Stan Wawrinka überzeugte im Auftaktspiel gegen Pablo Cuevas und steht bei den Swiss Indoors im Achtelfinal. Der Romand beklagte sich danach in der Pressekonferenz über fehlende Anerkennung der heimischen Presse.
Do 24.10. 18:30 - 21:00 ∙ SRF info ∙ 150 Min
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Sie haben gegen Pablo Cuevas (6:3, 6:4 Sieg) ein tolles Match gezeigt.
Ich bin sehr froh, dass ich ein gutes Spiel zeigen konnte. Es ist nie einfach für mich, hier in Basel zu spielen. Die letzten Jahre waren hier stets kompliziert. In den letzten beiden Jahren konnte ich nicht teilnehmen, zudem habe ich auch zuvor in Basel nie mein bestes Tennis zeigen können. Deshalb bin ich sehr glücklich über den Empfang, den ich beim Einmarsch erhalten habe. Es herrschte eine tolle Stimmung und ich spürte viel Unterstützung. Das half mir sehr.
Was hat in Ihrem Spiel besonders gut funktioniert?
Ich habe sehr gut serviert, was mir natürlich geholfen hat. Zudem war ich während des gesamten Spiels sehr aggressiv. Aber es bleibt trotzdem nur ein Startmatch. Ich hoffe natürlich, auch im Achtelfinal gegen Frances Tiafoe ein gutes Niveau zu erreichen.
Was für ein Match erwarten Sie gegen Tiafoe?
Er ist ein junger Spieler, daher hat er in seiner Saison viele Hochs und Tiefs. Er geht immer top motiviert in die Spiele. Wir haben auch schon viele Male zusammen trainiert. Daher kennen wir uns sehr gut und haben jeweils viel Spass zusammen. Ich erwarte also ein enges Spiel (Verfolgen Sie die Partie zwischen Stan Wawrinka und Francis Tiafoe hier im Liveticker). Ich muss konzentriert bleiben, aggressiv sein und gut aufschlagen. Bei den schnellen Bedingungen hier muss man versuchen, möglichst viele Gratis-Punkte zu machen.
Was fehlt Ihnen noch, um wieder Ihr bestes Niveau zu erreichen?
Für euch (Anm.: redet zu den Presseleuten) war mein bestes Level, als ich Grand Slams gewann. Aber wer hat denn in den letzten Jahren diese gewonnen? Federer, Nadal und Djokovic! Ich finde, hier in der Schweiz herrscht der Eindruck vor, ich hätte kein gutes Jahr. Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber dieses Gefühl bekomme ich hier. Deshalb habe ich die Freude verloren, mit der Schweizer Presse zu reden. Ich bin 15. der Weltranglistenliste und im Champions Race. Ich habe noch eine mathematische Chance, mich für das Masters zu qualifizieren und man fragt mich, was ich denn brauche, um mein bestes Level zu finden ... Abgesehen von den ‹Big 4› bin ich der einzige Spieler, welcher in den letzten Jahren Majors gewinnen konnte. Ich komme auch von einer schweren Verletzung zurück. Ich spiele derzeit gut: Ich habe Djokovic bei den US Open besiegt und gerade den Final in Antwerpen erreicht.
Wäre es für Ihre Entwicklung förderlich, zuerst einen Titel bei einem kleineren Turnier zu gewinnen, bevor Sie einen Grand Slam gewinnen?
Wer weiss, vielleicht gewinne ich auch schon nächstes Jahr einen Grand Slam, bevor ich ein anderes Turnier gewinne. Meine gesamte Karriere wurde in Etappen aufgebaut. Ich weiss also, was ich machen muss, um voranzukommen. Deshalb sehe ich das Gesamtbild, was ich seit meiner Verletzung erreicht habe. Ich kann also sagen, dass es ein sehr gutes Jahr war. Ich habe mein Selbstvertrauen zurückgewonnen, indem ich die besten Spieler der Welt wieder besiegen konnte. Klar, ich habe keinen Grand Slam gewonnen, aber ich weiss jetzt, dass ich es in der nächsten Saison schaffen kann. Mich in dieser Lage zu befinden, war mein Ziel in diesem Jahr. Natürlich hätte ich das Jahr gerne in den Top 10 beendet und Grand Slams gewonnen, aber wir müssen realistisch sein. Es reicht nicht aus, mit den Fingern zu schnippen, um wieder dorthin zurückzukehren, wo ich vor meiner Verletzung war und mich zu einem Zeitpunkt stoppte, wo ich mich auf dem Höhepunkt befand. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Federer, Nadal und Djokovic in den letzten Jahren ihr Niveau verbessern konnten.
Sie haben also die Meilensteine erreicht, die Sie erreichen wollten?
Wenn ich immer noch Tennis spiele, dann nur, um mich weiter zu verbessern. Ich möchte wieder Titel, in der Rangliste nach oben klettern und die besten Spieler der Welt schlagen. Wenn ich denken würde, dass ich es nicht schaffen könnte, würde ich aufhören. Ich hatte eine unglaubliche Karriere und habe fast alles gewonnen, was man als Tennisspieler gewinnen kann. Ich würde also nicht den Sinn sehen, weiter zu spielen, wenn ich nicht in der Lage wäre, Turniere zu gewinnen. Ich habe meine Karriere, so gut ich konnte, aufgebaut. Von aussen ist es immer einfach zu beurteilen, was ich tue – zum Beispiel, wenn ich feiere – und nur das Negative auf dem Feld oder in meinem Privatleben herauszunehmen. Ich persönlich denke, dass ihr Journalisten zu verwöhnt seid. Die Nummer 15 der Weltrangliste zu sein, ist viel schwieriger, als man denkt. Man hat auch Glück, dass Belinda Bencic jetzt am Masters teilnimmt. Aber in einigen Jahren wird es in der Schweiz weitaus weniger Grand-Slam-Siege geben, zumindest bei den Männern. Und dann wird man erkennen, dass es nicht so schlimm ist, nur die Nummer 15 der Welt gewesen zu sein.