Zwei Typen mit kurzer Zündschnur Medvedev duelliert sich im Halbfinal mit Erzfeind Tsitsipas 

Von Syl Battistuzzi

27.1.2022

Zwischen Stefanos Tsitsipas (l.) und Daniil Medvedev herrschte oft Dicke Luft.
Zwischen Stefanos Tsitsipas (l.) und Daniil Medvedev herrschte oft Dicke Luft.
Bild: Getty

Im Halbfinale der Australian Open treffen mit Stefanos Tsitsipas und Daniil Medvedev zwei heissblütige Typen aufeinander. In den bisherigen Duellen der beiden Tennisstars flogen schon einige Mal die Fetzen.

Von Syl Battistuzzi

Es ist das achte Duell zwischen zwei der grössten Anwärter auf den Tennis-Thron für die kommenden Jahre. Mit einem Turniersieg in Melbourne könnte Medvedev, der mit den US Open schon das letzte Grand-Slam-Turnier gewann, gar schon in Kürze die neue Nummer 1 sein.

In den ersten fünf Direktvergleichen zog der inzwischen 23-jährige Tsitsipas (ATP 4) mit dem zwei Jahre älteren Medvedev jeweils den Kürzeren. In den letzten drei Partien gewann zwar Tsitsipas zweimal, doch bei den letzten Australian Open behielt Medvedev im Halbfinale souverän in drei Sätzen die Oberhand. Nun kommt es also an gleicher Stätte zu einem weiteren Showdown. 



Vor allem ihr erstes Aufeinandertreffen 2018 in Miami sorgte dabei für reichlich Diskussionsstoff. So wollte Medvedev gar nach dem Spiel auf seinen Kontrahenten losgehen, weil der Grieche ihn mit den Worten «Scheiss Russe» beleidigt haben soll.

«Seltsame Beziehung»

Zwar eskalierte der Streit der beiden nie mehr so wie bei der Premiere, doch die eher kalten Handshakes nach den bisherigen Direktduellen bestätigen jeweils den Eindruck, dass die zwei so unterschiedlichen Typen sich nicht mögen. «Wir sind definitiv keine Freunde, aber Feinde sind wir auch nicht. Wir sind Kollegen, das ist alles», resümierte einst Medvedev trocken. Alexander Zverev beschrieb die Atmosphäre zwischen den beiden folgendermassen: «Die zwei haben eine seltsame Beziehung. Was immer sie haben, ich werde das ihnen überlassen.»

Tsitsipas monierte in einer Pressekonferenz etwa auch schon das unorthodoxe Spiel seines Rivalen. «Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ehrlich gesagt ist es langweilig. Er hat einen grossartigen Aufschlag und wenn du ihn zurückbringst, sind es nur unzählige Ballwechsel auf dem Platz.» Komplimente tönen sicher anders.

Doch Medvedev ist bekanntermassen ebenfalls nicht auf den Mund gefallen und konterte Tsitisipas' Aussagen. «Er sagt, mein Spiel ist langweilig? Wirklich? Gut, ich werde nicht mit ihm diskutieren. Jeder hat seinen eigenen Stil», zeigte der Russe sich irritiert. Später legte er nach und machte sich über eine Episode des Griechen lustig – Tsitsipas gab 2019 nach dem Laver-Cup-Triumph an, zum Alkohol trinken gedrängt worden zu sein. «Das ist lächerlich. Ich kann ihn nicht weiter ernst nehmen», so sein Kommentar.

Ähnlicher als gedacht

Dabei teilen die beiden Hitzköpfe neben der Hoffnung, bald die Big 3 in Tennis-Rente zu schicken, mehr Gemeinsamkeiten, als ihnen wohl bewusst ist. Zum Beispiel gehören sowohl Medvedev als auch Tsitsipas zu den Tennisprofis, die immer wieder mal bei Fans und Berufskollegen mit ihrer Art anecken und so für Kontroversen sorgen. Am meisten Zorn bekommen aber bei ihnen die Schiedsrichter zu spüren. So lässt das ungleiche Duo niemanden im Tennis-Zirkus unberührt. Entweder man wird warm mit Medvedev und Tistsipas – oder eben nicht. 

Inzwischen scheinen sich die Gemüter zwischen ihnen ein wenig abgekühlt zu haben. Immerhin sind die beiden impulsiven Zeitgenossen auch etwas erfahrener und reifer geworden. Doch klar bleibt: Es braucht nur einen Funken und das Pulverfass explodiert.