Tennis Nadal einmal mehr vom Körper gestoppt

SDA

23.1.2018 - 17:19

Rafael Nadal wurde am Australian Open in Melbourne im Viertelfinal gegen Marin Cilic von einer Muskelverletzung im Hüftbereich gestoppt. Der Spanier gab im fünften Satz beim Stand von 0:2 auf. Er zeigte sich enttäuscht und frustriert - und kritisierte die ATP.

Als Marin Cilic (ATP 6) seinen sechsten Breakball zum 2:0 im fünften Satz genutzt hatte, resignierte Rafael Nadal. Kurz nach 23 Uhr und nach 3:47 Stunden Spielzeit ging er in der Rod Laver Arena zu Schiedsrichterin Eva Asderaki, schüttelte ihr die Hand und gratulierte seinem Widersacher Marin Cilic, ehe er sein Stirnband wutentbrannt auf den Stuhl schleuderte.

Wieder einmal war der Spanier von seinem Körper gestoppt worden. Nicht zum ersten Mal in seiner Karriere, nicht zum ersten Mal in Australien. Doch nicht sein lädiertes Knie, das ihn zum Forfait an den ATP-Finals in London und zum verspäteten Einstieg in die Saison gezwungen hatte, sondern eine Muskelverletzung in der rechten Hüfte beendeten die Jagd der Weltnummer 1 auf den 17. Grand-Slam-Titel.

Details über die Verletzung wollte und konnte der Vorjahresfinalist nach der Partie nicht preisgeben. "Auch die Ärzte können noch nicht sagen, was es genau ist." Eine gewisse Müdigkeit im Muskel habe er bereits dritten Satz gespürt, den er in einem spektakulären Tiebreak noch zu seinen Gunsten entschied. Irgendwann zu Beginn des vierten Durchgangs habe er nach einem Ballwechsel dann den Schmerz bemerkt. Auch eine medizinische Behandlung beim Stand von 1:4 brachte keine Linderung.

"Es ist hart zu akzeptieren", sagte Nadal. "Ich habe eine Möglichkeit verloren, in einen Grand-Slam-Halbfinal einzuziehen und um den Titel zu kämpfen." Die Frustration war Nadal auch eine knappe Stunde nach seiner Aufgabe anzusehen. Womöglich spürte er auch sein Knie wieder mehr, als er zugeben wollte. Seine Gestik liess es zumindest vermuten.

Bevor er seine Pressekonferenz in englischer Sprache beendete, richtete Nadal noch ein paar deutliche Worte an die Verantwortlichen der ATP-Tour. "Diejenigen, die diese Tour leiten, sollen nachdenken über das, was derzeit passiert", sagte der Spanier, der die Nummer 1 bleiben wird. Zu viele Spieler seien verletzt. "Es gibt auch ein Leben nach dem Tennis." Wenn sie weiter auf diesen harten Belägen spielen würden, wisse er nicht, was dies für Auswirkungen für ihr späteres Leben haben werde.

In eine ähnliche Richtung hatte sich bereits Novak Djokovic in der ersten Turnierwoche geäussert. Die Kritik zweier Top-Shots der Tour neben Roger Federer ist nicht unberechtigt. Andy Murray und Kei Nishikori fehlten in Melbourne verletzt, Djokovic und Stan Wawrinka sind nach ihren halbjährigen Pausen noch nicht wieder ganz fit. Und neben Nadal hatten auch andere wie Juan Martin Del Potro in den letzten Tagen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Der Sieger Marin Cilic war nicht gleicher Meinung wie Nadal. Klar gebe es sehr viele obligatorische Turniere. "Aber letztlich liegt es an jedem Einzelnen, sich um seinen Körper zu sorgen und sich seinen Spielplan zurechtzulegen." Tennis sei eine globale Sportart und werde immer populärer. "Und das wollen wir ja auch", so der 29-jährige, in Bosnien geborene Kroate, der zum zweiten Mal nach 2010 im Melbourne Park die Halbfinals erreichte.

Edmunds Premiere

Dort trifft der US-Open-Sieger von 2014 am Donnerstag auf Kyle Edmund (ATP 49), der für die erste Überraschung des Tages gesorgt hatte. Der 23-jährige Brite verhinderte mit einem 6:4, 3:6, 6:3, 6:4 gegen die Nummer 3 Grigor Dimitrov den neuerlichen Einzug des Bulgaren in die Halbfinals. Edmund ist erst der sechste Brite, der in der Profi-Ära einen Grand-Slam-Halbfinal erreicht hat.

Der in Johannesburg geborene Edmund, der nach dem Turnier in die Top 30 vorstossen wird, gab sich nach seinem bislang grössten Erfolg der Karriere entspannt. "Klar war ich vor der Partie nervös gewesen. Aber es gab keinen Grund zu glauben, warum mein Tennis nicht gut genug sein sollte, um mir den Sieg zu ermöglichen." Mit dieser Einstellung gehe er auch am Donnerstag auf den Platz. "Ich glaube, dass ich gewinnen kann. Das tat ich bereits heute - und tue ich in jedem anderen Spiel auch."

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