantwortlichen in Paris harsch.
Bild: Getty

Nicht nur das garstige Herbstwetter und die speziellen Bälle sorgen in Paris für Unmut. Auch die Sicherheitsvorschriften wegen der Coronavirus-Pandemie stehen in der Kritik. Zudem bemängeln die Tennisprofis die fehlende Möglichkeit, auf Hawk-Eye zurückgreifen zu können.

Die French Open finden seit letztem Wochenende unter Coronabedingungen statt. Dies mehrheitlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Statt der erhofften 20'000 Zuschauer dürfen nur 1'000 Menschen pro Tag auf die Anlage. Immerhin: Vor zwei Wochen bei den US Open durften gar keine Zuschauer beiwohnen – Tennis-Spiele wurden zu einer Geister-Atmosphäre.

Theoretisch leben die Profis in der französischen Hauptstadt in einer sogenannten Blase. Anders als in New York sind keine Extravaganzen wie etwa private Häuser erlaubt. Den Spielerinnen und Spielern stehen zwei Hotels zur Verfügung. In einem wohnen die Profis auf den Ranglisten-Plätzen 1 bis 60, im anderen der Rest des Teilnehmerfeldes. 

Shapovalov: «New York war viel besser»

Doch das Hotel sei nicht wirklich eine Bubble, wie Alexander Zverev ausführt: «Es sind andere, reguläre Gäste hier.» Auch Berufskollege Nikola Milojević pflichtet dem Deutschen bei: «Wir gehen ins Gym – und absolut jeder kann dort sein. Sie halten Pilates-Kurse oder andere Trainings ab, Leute kommen ohne Maske – das Virus könnte sich übertragen von Leuten, die nichts mit dem Turnier zu tun haben.» Das Fazit des Serben: «Die Organisatoren wollen strikt sein gegenüber den Spielern, und dann gibt es solche Sachen.»

Die deutlichsten Worte findet Denis Shapovalov: «Es gibt keine Bubble. Du kannst das Hotel verlassen, du kannst in der Stadt shoppen gehen, kein Problem. Keiner stoppt dich, New York war viel besser», hält der Kanadier fest.

Der Frust beim 21-Jährigen sass sowieso tief. Gegen Roberto Carballes Baena verlor er sein Zweitrundenspiel nach fünf Stunden und fünf Sätzen. Beim Stand von 5:4 und 30:15 aus Sicht von Shapovalov retournierte der Spanier den Ball ins Aus. Doch Schiedsrichter Carlos Ramos irrte sich bei der Überprüfung des Abdrucks und gab den Punkt. Statt zwei Matchbällen für den Weltranglisten-Elften stand es 30:30 – das Ende ist bekannt.

Tsitsipas: «Manchmal ist es nicht so genau, wie die Leute glauben»

Die Verantwortlichen von Roland Garros wollen Hawk-Eye bei ihrem Turnier – im Gegensatz zu den anderen drei Grand Slams – nicht anwenden, da man die Stelle, wo der Ball aufgeprallt ist, gut erkennen könne. Um dies zu überprüfen, kommt der Schiedsrichter oft auf den Platz, um den Ballabdruck zu untersuchen.

In der Tennis-Szene gibt es zwei Lager. Traditionalisten bevorzugen die physische Markierung auf dem Spielfeld. Ausserdem habe auch Hawk-Eye eine (kleine) Fehlermarge (3,6 Millimeter). Andere wollen, dass die Technologie auch endlich bei Sandplatzturnieren im Einsatz steht. Stellvertretend dazu Stefanos Tsitsipas: «Es ist Zeit für Haw-Eye auf Sand. Ich verstehe nicht, warum sie es nicht eingeführt haben (...) Auf den Belag kommt es nicht wirklich an.»

Der Grieche erläutert: «Das ist Innovation, und wir müssen weiter wachsen und dem Sport immer wieder neue Dinge hinzufügen, die dazu beitragen, den Sport besser und fairer zu machen. Deshalb unterstütze ich voll und ganz, dass es Hawk-Eye auf jedem Belag im Tennis geben sollte (...) Ich weiss, dass es Abdrücke hinterlässt, aber manchmal ist es nicht so genau, wie die Leute glauben.»

Tsitsipas ist im Gegensatz zu Shapovalov weiterhin im Turnier dabei. Gar nicht antreten durften jedoch einige Profis, die entweder selbst positiv auf Covid-19 getestet wurden oder jemand aus dem Betreuungsteam. So wurden dem Spanier Fernando Verdasco oder dem Bosnier Damir Dzumhur die Teilnahme verwehrt. Diese wollen nun zusammen mit anderen «ausgeschlossenen» Profis Klage einreichen gegen die Organisatoren um Turnierchef Guy Forget.

Tsistipas: «Es ist Zeit für Hawk-Eye auf Sand»

Tsistipas: «Es ist Zeit für Hawk-Eye auf Sand»

02.10.2020


Zurück zur StartseiteZurück zum Sport