Jannik Sinner gegen Daniil Medvedev – jedem der beiden durfte der Einzug in den Final des Australian Open zugetraut werden. Dennoch kommt die Finalpaarung überraschend.
So 28.01. 09:30 - 12:30 ∙ SRF info ∙ 180 Min
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Das gab es seit 2005 nicht mehr, als Marat Safin am finalen Sonntag in Melbourne gegen Lleyton Hewitt die bislang letzte Chance auf einen australischen Heimsieg zunichte machte. In den achtzehn folgenden Ausgaben stand immer mindestens einer aus dem Giganten-Trio Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic im Endspiel.
Die Weltnummer 3 Daniil Medvedev ist ein steter Kandidat für einen Grand-Slam-Coup und steht bereits zum sechsten Mal in einem Final. Gewonnen hat er allerdings nur einen – 2021 am US Open gegen Djokovic. Jannik Sinner, mit 22 fünf Jahre jünger als der Russe, spielte sich im vergangenen Herbst in die oberste Garde, ist als ATP-Nummer 4 so gut klassiert wie noch nie und galt als erster Herausforderer des Rekordsiegers Djokovic.
Sinner sechs Stunden weniger auf dem Platz
Dennoch war sein Triumph im Halbfinal gegen Djokovic in vier erstaunlich klaren Sätzen eine Überraschung – und eine kleine Wachablösung. Der Italiener hat im gesamten Turnier nur den einen Satz gegen den Serben abgegeben, dies nach einem Matchball im dritten Durchgang.
Die Erfahrung spricht für Medvedev, alle anderen Faktoren aber für Sinner, der zum ersten Mal im Final eines Grand-Slam-Turniers steht. Seit dem Gewinn des Davis Cups mit Italien im November, bei dem er ungeschlagen geblieben ist, befindet sich Südtiroler auf einem neuen Level. Zudem hat er fast sechs Stunden weniger Tennis in den Beinen als Medvedev.
Die grösste Gefahr könnte ein Nachlassen nach dem grossen Coup gegen den in Melbourne zuvor während 33 Partien ungeschlagenen Djokovic sein. Sinner ist sich dieser Gefahr bewusst und jubelte deshalb nicht euphorisch. «Es war ein besonderer Sieg, aber das Turnier ist noch nicht vorbei», stellte er klar. «Ein Final bei einem Turnier ist immer etwas ganz Spezielles, egal, wie gross dieses ist.» Diesmal ist es das grösste seiner Karriere.
Medwedew 100 Prozent besser als vor dem Turnier
Viel steiniger war der Weg von Medvedev in den Final. In der 2. Runde verlor er gegen Emil Ruusuvuori die ersten zwei Durchgänge, und auch bei den Fünfsatz-Siegen im Viertelfinal gegen Hubert Hurkacz und im Halbfinal gegen Alexander Zverev überstand er viele heikle Situationen.
Das sieht er als Vorteil. «Auf so eine Art und Weise habe ich noch nie einen Grand-Slam-Final erreicht», stellte er fest. «Ich bin stärker als vor dem Turnier, weil ich jetzt weiss, dass ich einige Dinge schaffen kann, von denen ich vorher dachte, dass ich es nicht kann. Mental bin ich 100 Prozent besser als vor dem Turnier.»
Zu gern würde es Medvedev neunzehn Jahre nach Marat Safin seinem russischen Landsmann gleich tun. Sinner ist hingegen der erste Italiener überhaupt im Final des Australian Open, das bis 1987 auf Rasen gespielt wurde.
Sinner könnte mit einem Sieg auf den Spuren von Roger Federer wandeln. Der Schweizer schaffte seinen Durchbruch auf Grand-Slam-Ebene 2003 in Wimbledon – in seinem 17. Anlauf bei einem Major-Turnier.