Roger Federer spielt am Freitagabend im Rahmen des «Match for Africa» gegen Rafael Nadal. Und das in seiner zweiten Heimat. Seine südafrikanische Mutter Lynette verrät, wie viel Südafrika in Roger steckt.
Der Maestro selbst hatte erst kürzlich gesagt, dass er sich mit Südafrika sehr verbunden fühle. «Wenn ich in Südafrika ankomme, schwingt eine grosse Vorfreude mit. Es ist ein spezielles Feeling, das ich nicht genau beschreiben kann. Wenn die Südafrikaner möchten, dass ich einer von ihnen bin, sage ich: sehr gerne, kein Problem!»
Seine Mutter Lynette, in Südafrika geboren und aufgewachsen, spricht mit dem «Tagesanzeiger» über ihre Heimat und die Beziehung ihres Sohnes zum südlichsten Land des schwarzen Kontinents. «Wie jedes Kind hat er einiges vom Vater, aber auch einiges von der Mutter geerbt. Ich habe das Gefühl, seine Lockerheit, Offenheit, Umgänglichkeit und seine lustige Art sind eher südafrikanisch», so Lynette. Obwohl Vater Robert auch ein sehr humorvoller Mensch sei.
Mama Federer glaubt zudem, dass ihr Sohn nicht zuletzt auch durch den südafrikanischen Einfluss zum Tennis gefunden hat. «In Rogers Begeisterungsfähigkeit für den Sport erkenne ich mich wieder; diese ist in Südafrika ausgeprägt. Was der WM-Titel des Rugby-Teams auslöste, war der Wahnsinn», sagt sie.
Roger Federer selbst meint, dass zwar schon Südafrika in ihm stecke, «aber ich bin doch viel mehr Schweizer. Ich weiss, wo ich aufgewachsen bin, welchem Land ich alles zu verdanken habe». Auch seine Mutter sagt, sie habe bei der Erziehung nicht bewusst südafrikanische Schwerpunkte gesetzt. Mit Roger und seiner Schwester Diana hätte sie zum Beispiel nicht in ihrer Muttersprache Afrikaans gesprochen, sondern Englisch.
«Man darf die Armut nicht vor den Kindern verstecken»
Allerdings gingen die Federers immer wieder auf Südafrika-Reise, wo Roger und Diana schon früh mit der Armut konfrontiert wurden. «Für Kinder ist es nicht schön, solche Zustände zu sehen. Man darf solche Sachen nicht verstecken», sagt Lynette. Möglich, dass Roger Federer auch deshalb schon früh in seiner Karriere damit begann, weniger privilegierten Kindern zu helfen.
Während Pete Sampras als sein Jugend-Idol auf dem Tennisplatz gilt, habe Federer in Bezug auf das Verhalten und die Denkweise neben dem Platz eher Andre Agassi nachgeeifert, verrät Lynette: «Als er im Tennis erste Erfolge feierte und gut zu verdienen begann, sagte er sich: Weshalb soll ich mit dem Helfen warten, bis ich so alt bin wie Agassi?» 2003, im Jahr seines ersten Grand-Slam-Titels, wurde schliesslich die Roger Federer Foundation gegründet.
Dass sich Federer mit seinen Hilfsprojekten auf den südlichen Teil Afrikas konzentriert, sei auf Empfehlung von Vater Robert – «ein Hardcore-Fan des südlichen Afrikas» – und ihr entstanden, sagt Lynette. Seit 2003 hat die Roger Federer Foundation über 1,2 Millionen Kindern geholfen und den Zugang zu Schuldbildung ermöglicht. Total wurden schon über 45 Millionen Franken investiert. Allein mit seinen bisher fünf «Matches for Africa» sammelte Federer knapp 10 Millionen Franken.
Am Freitagabend soll ein weiterer grosser Batzen dazukommen: Federer trifft beim «Match for Africa 6» in Kapstadt vor über 50'000 Zuschauern auf seinen ewigen Rivalen Rafael Nadal.