Rod Laver Rod Laver: «Federer wird kaum nach Roland Garros gehen und denken, dass er gewinnt»

lbe

19.3.2019

Zwei Grössen des Tennissports unter sich: Roger Federer und Rod Laver.
Zwei Grössen des Tennissports unter sich: Roger Federer und Rod Laver.
Bild: Getty

Die Leidenschaft für den Tennissport ist bei Rod Laver auch im Alter von 80 Jahren ungebrochen. Im Interview mit «Blick» spricht der Australier über den nach ihm benannten Laver Cup, seine Beziehung zu Federer und Roland Garros.

Rod Laver gehört zu den grössten Aushängeschildern des Tennissports und ist trotz seines Alters nach wie vor ein gefragter Mann. Mitverantwortlich dafür ist auch Roger Federer, der seinen 2017 gegründeten Laver Cup nach dem Australier benannte. In einem Interview mit «Blick» erklärt Laver, wieso er Namensgeber des neuen Formats ist und er spricht über seine Beziehung zu Federer und der Schweiz.


Rod Laver über…

… seine Beziehung zur Schweiz

«Sie geht leider nicht über die Turniere hinaus, die ich dort gespielt habe. Ich war in Lausanne, Gstaad ... Aber sie führt natürlich auch über Roger Federer. Er und sein Manager Tony Godsick kamen mit der Idee für den Laver Cup. Sie wollten meinen Namen dafür benutzen – und durch mich kam der Anlass dann auf die Welt. Bis jetzt ist er eine Erfolgs­geschichte, auch die Spieler geniessen den Event. Ich freue mich sehr auf nächsten September in Genf.»

…. seine Leidenschaft zum Tennissport

«Ich liebe es, Tennis zu sehen, liebe es, noch Teil davon zu sein. Wenn ich an all diese Orte reise, sehe ich meine alten Turnier-Freunde wieder. Die einen kommen nur nach Australien, die anderen nur in die USA oder nach Europa. In Paris war ich auch ein paar Jahre nicht mehr, aber dieses Jahr gehe ich!»

… Federers hohes Niveau im Alter von 37 Jahren

«Ich hörte auch erst mit 38 auf und denke, das ist durchaus möglich, wenn man das Spiel so mag wie Roger. Er sagte mir mal, er würde sehr gerne bis 40 spielen. Das ist doch ein positives Zeichen. Dazu hat er grosses Glück mit dem Trainerteam, das ihm hilft, kleine Problemstellen zu beseitigen. Die Organisation der grossen Familie ist vielleicht das einzige kleine Problem in
Rogers Leben. Aber seine Frau umsorgt die beiden Zwillingspaare wunderbar, alle sind gesund und die Gouvernanten machen einen guten Job – sie sind ein grosses Team.»

… Roland Garros 2019

«Vielleicht kann sich Roger dort wieder mal entfalten. Aber da ist ja auch noch Rafael Nadal mit seinen elf Titeln ... Und Novak Djokovic dürfen wir in Paris auch nicht unterschätzen.»

… Federers Entscheid, die Sandsaison zu spielen

«Vielleicht nicht die beste, aber eine schöne Entscheidung. Roger soll machen, was er will und was sein Herz ihm sagt. Er wird kaum nach Roland Garros gehen und denken, er gewinnt es. Aber er wird denken, ich könnte es gewinnen – warum sollte er auch keine Chance haben? Wenn er viele Fünfsatz-Matches über vier Stunden und mehr spielen muss, ist das nicht von Vorteil für Wimbledon. Das wäre schade, denn ich glaube, er hat eine richtig gute Chance, dort nochmals zu gewinnen.»

… die Rivalität zwischen Federer und Rafael Nadal

«Die Matches zwischen Roger und Rafa sind heute noch viel kostbarer, denn viel länger werden sie beide nicht mehr die Chance bekommen, sich aneinander zu messen. Wir müssen die aktuelle Zeit deshalb geniessen. Rogers Planung ist clever: Er spielt drei, vier Turniere und legt dann wieder eine sechswöchige Pause ein. Ich glaube, Nadal wird das bald auch so machen. Er hat bereits gröbere Schäden an seinem Körper.»

Geniesst jedes Duell zwischen Nadal (links) und Federer: Rod Laver (Mitte) bei der Siegerehrung nach dem Australian-Open-Final 2017.
Geniesst jedes Duell zwischen Nadal (links) und Federer: Rod Laver (Mitte) bei der Siegerehrung nach dem Australian-Open-Final 2017.
Bild: Getty

... die Diskussion, wer der «Goat» ist

«Sicher nicht ich, die Konkurrenz im Tennis war damals niemals so gross! Rogers 100. Titel in Dubai war ein grosser Moment, ich schickte ihm sofort eine Nachricht. Er überragt in einer Weltsportart – ich spielte unter Amateur-Spielern, das ist ein riesiger Unterschied. Ich denke, er ist der Grösste. Seine Leistung, seine Rekorde und die Art, wie er spielt, sind einzigartig.»

… seinen eigenen Körper

«Ich habe auch neue Hüften. Seit 1996, aber ich hätte das schon viel früher machen sollen. Ich humpelte 20 Jahre lang, dadurch habe ich mir den Meniskus im Knie kaputtgemacht und musste es dann auch operieren. Das war aber mein Fehler.»

… über seinen grössten Rivalen auf dem Court

«Ich hatte eine sehr lange Beziehung zu Ken Rosewall. Davor, in der Amateur-Ära, stand ich immer mit Roy Emerson auf dem Court. Die Open-Ära gibt es ja erst seit 1968. Hätte ich schon früher als profes­sioneller Spieler an Grand-Slam-Turnieren teilnehmen dürfen, wären wohl noch ein paar ATP-Titel mehr auf meinem Konto (lacht).»

Roland Garros, 8. Juni 1968: Ken Rosewall (rechts) schlägt Rod Laver im Final 6:3 6:1 2:6 6:2. 
Roland Garros, 8. Juni 1968: Ken Rosewall (rechts) schlägt Rod Laver im Final 6:3 6:1 2:6 6:2. 
Bild: Keystone

…. den Laver Cup und seine Rolle

«Ich steuerte auch noch die Trophäe bei. Sie wollten was Symbolisches von mir, so gab ich den «US Pro»-Einzel-Pokal, den ich vier Jahre in Folge gewonnen hatte. Es war eine grosse Schüssel mit Henkeln, deren Teile für den Laver Cup geschmolzen wurden. Und wegen mir sind die beiden Captains John McEnroe und Björn Borg dabei!» 

«Als ich McEnroe fürs Team Welt vorschlug, meinten alle, den kriegen wir sowieso nicht! Weil ich ihn gut kenne, fragte ich nach und er kam. Für Team Europa wollte Roger zunächst seinen früheren Coach Stefan Edberg. Ich schlug Borg vor – und wieder zweifelten alle. Der mache das nie! Ich sagte, gebt mir mal ein Telefon ...»

… die Idee des Laver Cups, grösste Rivalen zu Teamkollegen zu machen

«Ich halte sie für grossartig. Sechs Champions auf beiden Seiten, Europa gegen den Rest der Welt. Wer will sich für den Spass kein Ticket besorgen? Deshalb ist ja auch der Ryder Cup im Golf so erfolgreich. Der Laver Cup braucht noch zwei, drei erfolgreiche Austragungen, dann könnte er etabliert sein. Ich hoffe das zumindest.»

... die Wertschätzung von Federer, Nadal und Djokovic

«Das schätze ich sehr. Ich glaube, die junge Generation hat realisiert, dass Fred Perry, Don Budge, Rosewall, ich und andere bald vergessen sind. 
Federer wollte uns nicht verlieren und hat meinen Namen – und dadurch auch andere Champions der Amateur-Zeit – mit dem Laver Cup wieder aufleben lassen.»

... den Scherz von Federer, Laver habe den «cooleren» Spitznamen («The Rocket»)

«Ja, das hörte ich. Wir Australier 
geben gerne umgangssprachliche Namen. Über einen für Roger habe ich noch nicht nachgedacht.»

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