Zum Abschluss des Tennis-Jahres trifft ab Freitag im Davis-Cup-Final Frankreich auf Kroatien. Die favorisierten Kroaten möchten sich für die Niederlage im Final der Fussball-WM revanchieren.
Zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren findet der Davis-Cup-Final im wunderbaren Fussballstadion Pierre-Mauroy in Lille vor dreimal über 25'000 Fans statt. 2014 unterlag die «Equipe tricolore» auf Sand der Schweiz, vor zwölf Monaten bezwang sie auf einem Hartplatz Belgien zum zehnten Davis-Cup-Sieg 3:2. Held mit dem Sieg im entscheidenden fünften Spiel war Lucas Pouille.
Genau dieser Pouille war der grosse Verlierer der Vorbereitung auf den Final gegen Kroatien. Nach den Absagen oder Nichtberücksichtigungen von Richard Gasquet, Gaël Monfils und Gilles Simon war Pouille als Nummer 32 der Welt der höchstklassierte Spieler, der Captain Yannick Noah zur Verfügung steht. Dennoch schenkt der letzte französische Grand-Slam-Sieger (French Open 1983) für die ersten beiden Einzel am Freitag Jérémy Chardy (ATP 40) und Jo-Wilfried Tsonga (ATP 259) das Vertrauen. Frankreich entschied sich wie gegen die Schweiz für Sand als Unterlage, weniger wegen der eigenen Stärken, sondern wegen der Kroaten.
Deren wesentlich höher eingestufte Einzelspieler Marin Cilic (ATP 7) und Borna Coric (ATP 12, als Ersatz) waren letzte Woche noch an den ATP Finals beschäftigt – auf einem Hartplatz. Die Hoffnung der Franzosen: Dass die Umstellung auf Sand nicht rechtzeitig gelingen könnte.
Überraschung Tsonga
Diese Rechnung ging bereits gegen die Schweiz nicht auf und ist auch diesmal wieder riskant. So kam Simon, der zuletzt aufsteigende Form zeigte und in Paris-Bercy klar gegen Pouille gewann, nicht in Frage. Chardy hat hingegen im Davis Cup in drei Partien auf Sand noch nie verloren. Der grosse Poker Noahs ist aber Jo-Wilfried Tsonga. Der 33-Jährige kam seit einer Knieoperation in den letzten Monaten nur zu fünf Einsätzen (1 Sieg) und spielte sein letztes Spiel auf Sand im September vor einem Jahr im Davis-Cup-Halbfinal gegen den Serben Dusan Lajovic. «Jo hat mich wirklich überrascht», erklärte Noah seine Wahl.
Die Kroaten werden hoch motiviert sein. Sie möchten Revanche nehmen für ihre Fussballer, die an der WM den Final gegen Frankreich verloren. Marin Cilic ist der einzige Grand-Slam-Sieger (US Open 2014) seit 2004, der den Davis Cup (noch) nicht gewonnen hat. Der 22-jährige Coric ist einer der Aufsteiger der Saison. Er eröffnet den Final am Freitag gegen Chardy. Zwar verlor er zwei von drei Partien gegen den Franzosen, doch Coric gibt sich zuversichtlich: «Ich habe in den letzten drei Monaten das beste Tennis meiner Karriere gespielt.»
Es ist passend, dass der letzte Final nach traditionellem Davis-Cup-Modus in Frankreich stattfindet, ehe im nächsten Jahr mit einem Finalturnier mit 18 Teams gestartet wird. Kaum ein Land verfügt über so viel Tradition. Es wird auch der Abschied von Yannick Noah sein, der den Titel als Spieler nie gewann, dafür bereits dreimal als Captain. Mit einem vierten Sieg würde er zu den Rekord-Captains Neale Fraser (Australien) und Niki Pilic (Deutschland und Kroatien) aufschliessen. In seiner dritten Amtszeit verlor Noah seit 2016 nur eine Partie: im Halbfinal vor zwei Jahren ausgerechnet gegen Kroatien.