Analyse zum Nati-OutFederer: «Ich habe mir von der Nati viel mehr erhofft»
Aus Wimbledon: Roman Müller
4.7.2018
Roger Federer äusserst sich an der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Lukas Lacko nicht nur zu seiner eigenen Leistung, sondern auch zu den Auftritten der Schweizer Nationalmannschaft und der von Stan Wawrinka in dessen Startspiel.
Wie haben Sie es heute geschafft, das Spiel ihres Gegner so gut zu lesen und derart durch die Games zu rasen?
«Es gibt einfach solche Tage. Man muss sich stets darauf besinnen, was man gut und was man weniger gut gemacht hat. Es lief mir nicht nur wegen meiner Aufschläge so gut. Es geht auch um den ersten Schlag danach, darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen und das ist mir heute sehr gut gelungen.»
Sie sind ein grosser Fussball-Fan. Wie haben Sie das Aus der Schweiz gestern an der WM verdaut?
«Ich war enttäuscht gestern. Ich habe mir viel mehr vom Team erhofft. Aber alle müssen mitziehen, wenn man in der K.o.-Phase weiter kommen will. Es war eine vergebene Chance. Am Schluss haben sie sich noch etwas gesteigert, aber sie haben einfach zu wenig Chancen kreiert. Es ist nicht so bitter. Wir haben gekriegt, was wir verdient haben. Vielleicht gehört die Schweiz einfach nicht zu den besten acht Teams der Welt.»
Federer analysiert auch, was vielleicht noch fehlt
«Ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, dass du die Energie an jedem einzelnen Tag bringen musst. Das ganze Jahr über. Dann ist es keine grosse Sache mehr, es auch in solch entscheidenden Momenten auf den Platz zu bringen.» Er könne aber natürlich nicht sagen, ob dies das Problem gewesen sei. «Was ich aus meiner Karriere weiss: Du kannst nie lethargisch auf den Platz kommen. Oder denken, es kommt von alleine, weil du am Tag zuvor gut gespielt hast. Du bist immer nur so gut wie deine nächste Leistung.»
Was sagen Sie zu Stan Wawrinkas Auftritt in der ersten Runde?
«Ich habe sein Spiel gegen Dimitrov gesehen. Es war toll, zu sehen, dass er wieder so grosse Emotionen zeigen kann. Das war ein weiterer wichtiger Schritt in seinem Comeback. Es ist nicht mal so wichtig, dass er heute wieder gewinnt. Er kommt immer näher dorthin, wo er mal war. Ich war überglücklich über seinen Sieg.»
Was ist das schwierigste an einem solchen Comeback?
«Man muss dem Körper vertrauen. Ich hatte natürlich viel Zeit mich ohne Ernstkämpfe zu rehabilitieren und ich vergass mit der Zeit sogar, dass ich verletzt war. Wenn es immer wieder Anzeichen gibt, dass man eben verletzt war, läuft man in Gefahr, dass man etwas auf die Bremse tritt, weil man keine Rückschläge riskieren will und dann reicht es nicht mehr gegen die besten Gegner. Man muss dann vielleicht mehr riskieren und spielt dann nicht mehr sein Spiel. Deshalb empfehle ich, sich nach einer Verletzung zuerst vollständig zu erholen. Ansonsten muss man die Verletzung wenigstens so gut kaschieren, dass der Gegner es nicht merkt.»