Novak Djokovic – wer sonst? Auch mit 36 Jahren ist der Serbe der haushohe Favorit am Australian Open. Die Schweizer spielen wohl nur eine Nebenrolle. Erstmals erfolgt der Startschuss schon am Sonntag.
Wie seit vielen Jahren üblich folgt bereits in der dritten Woche der erste Paukenschlag der Tennis-Saison. An einem Mann führt in Melbourne kein Weg vorbei. Eine Vorschau in sechs Schlaglichtern:
Djokovic allein auf weiter Flur
Mit Ausnahme der Posse um seine fehlende Covid-Impfung und die medial ausgeschlachtete Ausweisung vor zwei Jahren ist Australien für Novak Djokovic Freude pur. Mit zehn Titeln ist der Serbe mit grossem Abstand Rekordsieger beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Als er vergangene Woche beim Mixed-Turnier United Cup in Perth – von Schmerzen im Handgelenk handicapiert – gegen Alex de Minaur verlor, war dies Djokovics erste Niederlage auf australischem Boden seit Januar 2018 und einer Achtelfinal-Niederlage gegen den ungesetzten Südkoreaner Chung Hyeon am Australian Open. Die leichte Sorge um das Handgelenk ist denn auch die vielleicht grösste Hoffnung der Gegner, den Serben an einem 25. Grand-Slam-Titel – damit stünde er bei Frauen und Männern allein an der Spitze – zu hindern. Djokovic zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Zeit zur Heilung ausgereicht hat. Die erste Prüfung erfolgt am Sonntag um 9.00 Uhr Schweizer gegen den Qualifikanten Dino Prizmic.
Sinner vor Bestätigung
Im letzten Herbst machte Jannik Sinner nochmals einen grossen Schritt nach vorne. Der 22-jährige Italiener bezwang Djokovic in der Vorrunde der ATP Finals (nicht aber im Final) und im Davis-Cup-Halbfinal zweimal. Der ehemals talentierte Skifahrer ist den Beweis aber noch schuldig geblieben, dass er über die nötige Abgeklärtheit und Ausdauer verfügt, um auch über drei Gewinnsätze brillieren zu können.
Fragezeichen Alcaraz
Erster Herausforderer von Djokovic ist auf dem Papier Carlos Alcaraz. Der 20-jährige Spanier hat im Gegensatz zu Sinner schon grosse Titel gewonnen und Djokovic in einem grandiosen Wimbledon-Final den Kalender-Grand-Slam vermasselt. Die Fragen beim Spieler aus Murcia, der seinem Landsmann Rafael Nadal in Sachen Intensität, aber eben auch Körperverschleiss in nichts nachsteht, drehen sich stets um dessen Gesundheit. Wie schon im Jahr davor musste er im Herbst verletzungsbedingt pausieren und kam ohne Vorbereitungsturnier nach Melbourne. Alcaraz bestreitet sein drittes Australian Open und hat erst drei gewonnene Matches aufzuweisen.
Neben Djokovic nur Wawrinka
Nach der Absage von Rafael Nadal ist neben Novak Djokovic nur ein anderer Spieler im Feld, der das Australian Open schon gewonnen hat: Stan Wawrinka vor genau zehn Jahren. Der Waadtländer wird im März 39 Jahre alt, die Zeit für die grossen Träume ist vorbei. Er hat mit dem als Nummer 20 gesetzten Adrian Mannarino eine heikle, aber vergleichsweise vielversprechende Auslosung, und wenn er fit genug ist, darf der Weltranglisten-56. darauf hoffen, wie in Wimbledon und am US Open die 3. Runde – oder sogar einen Achtelfinal gegen Djokovic – zu erreichen.
Schweizer spärlich vertreten
Neben Wawrinka sind mit Viktoria Golubic (WTA 90) und der Qualifikantin und Grand-Slam-Debütantin Lulu Sun nur noch zwei weitere Schweizerinnen im Feld. Erstmals seit Einführung der Setzlisten mit 32 Gesetzten im Jahr 2002 ist damit kein Profi aus der Schweiz am Australian Open gesetzt. Golubic bekommt es denn auch gleich mit der Weltnummer 16 Veronika Kudermetowa aus Russland zu tun.
Rückkehr der Mütter
Im Kontrast zu den Männern stehen bei den Frauen nicht weniger als sechs Spielerinnen im Feld, die das Australian Open schon gewonnen haben. Viktoria Asarenka sowie neu auch Naomi Osaka, Angelique Kerber und Caroline Wozniacki sind in der Zwischenzeit Mütter geworden und streben ein Comeback an. Noch nicht in den Final gekommen ist in der Rod Laver Arena die Weltnummer 1 Iga Swiatek – und die Polin traf es an der Auslosung knüppeldick. Sie startet gegen Sofia Kenin, die Siegerin von 2020 – und könnte dann auf Kerber treffen.