Am Mittwoch mussten am French Open alle Partien wegen Dauerregens abgesagt werden. Schon am späten Nachmittag fällt der Entscheid, alle geplanten Matches auf Donnerstag zu verschieben.
Um 16:35 Uhr entscheiden die Veranstalter, dass heute Mittwoch keine Partie ausgetragen wird. Zum ersten Mal seit drei Jahren fiel damit ein kompletter Tag dem Regen zum Opfer. Die Zuschauer, die keine Minute Spitzentennis zu sehen bekamen, erhalten ihre Tickets zurückerstattet.
Somit gibt es für die verbleibenden Viertelfinalisten ein gedrängtes Programm. Novak Djokovic – Alexander Zverev und Dominic Thiem – Karen Kachanov müssen am Donnerstag ran, bevor am Freitag die beiden Halbfinals über die Bühne gehen. Das Wetter sollte in den kommenden Tagen besser werden, aber es wird deutlich kühler. Zwischendurch ist auch mit Regen zu rechnen.
Das French Open ist das einzige Grand-Slam-Turnier das kein überdachtes Stadion hat. Erst ab dem nächsten Jahr ist der 15'000 Zuschauer fassende Court Philippe Chatrier mit einem Dach ausgestattet.
Die nächsten Spiele in Roland Garros
Heute vor 20 Jahren: Ein Spiel für die Ewigkeit
Am 5. Juni 1999 ereignet sich in Paris je nach Sichtweise Historisches oder eben Dramatisches. Martina Hingis ist zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt und die dominierende Spielerin auf der Tour. Sie hatte vor dem Turnier in Roland Garros bereits in Wimbledon, New York und Melbourne die vorherigen drei Majors gewonnen und möchte nun den Karriere-Slam vervollständigen. Doch es sollte alles anders kommen.
Hingis führt im Endspiel gegen Steffi Graf mit 6:4 und 2:0, als sie eine Entscheidung der Linienrichterin aus dem Konzept wirft. Die fünffache Grand-Slam-Gewinnerin will nicht akzeptieren, dass ihre Vorhand Aus gegeben wird. Die Stuhl-Schiedsrichterin bestätigt den Entscheid, dann macht Hingis etwas, das als absolutes «No-Go» im Tennis gilt: Sie betritt unter Buh-Rufen und Pfiffen der Zuschauer die gegnerische Hälfte und schaut sich die Stelle, wo ein Abdruck hätte sein sollen, selbst an – und verweigert sich kurzzeitig, die Partie fortzuführen.
Als es dann endlich weitergeht, agiert Graf unbeeindruckt. Hingis hält zwar zunächst dagegen, ihr gelingt ein Break und sie ist bei eigenem Service nur noch drei Punkte vom Turniersieg entfernt. Dann verliert sie den Faden endgültig, Graf wendet die Partie, holt den Satz und letztlich auch das Match. Beim Stand von 5:2 im dritten Satz versucht Hingis noch, Graf mit Aufschlägen von unten zu irritieren. Doch die Deutsche lässt sich nicht mehr aufhalten. Hingis vergiesst Tränen und wird von ihrer Mutter getröstet.
Nicht wenige betrachten das gegen Graf verlorene Endspiel rückblickend als den Schlüssel für die weitere Entwicklung von Hingis. In den folgenden Jahren blieb sie nicht nur auf der roten Asche in Paris sieglos. Hingis konnte auch bei den anderen Major-Turnieren im Einzel nicht mehr triumphieren. Ihr Sieg bei den Australian Open 1999 sollte der letzte Einzelerfolg bei Grand-Slam-Turnieren bleiben. Die Highlights (und Tiefpunkte) der Partie im Video:
Teenager Anisimova fordert die Titelverteidigerin der French Open
Beim Endspiel zwischen Hingis und Graf war Amanda Anismova noch nicht geboren. Als erste Tennisspielerin aus der Generation des 21. Jahrhunderts schafft sie es in diesem Jahr in das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Die junge Frau aus Freehold im US-Bundesstaat New Jersey wurde am 31. August 2001 geboren – und fordert am Mittwoch ab 14 Uhr im Kampf um das Halbfinale die Vorjahressiegerin und Ex-Weltrangliste-Erste Simona Halep.
«Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich freue. Es ist grossartig, gegen sie spielen zu dürfen», sagt die 17-Jährige vor dem Duell mit der zehn Jahre älteren Rumänin. Nicht wenige Experten sagen der Teenagerin, die mittlerweile in Florida lebt, eine grosse Zukunft und das Potenzial zur Nummer eins im Frauen-Tennis voraus.
Aktuell wird Anisimova auf Platz 51 der Weltrangliste geführt. Bei den Australian Open im Januar stand sie im Achtelfinale. Im vergangenen Jahr machte sie auf sich aufmerksam, als sie in Indian Wells als 16 Jahre alte Qualifikantin die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova bezwang. Die Tochter russischer Eltern hat 2017 den Juniorinnen-Titel der US Open gewonnen. In Bogota holte sie in diesem Jahr ihren ersten Titel.
«Ich fühle mich alt», sagte die bislang souverän auftretende Halep vor dem Duell mit Anisimova und ergänzte: «Als ich 17 war, habe ich in der Qualifikation gespielt – und nicht auf dem Center Court.»
Zverev vor Duell mit Djokovic: Muss «mein bestes Tennis spielen»
Novak Djokovic ist bislang ohne Satzverlust durch das Turnier gerauscht. Alexander Zverev dagegen musste bereits zweimal über fünf Sätze gehen. Im heutigen Vietelfinal (ab ca. 15:30 Uhr) fordert die deutsche Nummer eins die Nummer eins der Weltrangliste.
«Hoffentlich läuft es diesmal anders, letztes Jahr hat es nach einer guten Sandplatzsaison mit der Verletzung kein schönes Ende für mich genommen. Das habe ich immer noch ein bisschen im Kopf», sagt Zverev rückblickend auf die 4:6, 2:6, 1:6-Niederlage gegen Thiem vor Jahresfrist, als er sich früh am Oberschenkel verletzte und angeschlagen weiterspielte. «Ich weiss, dass ich gegen Novak mein bestes Tennis spielen muss, ansonsten habe ich keine Chance.»
Thiem mit leichten Vorteilen
Während Novak Djokovic im Spiel auf dem Centre Court zu favorisieren ist, kommt diese Rolle dem Österreichter Dominic Thiem auf dem Platz Suzanne Lenglen zu. Gegen Karen Khachanov, den Del-Potro-Bezwinger, heisst es allerdings Vorsicht – denn im Head-to-Head liegt Thiem mit 0:1 zurück. Der Russe siegte im Vorjahr in Paris mit 6:4, 6:1, allerdings nicht in Roland Garros, sondern beim Masters in Paris-Bercy auf Hartplatz.
Thiem hat sich im Verlauf des Turniers gesteigert, zeigte gegen Gaël Monfils seine bisher beste Leistung in Roland Garros 2019. Zudem lieferte der letztjährige Finalist den bisherigen Punkt des Turniers.
Nach Federer – Wawrinka ist vor Federer – Nadal
Im Halbfinal kommt es am Freitag zum Klassiker zwischen Rafael Nadal und Roger Federer. Es wird das 39. Aufeinandertreffen der beiden Aushängeschilder.
«Wir haben die wichtigsten Momente unserer Karriere gemeinsam auf dem Platz verbracht. Es wird ein besonderer Augenblick werden», sagt Nadal vor dem Duell mit Federer. Im direkten Vergleich führt der Spanier mit 23:15, bei den French Open lautet die Bilanz 5:0. «Einer der Gründe, wieder auf Sand zu spielen, war es, eine Chance zu haben, gegen Rafa zu spielen. Jetzt kriege ich das Match», sagt Federer, der zuletzt 2012 bei den French Open im Halbfinale stand.