Lange gelten die Brüder Karim und Youssef Hossam als die grössten Zukunftshoffnungen im ägyptischen Tennis. Doch noch bevor sie den Durchbruch schaffen, sind ihre Karrieren beendet.
Ende 2013 steht Karim Hossam, damals die grosse ägyptische Zukunftshoffnung im Tennis, erstmals in einem Hauptfeld eines ATP-Turniers. Doch bevor seine erste Partie auf Profi-Tour gegen den bekannten Franzosen Richard Gasquet losgeht, erhält Hossam ein unmoralisches Angebot. Ein Mann bietet ihm 1’000 Dollar an, wenn er den ersten Satz absichtlich verliert. Hossam winkt sofort ab: «Ich spiele gegen Gasquet. Ich bin nicht hier, um das Match zu verkaufen.»
Doch der Aufstieg des jungen Ägypters gerät in der Folge ins Stocken. Bei Future-Turnieren setzt es (zu) viele Niederlagen ab, seine Entwicklung stagniert und finanzielle Engpässe lassen sich nicht vermeiden. Hossam lebt zu dieser Zeit auf Kosten der Ersparnisse seines Vaters – und ist deshalb für die Wettmafia verwundbar.
1'000 statt 100 Dollar für eine Niederlage
Vor einem Turnier in Sharm-el-Sheik wird er schliesslich erneut kontaktiert. Doch diesmal steigt Hossam darauf ein. Gegen einen rund 600 Positionen schwächer klassierten Polen verliert er absichtlich in drei Sätzen. Als Entschädigung kassiert er neben dem Preisgeld von 104 Dollar zusätzlich 1'000 Dollar von der Wettmafia.
Im Verlauf der Zeit steigt Hossam zum Mittelsmann auf und hilft während rund vier Jahren, Spiele zu manipulieren. Im Sommer 2017 allerdings wird er im Alter von 24 Jahren erwischt und rund zwölf Monate später lebenslang gesperrt. «Ich konnte mir das Tennisspielen einfach nicht mehr leisten. Ich hatte keine Einnahmen mehr. Mein Vater unterstützte auch meinen kleinen Bruder und gab mir kein Geld mehr», erzählt er den Ermittlern damals.
Sein jüngerer Bruder ist Youssef Hossam, der es 2016 als erster Ägypter in die Top Ten der ITF-Juniorenweltrangliste schafft. Ende 2017 hat er sich bereits auf Weltranglisten-Position 291 vorgearbeitet. Trotz der finanziellen Unterstützung des Vaters nimmt aber auch seine Karriere eine unerfreuliche Wendung – und ist seit Montag definitiv beendet.
Der jüngere Bruder zieht nach
Denn die TIU («Tennis Integrity Unit»), die sich gegen Korruption im Tennis einsetzt, sperrt den heute 21-Jährigen lebenslang. Dies entschied die unabhängige Anhörungsbeauftragte Jane Mulcahy QC nach einer Anhörung in London. Hossam, der bereits seit Mai 2019 ausgeschlossen war, ist somit dauerhaft von der Teilnahme an oder dem Besuch von sanktionierten Tennisveranstaltungen, die von den leitenden Organen des Sports organisiert oder anerkannt werden, ausgeschlossen. Die happigen Vorwürfe: 21 Vergehen im Zusammenhang mit Spielmanipulation und Wettbetrug.
Dazu gehören acht Fälle von Match-Fixing und zwei Fälle, in denen er andere Spieler aufgefordert habe, sich nicht nach besten Kräften zu bemühen. Zudem habe Hossam mehrfach versäumt, der TIU mögliche Korruptionsversuche zu melden.
Ob sein älterer Bruder Karim seine Hände im Spiel hat, darüber kann nur spekuliert werden. Fakt ist aber, dass Ägypten die zwei wohl grössten Tennistalente verloren hat, bevor deren Karrieren überhaupt begannen. Und zwar an die Wettmafia.