Roger Federer strebt ab Montag in New York seinen sechsten US-Open-Titel an – den ersten seit 2008. Der Weg in den Final ist für den Schweizer aber alles andere als leicht.
Achtelfinal in Melbourne, Halbfinal in Paris und Final in Wimbledon – Roger Federer konnte sich in diesem Jahr an den Grand-Slam-Turnieren stets steigern. Für den 21. Major-Titel hat es aber (noch) nicht gereicht. Das soll sich aus Sicht des Schweizers in New York ändern.
In der 1. Runde trifft Federer auf einen noch zu ermittelnden Qualifikanten. Alles andere als ein klarer Dreisatz-Sieg wäre eine dicke Überraschung. Danach kommt wohl bereits der erste Prüfstein: Nach Papierform heisst sein Gegner in Runde 2 nämlich Damir Dzumhur (ATP 105).
Zwar konnte Federer gegen den Bosnier beide bisherigen Duelle (beide im Jahr 2015) klar für sich entscheiden, doch Dzumhur erweist sich immer wieder als zäher Gegner für Top-Spieler. Erst im Mai konnte er in Genf Stan Wawrinka bezwingen, auch Stefanos Tsitsipas hat Dzumhur in diesem Jahr schon geschlagen.
In der 3. Runde könnte es für den Maestro zum Duell mit Lucas Pouille kommen. Die Weltnummer 26 aus Frankreich machte in diesem Jahr an den Australian Open auf sich aufmerksam und scheiterte erst in den Halbfinals an Sieger Novak Djokovic. Auch Pouille konnte Federer noch nie schlagen, beim letzten Duell in Wimbledon erwies er sich aber durchaus als zäher Gegner.
Goffin der erste grosse Test
Sollte Federer die Erwartungen erfüllen und sich mühelos in die Achtelfinals spielen, dürfte er da erstmals richtig gefordert werden. Denn der Gegner könnte David Goffin heissen. Gegen die Weltnummer 15 hat Federer im Juni den Final in Halle bestritten. Es gab einen sackstarken Goffin im ersten Satz, den am Ende dann doch Federer etwas glücklich im Tiebreak für sich entschied. Im zweiten Satz war beim Belgier dann die Luft raus und der Schweizer konnte seinen zehnten Halle-Titel feiern. Die 13 ersten Games haben aber gezeigt, dass Goffin, der Federer vor zwei Jahren auch einmal schlagen konnte, ein grosser Brocken sein kann. Letzte Woche spielte sich Goffin beim ATP-1000-Turnier von Cincinnati bis in den Final.
Im möglichen Viertelfinal wartet auf Federer womöglich mit Borna Coric (ATP 12) so etwas wie ein Angstgegner. Gegen den Kroaten hat die Weltnummer 3 in sechs Spielen zweimal verloren. Im Mai dieses Jahres in Rom, beim letzten Aufeinandertreffen der beiden, brachte Coric den Schweizer ebenfalls an den Rand einer Niederlage. Möglich ist in der Runde der letzten acht für Federer aber auch ein Duell mit Kei Nishikori (ATP 7) oder Service-Hüne Milos Raonic (ATP 22), welche Federer ebenfalls beide schon dreimal bezwingen konnten.
Revanche gegen Djokovic?
Der Weg in den Halbfinal ist schwierig, doch Federer wäre sowohl gegen Goffin als auch gegen Nishikori oder Coric der klare Favorit. Aussenseiter wäre er allerdings im Duell mit Novak Djokovic, auf den Federer im Halbfinal treffen könnte. Nach der dramatischen Final-Niederlage in Wimbledon dürfte der 20-fache Grand-Slam-Sieger auf eine Revanche gegen den Serben brennen. Die Weltnummer 1 ist der Titelverteidiger der US Open und dementsprechend auch Top-Favorit auf den Titel. Seit 2007 erreichte Djokovic in New York immer (ausser 2017, als er nicht antrat) mindestens den Halbfinal, dreimal konnte er das Turnier bisher gewinnen.
Auch ein Schweizer Duell ist im Halbfinal möglich, wenn auch unwahrscheinlich: Stan Wawrinka befindet sich im gleichen Tableauviertel wie Djokovic. Wohl der einzige, der sich vor dem Halbfinal kleine Chancen auf einen Coup gegen Djokovic ausrechnen darf, ist Daniil Medwedew (ATP 5). Der Russe konnte den Weltranglistenersten erst letzte Woche bei seinem Siegeszug in Cincinnati in drei Sätzen schlagen.
Erreicht Roger Federer bei seiner 19. US-Open-Teilnahme tatsächlich zum achten Mal den Final, könnte es da zum allerersten Duell in New York mit Rafael Nadal kommen. Die spanische Weltnummer 2 muss auf seinem Weg ins Endspiel Kaliber wie Alexander Zverev, Stefanos Tstitsipas oder Dominic Thiem aus dem Weg räumen. Nadals Auftaktgegner ist ebenfalls eine hart zu knackende Nuss: John Millman konnte Federer letztes Jahr in New York völlig überraschend schlagen.
