Federer unzufrieden «Das war schon fast unterirdisch, noch schlechter als im letzten Match»

Von Luca Betschart, New York

29.8.2019

Gehört in New York bisher zu den Langsamstartern: Roger Federer.
Gehört in New York bisher zu den Langsamstartern: Roger Federer.
Bild: Keystone

Auch beim zweiten Auftritt in New York verschläft Roger Federer den Start in die Partie komplett, bevor er doch noch zu seinem Spiel findet. Eine Erklärung dafür hat er aber nicht.

Gegen Damir Dzumhur kommt Roger Federer in der zweiten Runde der US Open zwar gleich im ersten Aufschlagsspiel zu einer Breakchance, kann diese aber nicht nutzen. Anschliessend verliert der Schweizer völlig den Faden, reiht Fehler an Fehler und liegt schnell mit 0:4 zurück. Er muss schliesslich den ersten Satz abgeben.

Eine Erklärung für den Kaltstart hat Federer aber nicht: «Ich weiss es auch nicht, es ist schwierig zu erklären. Ich wärme mich ja gleich auf wie vor einem Monat, vor einem Jahr oder vor zehn Jahren», wirkt der 38-Jährige im Interview mit «SRF» ziemlich ratlos. «Ich muss sicher noch einmal mit dem Team reden, was los ist. Heute war das schon fast unterirdisch, noch schlechter als im letzten Match.» Federer hatte bereits in der ersten Runde gegen Sumit Nagal (ATP 190) im ersten Satz den Tritt überhaupt nicht gefunden.

Keine Erklärung für die Fehlstarts

Das steckt auch ein Roger Federer nicht einfach so weg. «Es nagt sicher auch am Selbstvertrauen, wenn du im ersten Satz so schwach beginnst.» Dass es ein wirkliches Erfolgsgeheimnis für einen guten Start gibt, glaubt der Baselbieter nicht: «Gut aufwärmen, mental bereit sein und den Gegner nicht unterschätzen – das alles habe ich gemacht, ihr kennt mich. Ich werde das immer tun.»

Seine Gegner haben so gespielt, wie er das erwartet habe – von sich selbst kann er das aber nicht behaupten: «Was ich nicht erwartet hatte, waren 20 oder 25 unerzwungene Fehler von mir in einem Satz. Damit habe ich ihnen den Satz eigentlich geschenkt.» Und auch die Bedingungen im Arthur Ashe Stadion liefern dem Schweizer keine Erklärung für die Fehlstarts: «Eigentlich sollte es hier einfacher sein, denn es gibt keinen Wind – ausser vielleicht von der Belüftung, aber das zählt nicht», scherzt der 20-fache Major-Sieger. «Es ist Hartplatz, der Ball springt kaum auf. Es ist in gewisser Weise ein ziemlich toter Court. Du solltest den Rhythmus eigentlich schnell finden.»

Umso wichtiger ist für den Schweizer deshalb die Erkenntnis, dass er den Tritt ab dem zweiten Satz jeweils gefunden hat. «Es ist alles gut, ich muss einfach das Positive daraus nehmen – denn als ich den ersten Satz verloren habe, wurde ich besser, was gut ist», stellt Federer an der Pressekonferenz klar. Am Ende schlägt er Dzumhur in vier Sätzen.

Federer profitiert vom Ranking

In der dritten Runde trifft Federer entweder auf Dan Evans oder Lucas Pouille. Weil in New York am Mittwoch aber alle Partien auf den Aussenplätzen wegen Regens verschoben werden müssen, duellieren sich die beiden erst am Donnerstag – mit einem Tag Verzögerung. Mit Blick auf den nächsten Einsatz am Freitag weiss Federer deshalb zu schätzen, dass er seine Partie heute bestreiten und beenden konnte. «Ja, mir hilft es – aber den anderen Jungs hilft es nicht. Das ist mir bewusst.»

Ein Vorteil, den sich die aktuelle Weltnummer drei über die Jahre allerdings auch erarbeitet habe, wie Federer sagt: «Hier profitiere ich definitiv von allem, was ich für diesen Sport getan habe sowie von meinem Ranking, damit ich an einem Tag wie diesem auf dem Center Court eingeteilt werde.»

Trotz guter Ausgangslage – einen solch krassen Fehlstart wie am Mittwoch dürfte in Runde drei nicht mehr so leicht zu korrigieren sein. Aber das weiss Federer selbst am besten. «Ich muss am Anfang eindeutig besser spielen.»

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