Nach dreijähriger Pause spielt Roger Federer in diesem Jahr endlich wieder auf Sand. Sein langjähriger Fitness-Coach Pierre Paganini verrät unter anderem, worauf es in der Vorbereitung zu achten gilt.
Vor gut drei Wochen hat für Federer die Vorbereitung auf die Sandplatz-Saison begonnen. Zunächst stand die Kondition im Fokus, wie Fitness-Coach Paganini im Interview mit «Blick» verrät. Aber es sei auch wichtig, dass Roger genug zum Tennisspielen komme.
Um alles zu trainieren, sei die Phase vor dem ersten Turnier in Madrid zu kurz. «Und dazwischen sollte er auch genug freie Tage bekommen. Sie gehören genauso zum Training – und sind nicht zum Feiern da, sondern für die Erholung vorangegangener Trainingseinheiten und zur Vorbereitung für den nächsten Tag.» Das erfordere von Federer grosse Flexibilität, doch er meistere das vorbildlich.
Weil Federer schon lange keinen Wettkampf mehr auf Sand bestritten habe, sei es wichtig, ihm mehr Zeit zu geben, gewisse Themen besonders zu beachten. Auf die Frage, ob die Vorbereitung wunschgemäss verlaufe, gibt sich Paganini vorsichtig optimistisch. «Unsere Arbeit dauert noch bis zum 5. Mai. Es ist also noch zu früh, um das zu behaupten. Wunschgemäss ist es erst, wenn die Resultate dann gut sind. Aber wir sind gut gestartet.»
Doch es sei schön zu sehen, dass die Vorfreude bei Federer gross sei. «Er geht das Training wie ein Kind an, das sich auf den ersten Schulausflug freut – ein Wahnsinn! Diese Begeisterung zu spüren, hat einen grossen Einfluss auf die Trainingsqualität.» Federer gehe jedes Turnier an, als wäre es das erste und zugleich auch das letzte. «Im Hier und Jetzt setzt er stets alles auf eine Karte. Was nächste Woche ist, weiss niemand.»
Verletzungsgefahr auf Sand
Jede Unterlage habe seine Tücken. «Auf Sand werden Quadrizeps und Adduktoren speziell gefordert, der untere Rückenbereich auf Rasen und die Fuss-, Knie- und Hüftgelenke auf Hartbelag. Das ist Tennis.» Jeder Spieler habe auch individuelle Schwachstellen und so fühle sich der eine auf Sand wohler, der andere auf Rasen oder Hartbelag. Eine Verletzungsgefahr gebe es immer. «Aber ich denke, dass wir mit individuell abgestimmtem Training vieles verhindern können», so Paganini. Und: «Federer war im Verlauf seiner Karriere nur selten verletzt und grundsätzlich nicht öfter auf einem bestimmten Belag.»
Werde der Belag gewechselt, so sei es wichtig, sich im Kopf schnell auf etwas Neues einzustellen. Das sei eine von Rogers meist unterschätzten Qualitäten. «Seine Anpassungsfähigkeit ist faszinierend. Baue ich im Training eine Variante ein, findet er innert weniger Sekunden die optimale Ausführung. Ich will jetzt nicht einfach lieb sein mit ihm, aber er ist eben auch intelligent! Roger ist viel strategischer, als man glaubt. Sein Spiel ist sehr spontan, aber im Voraus macht er sich immer viele Gedanken.»
Ob Federer einen guten Tag habe, erkenne er sofort, da er den Schweizer seit dessen 14. Lebensjahr kenne und seit 19 Jahren mit ihm zusammenarbeite. «Da spürt man gewisse Dinge und erkennt schon in Rogers Blick viel.» Federer suche auch immer den Dialog und teile wichtige Informationen sehr professionell mit. Federer schöpfe auch viel Energie aus Gesprächen. «Das ist einer der Gründe, warum seine Karriere so lange dauert: Er nimmt aus jeder Situation etwas Positives mit.»