Weil ihm zuletzt immer wieder vorgeworfen wurde, in seiner Heimat eine Sonderbehandlung zu geniessen, meldet sich Rafael Nadal jetzt in einem offenen Brief zu Wort – und zeigt sich schwer enttäuscht.
Am 3. Juni 1986 wird Rafael Nadal in Manacor auf der Insel Mallorca geboren und bleibt der Gemeinde bis heute treu – einerseits als Einwohner, andererseits als vorzüglicher Botschafter. 2016 eröffnet Nadal im Osten der Insel ein eigenes Sport-Museum, 2018 weiht er im Beisein von Roger Federer die «Rafa Nadal Academy», eine Talentschmiede für den Tennisnachwuchs, ein. Und auf der ATP-Tour ist Nadal auch bekannt als der «Stier von Manacor».
Nichtsdestotrotz musste der Weltranglistenerste in Spanien zuletzt Kritik einstecken. Der Vorwurf: Nadal soll eine Spezialbehandlung geniessen, die ihm sowohl beim Bau seiner Akademie als auch bei der Vergrösserung des Hafens von Manacor, wo sein Katamaran anlegen soll, Vorteile eingespielt hätten.
«So etwas zu lesen, ist verletzend»
Auf dem Onlineportal «Manacor noticias» wehrt sich Nadal nun in einem offenen Brief. «Es tut weh, ungerechtfertigte und diffamierende Angriffe zu erhalten. Das einzige, was diese Leute wollen, ist, meinen Namen zu beflecken», äussert sich Nadal und macht klar, dass er sein Akademie-Projekt auch irgendwo anders hätte lancieren können. «Es war mir aber immer klar, dass ich dieses, obwohl es mit hohen wirtschaftlichen Kosten verbunden ist, zu Hause in Manacor machen wollte, damit sich das für meine Region positiv auswirkt.»
Umso mehr schmerzt Nadal deshalb der Angriff des Bürgermeisters Miquel Oliver, der ihm vorwirft, «ausserhalb der Gemeinde zu leben». Der 33-Jährige schreibt: «Ehrlich gesagt, so etwas hören und lesen zu müssen, ist sehr beleidigend und verletzend. Vielleicht gibt es Menschen, denen nicht gefällt, wie ich die Gemeinde Manacor auf der ganzen Welt vertreten habe. Aber ich denke, es besteht kein Zweifel, dass ich mein Bestes gebe.»
«Sie verdienen es, meinen Standpunkt zu kennen»
Ausserdem sei er immer da gewesen, wenn sein Heimatort etwas von ihm brauchte. «Vor sieben Jahren wurde ich um finanzielle Hilfe gebeten, um ein Hörsaalprojekt beenden zu können. Ich habe nicht gezögert, die notwendige Spende zu tätigen. Ich habe es selbstlos und von Herzen getan.» Auch nach dem schweren Unwetter vor etwas mehr als einem Jahr habe er tatkräftige Unterstützung geleistet.
Für Nadal ist das selbstverständlich. «Manacor ist alles für mich: Hier lebe ich, hier trainiere ich, hier habe ich meine Familie und Freunde.» Wohl auch deshalb verzichtet er darauf, noch mehr Beispiele publik zu machen. «Ich habe lange geschwiegen, aber ich mag es nicht, in bestimmte Kontroversen zu geraten.» Nun habe er seiner Enttäuschung aber freien Lauf gelassen, um die eigene Sicht auf die Dinge auch zu vertreten. «Ich denke, dass Sie es verdienen, auch meinen Standpunkt zu kennen.»