Heute beginnt in New York das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. Die Favoritenrollen sind auch in Flushing Meadows klar verteilt – wer kann die grossen Drei herausfordern? «Bluewin» macht den Favoriten-Check.
Die «Big Three»:
Der Top-Favorit
Novak Djokovic
In Cincinnati bleibt Novak Djokovic im Halbfinal überraschend am späteren Turniersieger Daniil Medwedew hängen und verpasst damit die angestrebte Titelverteidigung. Dass ihm in New York etwas Ähnliches widerfährt, ist deshalb aber nicht zu erwarten. Der Serbe ist in New York unbestritten der Top-Favorit. Abgesehen vom Halbfinal-Out gegen Thiem am French Open ist er an Major-Turnieren seit sage und schreibe 28 Spielen ungeschlagen – wer soll diesen Mann stoppen?
Prognose: Final
Der Formstarke
Rafael Nadal
Der US-Open-Champion von 2017 befindet sich in einer starken Verfassung und konnte 22 seiner letzten 23 Partien für sich entscheiden. An drei der letzten vier Turniere, die er bestritten hat, triumphiert Nadal – nur in Wimbledon bleibt er an Roger Federer hängen. In Montreal feiert er vor zwei Wochen seinen insgesamt 83. ATP-Titel und beeindruckt vor allem im Endspiel gegen den aufstrebenden Medwedew, dem er nur drei Spielgewinne zugesteht. Knüpft der 33-Jährige an seine Leistungen an, dürfte der Vorstoss in den Halbfinal gar zu einem Spaziergang werden.
Prognose: Final
Die Wundertüte
Roger Federer
Nach der enttäuschenden Vorbereitung in Cincinnati ist der Schweizer vor dem Turnierstart in New York eine Wundertüte. Zwei der drei letzten Matches hat Federer verloren – vor allem die dramatische Niederlage im Wimbledon-Endspiel gegen Djokovic hallt bis heute nach. Doch genau das dürfte für den unermüdlichen Baselbieter, der bereits seit Tagen in Flushing Meadows an seiner Form feilt, Ansporn genug sein, eine weiteres Mal allen den Meister zu zeigen. Eine interessante Parallele: Auch bei seinem letzten US-Open-Titel 2008 musste er in Wimbledon und Cincinnati zuvor bittere Rückschläge verkraften. Über die Auslosung kann sich der 38-Jährige definitiv nicht beklagen – der Weg in den Halbfinal scheint geebnet, wo Federer in einem allfälligen Duell mit Djokovic die Chance auf Revanche kriegt.
Prognose: Halbfinal
Die aufstrebenden Russen:
Der Mann der Stunde
Daniil Medwedew
Final in Washington, Final in Montreal und der Durchmarsch in Cincinnati: Daniil Medwedew ist auf der ATP-Tour der Mann der Stunde. Seit Wimbledon hat keiner der Top-Spieler so viele Partien gespielt – und gewonnen. Er dürfte zum ärgsten Herausforderer der «Big Three» avancieren. In Cincinnati eliminiert der Russe gleich mehrere klingende Namen und stoppt im Halbfinal gar die Weltnummer eins: Novak Djokovic. In Flushing Meadows droht die Neuauflage bereits im Viertelfinal. Konserviert der 23-Jährige die beneidenswerte Form, ist er auch für den 16-fachen Grand-Slam-Sieger ein potenzieller Stolperstein.
Prognose: Viertelfinal
Der Aufstrebende
Andrej Rublew
Der 21-Jährige beweist in jüngster Zeit immer öfter sein grosses Potenzial, schlägt in Cincinnati mit Wawrinka und Federer gleich beide Schweizer und nimmt vergangene Woche in Winston-Salem gegen Sam Querrey Revanche für die frühe Niederlage in Wimbledon. In New York kommt es in der ersten Runde zum interessanten Duell mit dem zuletzt schwächelnden Stefanos Tsitsipas. Sollte der Russe den Griechen eliminieren, dürfte er so leicht nicht zu stoppen sein.
Prognose: Achtelfinal
Die Herausforderer:
Der Sandspezialist
Dominic Thiem
Nach der enttäuschenden Erstrundenniederlage in Wimbledon kehrt der Österreicher zunächst auf die geliebte Sandunterlage zurück. Die Umstellung auf den Hartplatz wagt er erst in Montreal, wo er gegen Shapovalov und Cilic immerhin zwei Siege einfahren kann, bevor er gegen Medwedew aber eine herbe Niederlage kassiert. Allerdings konnte Thiem mit dem Turniersieg in Indian Wells im vergangenen März beweisen, dass er in Topform auch auf dem schnelleren Belag zu den Besten gehört.
Prognose: Viertelfinal
Der Unermüdliche
Roberto Bautista Agut
Der Spanier hat längst bewiesen, dass mit ihm nicht nur auf Sand zu rechnen ist. In Wimbledon schafft er den Sprung unter die letzten Vier überzeugend und kann im Halbfinal auch Djokovic fordern. Aufgrund der eher günstigen Auslosung ist ihm deshalb auch an den US Open ein Exploit zuzutrauen.
Prognose: Achtelfinal
Der Unscheinbare
David Goffin
Nach einem Zwischentief in Montreal und Washington findet der Belgier in Cincinnati zurück zu alter Stärke, die ihn in Wimbledon bis in den Viertelfinal brachte. Zwar unterliegt er im Endspiel Daniil Medwedew in zwei Sätzen, auf dem Weg dahin verliert er allerdings nur einen einzigen Satz. Knüpft Goffin dort an, liegt der Viertelfinal absolut in Reichweite. Dort droht ein Duell mit Federer – dass er aber auch dem 20-fachen Grand-Slam-Sieger Probleme bereiten kann, bewies er im knapp verlorenen Endspiel von Halle im vergangenen Juni und an den ATP Finals 2017, als er den Schweizer im Halbfinal eliminierte.
Prognose: Achtelfinal
Der Langsamstarter
Stan Wawrinka
Wawrinka scheitert bei seinen letzten vier Turnierteilnahmen ausnahmslos in der zweiten Runde. Ein Fluch, den er in Flushing Meadows unbedingt überwinden will. Nach einem Qualifikanten zum Auftakt würde in der zweiten Runde entweder Hurkacz oder Chardy warten – beides Spieler, die für den Romand in Schlagdistanz liegen. Findet Wawrinka einmal ins Turnier, kann er gefährlich werden und mit seinem druckvollen Spiel jeden Gegner vor Probleme stellen. Überrascht er im Achtelfinal sogar Topfavorit Djokovic?
Prognose: Achtelfinal
Der Unberechenbare
Nick Kyrgios
Einmal mehr hat Nick Kyrgios in den letzten Wochen zwei komplett verschiedene Gesichter gezeigt. Während er in Washington vor allem spielerisch auftrumpft und auf dem Weg zum Turniersieg nur einen Satz abgibt, verliert er in Montreal und Cincinnati früh und sorgt gegen Karen Khachanov für den nächsten Eklat. Trotzdem: Hat er sich im Griff, stellt er eine enorme Bedrohung dar – besonders bei einer auf dem Papier günstigen Auslosung, wie er sie in Flushing Meadows vorfindet.
Prognose: Viertelfinal