Höhen und Tiefen Mirka ist der grösste Fan: Die besten Momente von zwei Wochen Wimbledon

Patrick Lämmle

15.7.2019

Thriller, Traumpunkte, Skandale, Überraschungen und Enttäuschungen – das Turnier an der Church Road hat alles geboten, was das Tennis-Herz schneller schlagen lässt. Ein Rückblick im Schnelldurchlauf.


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Sprinkler ausser Kontrolle

Der kurioseste Moment

Nach der aus Schweizer Sicht ach so bitteren Final-Niederlage von Roger Federer, wollen wir den Wimbledon-Rückblick mit einer Szene lancieren, die uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Die Deutsche Laura Siegemund und ihr Mixed-Partner Artem Sitak aus Australien werden im Entscheidungssatz mal so richtig kalt geduscht. Allerdings nicht von ihren Gegnern, sondern von einer ausser Kontrolle geratenen Sprinkleranlage.


  

Die Jüngste und der Älteste

Die Publikumslieblinge

Egal wo der 37-jährige Roger Federer spielt, ihm fliegen die Herzen nur so entgegen. Der älteste Spieler im diesjährigen Männer-Tableau ist der unumstrittene Publikumsliebling auf der Tour.

Bei den Frauen ist dies in Wimbledon die jüngste Spielerin im Teilnehmerfeld – Cori Gauff. Das Tennis-Märchen der 15-jährigen Qualifikantin, die in der ersten Runde Venus Williams schockt, endet erst am legendären «Manic Monday» mit dem Aus im Achtelfinal gegen die spätere Siegerin Simona Halep. Welche Erinnerung nimmt das Wunderkind  aus Wimbledon, ihrem ersten Major im Hauptfeld, mit? «Definitiv das Publikum. Es war unglaublich. Auch wenn ich nicht mein bestes Tennis spielte, unterstützten sie mich, egal wie.» Jetzt heisst es wieder Schulbank drücken, noch zwei Wochen fehlen Gauff bis zum High-School-Abschluss.

In Wimbledon begeistert die 15-jährige Cori «Coco» Gauff das Publikum.
In Wimbledon begeistert die 15-jährige Cori «Coco» Gauff das Publikum.
Bild: Keystone
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Der grösste Fan überhaupt

Mirka Federer

Die Bilder, wie es Mirka Federer im Final auf der Tribüne kaum aushält, bei Punkten ihres Ehemannes die Faust ballt und in heiklen Momenten immer wieder die Hände vors Gesicht schlägt und Stossgebete für ihren Mann zu sprechen scheint, bleiben in Erinnerung. Alle 20 Grand-Slam-Titel ihres «Rogis» hat sie an dessen Seite erlebt, vier Kinder zur Welt gebracht, und dennoch leidet sie noch heute mit wie beim ersten Endspiel.

Die Leiden der Mirka Federer.
Die Leiden der Mirka Federer.
Bild: Getty

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Die «Big Three» haben geliefert

Die grössten Thriller

Platz 1: Federer – Djokovic 6:7, 6:1, 6:7, 6:4, 11:12
Die Erwartungen vor dem Final-Spiel zwischen Roger Federer und Noavak Djokovic sind riesig – am Ende werden sie gar übertroffen. Der Serbe entscheidet den längsten Einzel-Final der Wimbledon-Geschichte nach 4:57 Stunden im Tiebreak des fünften Satzes für sich. Dies nachdem er beim Stand von 7:8 zwei Matchbälle bei Aufschlag Federer abwehrt. Es ist ein Spiel für die Geschichtsbücher.

Platz 2: Nadal – Kyrgios 6:3, 3:6, 7:6, 7:6
Rafael Nadal ärgert sich schon vor der Auslosung darüber, dass er als Weltnummer zwei in der Setzliste nur auf Position drei statt zwei geführt wird. Tatsächlich meint es das Los nicht gut mit dem Spanier: Bereits in der zweiten Runde kommt es zum Kracher-Duell gegen den unberechenbaren Nick Kyrgios. Diskussionen, jede Menge Zeitspiel von Nadal und Theater von Kyrgios prägen die ersten beiden Sätze. Danach bieten die beiden Kontrahenten vor allem eines: hochklassiges Tennis. Der Weltranglistenzweite wankt, fällt aber nicht und schaltet in der dritten Runde auch Jo-Wilfried Tsonga aus. Die Reise Nadals endet erst im Halbfinal-Krimi gegen Federer.

Platz 3: Cabal/Farah – Mahut/Roger-Vasselin 6:7, 7:6, 7:6, 6:7, 6:3
Der Doppelfinal in Wimbledon ist an Dramatik kaum zu überbieten. Die Kolumbier Juan Sebastian Cabal und Robert Farah müssen für ihren ersten Grand-Slam-Titel 4:57 Stunden arbeiten – exakt gleich lange wie Djokovic tags darauf im Final gegen Federer. Der grosse Pechvogel ist Mahut, der das Spielfeld nicht nur als Verlierer verlässt, sondern zusätzlich mit einem blauen Auge. Gleich dreimal wird er im Final von einem gegnerischen Geschoss schmerzhaft getroffen.


   👌

Doppel-Tweener

Die Hotshots

In den vergangenen zwei Wochen haben wir unzählige Punkte gesehen, die uns aus den Sitzen gerissen haben. Wir picken dennoch einen Ballwechsel heraus, den wir zum Punkt des Turniers küren. Als Zugabe gibt es die Topshots der beiden Finaltage.

Punkt des Turniers: Goffin und Djokovic zeigen uns den Doppel-Tweener 

Die Hotshots am Final-Sonntag:

Die Hotshots am Final-Samstag:


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Bencic, Williams und die Jungen

Grösste Enttäuschungen

1. Die jungen Hoffnungsträger scheitern kläglich
Der jüngste Halbfinalist bei den Männern ist in diesem Jahr der 31-jährige Roberto Bautista Agut. Die Jungen haben es (einmal mehr) nicht geschafft, in die Phalanx der Grossen einzubrechen. Der 22-jährige Alexander Zverev scheitert bereits in der ersten Runde, auch weil er im Kopf wegen eines Rechtsstreits mit seinem Ex-Manager nicht bei der Sache ist. Auch der 20-jährige Stefanos Tsitsipas muss nach seinem ersten Auftritt die Koffer packen, ebenso Dominic Thiem, der mit seinen 25 Lenzen noch zu den Jungen gehört. Die beiden russischen Top-Ten-Spieler Karen Chatschanow und Daniil Medwedew, beide 23, verabschieden sich ebenfalls noch in der ersten Woche aus dem Turnier.

2. Belinda Bencic schlägt sich selbst
Belinda Bencic scheitert in ihrer Drittrundenpartie gegen die Amerikanerin Alison Riske in drei Sätzen. Dies obwohl sie im Entscheidungssatz 3:0 in Führung liegt und alles im Griff zu haben scheint. Nach dem Spiel sagt die schwer enttäuschte 22-Jährige: «Es tut extrem weh im Moment, ich kann es gar nicht beschreiben. Es zerreisst mich. Ich werde sicherlich einige Tage brauchen, um über das hinweg zu kommen.»

3. Serena Williams leistet im Final kaum Gegenwehr
Serena Williams geht als Favoritin ins Endspiel, mit dem 24. Grand-Slam-Titel könnte die 37-Jährige den Rekord von Margaret Court einstellen. Doch es kommt alles ganz anders. Die gross aufspielende Simona Halep fegt Williams in weniger als einer Stunde vom Platz. Keine Frage, die Rumänin hat den Titel verdient. Enttäuschend ist lediglich, dass sich Williams derart vorführen lässt und nie Spannung aufkommt.


   😡

Unter jeder 🐷

Die Tiefpunkte

Bei den Männern sorgt Bernard Tomic für negative Schlagzeilen. Weil er sein Auftaktspiel gegen Jo-Wilfried Tsonga in nur 58 Minuten 2:6, 1:6, 4:6 verliert, wird ihm das gesamte Preisgeld in Höhe von 55'800 Franken gestrichen Begründung: Tomic habe die professionellen Standards nicht befolgt.

Nicht nur unprofessionell, sondern äusserst primitiv ist Fabio Fogninis Wutausbruch im Spiel gegen Tennys Sandgren. In seiner Landessprache flucht der mit der Rasenqualität nicht zufriedene Italiener: «Verdammte Engländer, ich wünschte, es explodiert eine Bombe in diesem Klub.»

Im Damen-Doppel sorgt Jelena Ostapenko mit ihrem Aufschlag für einen weiteren Tiefpunkt in Sachen Fairplay. Ihr fieses Lachen verrät, dass sie mit grösster Wahrscheinlichkeit absichtlich auf die am Netz stehende Gegnerin zielt – und damit gar den Punkt holt, auch wenn der Ball das Servicefeld weit verfehlt hätte.

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