Roger Federer trifft in der Startrunde bei den Australian Open auf Denis Istomin (ATP 101). An der Pressekonferenz hebt der Titelverteidiger die gute Vorbereitung hervor und freut sich auf sein nächstes Abenteuer in Melbourne.
In Australien fand die Wiedergeburt von Roger Federer statt: 2016 riss er sich beim Einlassen des Wassers für ein Bad seiner Töchter den Meniskus. Zwar kehrt er einige Monate später auf die Tour zurück, musste aber seine Karriere erstmals für längere Zeit – es wurde ein halbes Jahr draus – unterbrechen. Bei seinem Comeback meinte er: «Ich bin froh, wieder an jenem Ort zu sein, wo alles begann schief zu laufen nach meiner Knieoperation. Ich treffe hier auf meine Dämonen.» Wie Federer mit dieser «schlechten Energie» damals umging, ist Tennis-Geschichte: Er schlug Erzrivale Rafael Nadal in einem epischen Final trotz 1:3-Rückstand im Entscheidungssatz. Federer gerät heute noch ins Schwärmen: «Es war einer meiner Top-3-Matches, einer meiner schönsten Siege auf der Tour.»
Aus seinem «neuen Tennisleben» resultierten später noch der Wimbledon-Triumph und die erfolgreiche Titelverteidigung in Melbourne. An der Pressekonferenz zeigt sich der 20-fache Grand-Slam-Sieger glücklich über seine Vorbereitung : «Ich konnte alle Trainingseinheiten absolvieren.» Und fügt an: «Ich war sogar in der Lage, ein wenig härter zu arbeiten, als ich dachte. Ich fühle mich also topfit.» Der Routinier freut sich wie ein frischgebackener Junior auf die Australian Open: «Ich bin super aufgeregt, dass es nur noch einen Tag bis zu meinem nächsten Match ist. Das wird spannend werden.»
Und ergänzt: «Die Off-Season war natürlich grossartig für mich, wie man es schon ein wenig am Hopman Cup gesehen hat. Für mich ist es ein guter Weg, in Form zu kommen. Ich kann viele positive Dinge mitnehmen. Ausserdem ist es von Dubai auch nicht allzu weit weg, so ist der Jetlag nicht all zu verrückt für mich.»
Federer: «Das ist immer ein tröstlicher Gedanke»
Seine tolle Frühform will er trotzdem nicht «überanalysieren». Er sinniert: «Wenn ich morgen einen schlechten Start erwische und es mir nicht gelingt, mich davon zu erholen ... Mein Fokus liegt deshalb einfach auf dem nächsten Spiel.»
Die Fitness ist im Tennissport essentiell. Das weiss auch der inzwischen 37-Jährige Federer, welcher die Nachteile des Alters aufführt: «Man braucht einfach länger, um sich zu erholen. Speziell bei Verletzungen. Aber jeder ist unterschiedlich, jeder geht anders mit Schmerz um. Natürlich spielt auch die Planung eine Rolle. Ich und mein Team kennen meinen Körper gut und wissen, wann und ob ich eine Pause brauche.»
Seinen Startgegner sollte er tatsächlich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Usbeke Denis Istomin schaltete hier vor zwei Jahren den damaligen Titelträger Novak Djokovic aus. Federer über dessen grossen Coup: «Ich weiss, was Denis mit Novak angestellt hat. Ich habe damals die ganze Partie mitverfolgt. Auch schon früher war es für mich gegen ihn manchmal eng. Er kann auf schnellen PIätzen sehr gut spielen. Die Margen im Tennis sind heutzutage so klein.»
Gleichzeitig hält er aber auch fest: «Ich spiele gutes Tennis. Ich bin sicher, es braucht deshalb eine tolle Leistung von einem Gegner, um mich zu schlagen. Das ist immer ein tröstlicher Gedanke.»
Natürlich wurde er auch auf Andy Murray angesprochen. Er sei traurig, fast ein wenig schockiert gesesen, so Federer über den angekündigten Rückzug seines langjährigen Rivalen: «Leider hat sein Körper die Entscheidung getroffen. Aber wir werden irgendwann alle nicht mehr auf der Tour sein. Jetzt ist es halt definitiv. Natürlich hoffe ich, dass er ein gutes Australian Open spielen kann.»
«Er ist ein toller Kerl, eine Legende. Er hat alles gewonnen, was er wollte. Rückblickend kann er sicher unglaublich stolz auf alles sein, was er erreicht hat.» Genau solche Laudatios werden bald die anderen Tennis-Spieler über den Schweizer halten. Doch noch will Federer seinen Gegnern auf den Tennisplätzen das Fürchten lehren. Hoffentlich einmal mehr hier an diesem für ihn ganz speziellen Ort.