Tragisches Statement Nick Kyrgios' Niederlage gegen Nadal kostete ihn fast das Leben

Von Martin Abgottspon

15.6.2023

Nick Kyrgios spricht erstmals ausführlich über seine schweren Zeiten, die jetzt hinter ihm liegen sollen.
Nick Kyrgios spricht erstmals ausführlich über seine schweren Zeiten, die jetzt hinter ihm liegen sollen.
Getty Images

Vor vier Jahren durchlebte Nick Kyrgios die dunkelsten Stunden seines Lebens. Nach dem Wimbledon-Out wollte er sich sogar das Leben nehmen. Als er wieder erwachte, befand er sich in einer psychiatrischen Klinik in London.

Von Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nick Kyrgios steht nach einer längeren Knieverletzung wieder auf dem Court und ist bereit für die Rasensaison.
  • Die Tennis-Dokumentation «Break Point» beleuchtet die schweren Zeiten, die der Australier durchmachen musste.
  • Im Jahr 2019 kostete ihn das Wimbledon-Out gegen Rafael Nadal beinahe das Leben und war im Endeffekt ein Weckruf mit positiver Wirkung.

Bereits vor mehr als einem Jahr liess Tennis-Star Nick Kyrgios erstmals tief in sein Seelenleben blicken. Damals liefen gerade die Australian Open, wo er sich im Doppel den Titel holte und bei der Siegerehrung bis über beide Ohren grinste.

Die Jahre zuvor waren für den Australier hingegen nicht immer so freudig verlaufen. In einem Instagram-Post vom Januar 2022 schilderte Kyrgios, welch schwere Zeiten er durchlebt hat. Er spricht von schweren Depressionen und Selbstmordgedanken. Dazu postet er ein Foto, das ihn bei den Australian Open 2019 zeigt.

«Es war eine meiner dunkelsten Phasen, Ich war einsam, depressiv, negativ, trank übermässig Alkohol, nahm Drogen, stiess Familie und Freunde weg», schreibt er unter anderem in seinem Post. Und weiter: «Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr an meinem rechten Arm eine Selbstverletzung erkennen. Ich hatte Selbstmordgedanken und kämpfte buchstäblich damit, aus dem Bett zu kommen, geschweige denn, vor Millionen zu spielen.»

Wimbledon 2019 als absoluter Tiefpunkt

Wie die Tennis-Doku «Break Point» auf Netflix aufzeigt, geht der Selbstmordversuch auf die Wimbledon-Niederlage gegen Rafael Nadal im Jahr 2019 zurück. Kyrgios verlor damals in vier Sätzen. Zweimal versagten ihm im Tiebreak die Nerven.

«Als ich dann wieder aufwachte, befand ich mich in einer psychiatrischen Klinik in London. Mein Dad sass mit tränenüberströmtem Gesicht neben mir. Das war ein grosser Weckruf. Ich habe mir gesagt: ‹Ich kann so nicht weiter machen.›»

Inzwischen hat Kyrgios das Tief überstanden, wofür er sehr dankbar ist. «Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich mich völlig verändert habe und alles mit anderen Augen betrachte.» Auch sportlich ging es aufwärts. Letztes Jahr konnte er in Wimbledon erst im Final von Novak Djokovic gestoppt werden. Danach hat ihn eine Knieverletzung für längere Zeit ausgehebelt. Rechtzeitig zur diesjährigen Rasensaison ist Kyrgios jetzt aber zurück auf dem Court. In Stuttgart verlor er zuletzt allerdings schon in der ersten Runde gegen den Chinesen Wu Yibing.

Kyrgios will Kranken helfen

Es geht Kyrgios aber ohnehin nicht mehr nur um den sportlichen Erfolg. Er spiele aus Spass, was auch seine Albernheiten auf dem Court immer wieder schön demonstrieren. Viel wichtiger sei ihm inzwischen anderen helfen zu können, ihre Depressionen zu überwinden. Selber hatte er oft das Gefühl, mit niemandem sprechen zu können. Deshalb habe er sich auch lange nicht geöffnet und sich nicht an seine engsten Freunde und Familie gewendet. Das sei ein grosser Fehler gewesen.

An seine Fans und die Öffentlichkeit richtet sich Kyrgios deshalb mit einem klaren Appell: «Ich weiss, dass das tägliche Leben extrem anstrengend und manchmal unmöglich erscheinen kann. Ich verstehe, dass du dich schwach oder ängstlich fühlst, wenn du dich öffnest, aber ich sage dir jetzt, es ist in Ordnung, du bist nicht allein.»


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