Läuft alles nach Plan, wird die neue Saison am Montag mit dem Auftakt der Australian Open so richtig lanciert. Vor Turnierbeginn macht «blue Sport» den Favoritencheck.
Der Titelverteidiger
Novak Djokovic
Einmal mehr der Top-Favorit. 2020 kann er sich eigentlich nur selbst schlagen – und tut das bei den US Open auch, als er mit einem weggeschlagenen Ball eine Linienrichterin trifft und disqualifiziert wird. Zudem muss er sich einmal mehr in Paris Sandkönig Nadal beugen. Bei den Australian Open – seinem Lieblingsturnier – dagegen ist er für die restliche Konkurrenz zu stark. Ersichtliche Gründe, dass das in diesem Jahr anders kommt, gibt es keine. Es wäre bereits der neunte Australian-Open-Titel für den Serben.
Das Fragezeichen
Rafael Nadal
Wenn er fit ist, ist Nadal auch in Melbourne für alle Kontrahenten gefährlich – und einer der grössten Herausforderer von Djokovic. In den letzten vier Austragungen schafft er es zweimal bis ins Endspiel. Nur: Hinter dem Fitnessstand des Mallorquiners steht wieder mal ein Fragezeichen. Für die ersten Auftritte im ATP Cup mit Spanien muss er wegen Rückenproblemen aussetzen. Immerhin gibt er Entwarnung: «Ich bin in keiner schrecklichen Verfassung, aber noch nicht so weit, dass ich spielen kann.» Noch bleibt etwas Zeit …
Der Herausforderer
Dominic Thiem
Der Vorjahresfinalist. 2020 fehlt dem Österreicher nur ein Satz zum Turniersieg, bevor er das Endspiel gegen Djokovic in fünf Sätzen doch noch verliert. Inzwischen ist der Bann für Thiem aber gebrochen: An den US Open nutzt er die Gunst der Stunde und holt sich seinen lang ersehnten ersten Grand-Slam-Titel. Ob ihn das auch Down Under zum Triumph trägt? Im Vergleich zu seinem Auftaktmatch beim ATP Cup, wo er gegen Berrettini mit 2:6 und 4:6 untergeht, müsste er sich definitiv noch steigern …
Der Unbequeme
Daniil Medvedev
Der steile Aufstieg kommt im letzten Jahr etwas ins Stocken – nicht nur wegen Corona. In Melbourne bleibt er bereits im Achtelfinal an Wawrinka hängen, bei den French Open verliert er gar sein Auftaktmatch. In Flushing Meadows dagegen beweist er seine Klasse und stösst bis in den Halbfinal vor, bevor er seine Saison bei den ATP Finals zum Abschluss doch noch krönen kann. Der Reihe nach schlägt er in London Zverev, Djokovic, Schwartzman, Nadal und im Endspiel Thiem – eine Kampfansage, die er in Australien erneut wahrmachen will.
Der Energiespieler
Stefanos Tsitsipas
Der Grieche stellt in der Vergangenheit auch in Australien bereits unter Beweis, dass er an guten Tagen mit den Besten mithalten kann. Vor zwei Jahren schaltet er im Achtelfinal den damaligen Titelverteidiger Federer aus. In der abgelaufenen Saison überrascht er an den French Open mit dem Halbfinal-Einzug. Zudem beweist er beim ATP Cup eine starke Frühform.
Der Hungrige
Alexander Zverev
Ähnlich wie Tsitsipas deutet auch der Deutsche das riesige Potenzial längst an. Abgesehen vom überraschenden Triumph bei den ATP-Finals 2018 kann Zverev aber noch keinen ganz grossen Titel einheimsen. Immerhin: In New York im vergangenen September fehlt im packenden Endspiel gegen Thiem nur ganz wenig. Am Österreicher scheitert er übrigens auch im letztjährigen Australian-Open-Halbfinal. Zeit für die Revanche?
Der Aufsteiger
Andrey Rublev
Der Russe ergattert in der abgelaufenen Saison ganze fünf Titel und damit so viele wie kein anderer. Erstmals qualifiziert er sich so für das Saisonfinale in London – der Sprung in die Weltspitze ist geschafft. An Major-Turnieren schafft er es bisher nie weiter als in den Viertelfinal. Die Zeit scheint reif für eine bessere Bilanz.
Unsere Geheim-Favoriten:
Der Kämpfer
Matteo Berrettini
Der Italiener lässt vor allem im Sommer 2019 aufhorchen. Bei den US Open zieht er sensationell in den Halbfinal ein. Im abgelaufenen Jahr kann er daran nicht ganz anknüpfen. Dennoch stellt er mit seiner Wucht stets eine Gefahr dar – in gewissen Momenten auch für die Favoriten.
Die Wundertüte
Stan Wawrinka
Im letzten Jahr muss sich Wawrinka im Viertelfinal Zverev geschlagen geben. Grundsätzlich gilt aber: Übersteht der dreifache Grand-Slam-Sieger die Startrunden irgendwie, avanciert auch er zu einem Titelkandidaten. Findet Wawrinka einmal zu seinem Spiel, ist er nach wie vor nur schwer zu schlagen. Die entscheidende Frage ist, ob ihm das gelingen wird.