Pausen müssen sein Federer: «Die Leute vergessen gerne, dass ich vier Kinder habe»

SDA

12.6.2018 - 05:05

Nach zweieinhalb Monaten Pause fühlt sich Roger Federer bereit für die Rasensaison. In Stuttgart strebt er nicht nur den Turniersieg an, er will Rafael Nadal auch wieder die Nummer 1 entreissen.

Die Ausgangslage könnte spannender kaum sein. Wenn sich Federer im TC Weissenhof für den Final qualifiziert, löst er Nadal wieder als Nummer 1 ab. «Das ist eine extra Motivation», gibt der 36-jährige Basler zu. Ein Selbstläufer wird das aber nicht, auch wenn er in Stuttgart der einzige Spieler aus den Top 15 ist. Federer weiss das nur zu gut. Bei zwei Teilnahmen scheiterte er 2016 im Halbfinal und im letzten Jahr gegen Tommy Haas schon im Auftaktspiel. «Zu Beginn herrscht immer Euphorie, dann wird diese durch die Auslosung gebremst, wenn du realisierst, wie gut die Gegner sind.»

Federer erinnert daran, dass er von einer langen Pause zurückkommt. «Ich war mehrere Monate weg und muss hier zuerst kleinere Brötchen backen.» In typischer Tennisspieler-Manier fügt er hinzu: «Match für Match, Satz für Satz, Game für Game», dann könne er sich dann auch mit der Nummer 1 befassen. Zunächst trifft er am Mittwoch (ca. 15.00 Uhr) auf den Deutschen Mischa Zverev (ATP 54). In fünf Partien hat er gegen den älteren Bruder des Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev noch keinen Satz verloren. Dennoch warnt Federer: «Er spielt gerne auf Rasen und ist immer gefährlich.»

Auch nach Zverev bleibt der Weg steinig

Zverev ist ein gefährlicher Erstrundengegner, aber auch danach hat es die Auslosung in sich. Bereits in der Folgerunde könnte der Maestro auf Teeniestar Denis Shapovalov (ATP 23) treffen. Im Halbfinal hiesse der Gegner Nick Kyrgios, gegen den Federer in den bisherigen zwei Duellen ausschliesslich (!) Tiebreaks gespielt hat. Im Final wäre der best rangierte Gegner Lucas Pouille. In derselben Tableauhälfte werden aber auch Milos Raonic oder Tomas Berdych ein Wörtchen mitreden.

Grundsätzlich spricht aber nichts gegen ein erfolgreiches Turnier. Zum einen lobt Federer die Rasenplätze, die besser seien als letztes Jahr. «Das gibt vielleicht etwas mehr Marge.» Vor allem aber fühle er sich absolut bereit. «Es ist zwar ein Kaltstart, aber ich habe wunderbar trainiert. »

«Ich habe auch noch vier Kinder»

Nach seinem frühen Aus in Miami verzichtete Federer wie im letzten Jahr auf die Sandsaison – diesmal jedoch bereits früh geplant. Stattdessen machte er der Reihe nach Ferien, ein intensives Konditionstraining, die Reise nach Afrika für seine Stiftung, nochmals eine Woche Ferien und nun seit etwa einem Monat Training mit Schwergewicht aufs Tennis. In der Schweiz und in Dubai habe dabei alles bestens geklappt.

Die zuweilen leise geäusserte Kritik an Federers Verzicht auf die Sandplatz-Turniere und vor allem das French Open kontert der 36-jährige Schweizer mit dem Hinweis auf seine langfristigen Pläne und die Bedeutung von Wimbledon für ihn. «Wimbledon ist für mich nach wie vor das Nonplusultra», betont er. Er würde einen Wimbledonsieg einem Erfolg gegen den Sandkönig in Paris vorziehen. «Auch hätte gerne nochmals eine Schlacht auf Sand gegen Nadal, und vielleicht gibt es die ja auch noch mal.» Er könne noch nicht sagen, ob er nächstes Jahr wieder auf Sand spielen werde. «Aber es geht um mehr», streicht er heraus. «Um die Gesundheit, darum, die Freude am Tennis zu behalten. Und ich habe vier Kinder, das vergessen die Leute gerne.» Es sei immer viel los, und er sei nicht mehr 23.

Die Verneigung vor Nadal

Das bedeutet nicht, dass Federer Nadals Erfolge in Paris nicht zu schätzen weiss. «Unglaublich, da bleiben nur Superlative übrig», kommentiert er dessen 11. French-Open-Sieg. Vom Final habe er fast nichts gesehen, weil er gleichzeitig trainiert habe. «Aber ich weiss, wie stark er ist und was er Unglaubliches leistet. Wir können uns alle nur verneigen und gratulieren. Fantastisch!»

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