«Das allein ist wunderschön» Nadal meldet sich nach langer Leidenszeit mit Halbfinaleinzug eindrücklich zurück

bi, sda

25.1.2022 - 15:40

Rafael Nadal mühte sich gegen Denis Shapovalov zum Sieg. 
Rafael Nadal mühte sich gegen Denis Shapovalov zum Sieg. 
Bild: Getty

Rafael Nadal ist wieder da! Nach sieben Monaten mit nur einem Turnier und einer komplizierten Fussverletzung meldet er sich in Melbourne zurück. Nur zwei Siege fehlen ihm noch zum 21. Grand-Slam-Titel.

25.1.2022 - 15:40

Dabei schien Nadal am Dienstag geschlagen. Nach vier Sätzen im Viertelfinal gegen Denis Shapovalov wähnte sich Nadal selber «am Ende» und «am Boden zerstört». Der Magen bereitete ihm Probleme. Wie vor einem Jahr gegen Stefanos Tsitsipas drohte am Australian Open in den Viertelfinals eine Niederlage nach einer 2:0-Satzführung. Aber diesmal setzte sich Nadal – «mit sehr viel Glück» – doch noch durch.



Nadal bezeichnete seinen 6:3, 6:4, 4:6, 3:6, 6:3-Erfolg in mehr als vier Stunden später als kleines Wunder. «Natürlich war ich zu Beginn des fünften Satzes beunruhigt. Ich fragte mich: Wie willst du in dieser Verfassung die Partie noch gewinnen? Zum Glück hat mir Denis (Shapovalov) am Ende geholfen.»

Wie Federer 2017?

Und so darf Nadal weiter an den totalen Triumph in Melbourne glauben – so, wie es Roger Federer vor fünf Jahren vorgemacht hat: Comeback nach Verletzung sogleich mit einem weiteren Grand-Slam-Titel. Mit Nachwirkungen nach dem Marathon gegen Shapovalov rechnet Nadal nicht: «Ich bekam Magenprobleme, spürte in der Schlussphase des zweiten Satzes zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt. Aber damit musste ich rechnen. Vor Australien konnte ich während mehr als sieben Monaten nur ein Turnier spielen. Die Hitze am Dienstag war mörderisch. Mein Körper war sich solche Strapazen nicht mehr gewohnt.»

Die Partie gegen Shapovalov stimmte Nadal sogar zuversichtlich für den weiteren Turnierverlauf, denn «in jenen Phasen, als ich mich gut fühlte, war ich der bessere Spieler, oder nicht?» Mit Akteuren wie Shapovalov wieder auf Augenhöhe spielen zu können, bedeute ihm im Moment «alles».

«Wusste nicht, ob es weiter geht»

Dazu passen auch die Aussagen von Trainer Carlos Moya im Interview mit der ATP-Tour. Die letzten Monaten seit dem missglückten Comeback Anfang August in Washington seien schlimm gewesen, weil bei Nadal die Schmerzen im Fuss lange nicht nachliessen. Zwei Monate lang konnte er überhaupt nicht trainieren. Im Spätherbst wusste niemand, ob Nadal überhaupt ein Comeback wagen könne. Erst im Winter habe er wieder normal Tennis spielen können. Aber Nadals Wille, sein Kämpferherz, seien aussergewöhnlich, so Moya. Als ob das im Tenniszirkus nicht längst jeder weiss.

Nur Matteo Berrettini im Halbfinal respektive ein Sieg im allfälligen Final trennen Rafael Nadal von einem 21. Grand-Slam-Titel. Was würde es ihm bedeuten, den abgeschobenen Novak Djokovic und den dauerverletzten Roger Federer in der wichtigsten aller Statistiken hinter sich zu lassen? Nadal: «Alleine die Tatsache, dass alle drei mit 20 Triumphen auf gleicher Höhe stehen, zeigt, dass diese Epoche in der Geschichte unseres Sports einmalig ist. Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein. Ich hoffe auf gar nichts mehr. Ich will nur weiterspielen, denn das bereitet mir die meiste Freude. Ich will solange weiterspielen, wie es nur geht. Im letzten halben Jahr wusste ich nicht, ob es weitergeht. Jetzt stehe ich im Halbfinal. Das allein ist wunderschön. Ich glaube nicht, dass mein Glücksgefühl davon abhängig ist, ob ich mehr Grand-Slam-Turniere gewinne als andere oder andere mehr als ich. Ich bin nicht einer, der neidisch wird, wenn der Nachbar das grössere Haus oder das teurere Handy besitzt.»

Das sagt einer, der mit einer mehr als einer Million Franken teuren Schweizer Uhr am Handgelenk spielt.


bi, sda