US Open Federer glaubt weiter an den 21. Titel: «Ich werde wieder aufstehen»

Von Luca Betschart, New York

4.9.2019

Trotz einer 2:1-Satzführung muss ein angeschlagener Roger Federer im Viertelfinale der US Open die Segel streichen und scheidet aus. An der Pressekonferenz erklärt er, warum die Niederlage so enttäuschend ist.

Gegen Grigor Dimitrov legt Roger Federer einen Blitzstart hin, geht innerhalb weniger Minuten mit 3:0 in Führung und scheint nahtlos an die dominanten Auftritte in den Spielen zuvor anknüpfen zu können. Doch je länger die Partie dauert, desto mehr wird klar: Federer ist heute nicht in Topform.

Von der Grundlinie gewinnt sein Kontrahent mehr und mehr die Oberhand, ist über weite Strecken der etwas bessere und vor allem agilere Spieler. «Grigor machte mir alle möglichen Probleme, ich fühlte mich nie wohl an der Grundlinie. Da habe ich ihn früher jeweils dominieren können. Und das war heute nicht der Fall», sagt Federer nach der Partie.



Den ersten Satz bringt der 38-Jährige dank des optimalen Starts dennoch mit 6:3 nach Hause – im zweiten Satz dann wirken sich Dimitrovs spielerischen Vorteile auch resultatmässig aus. Doch Federer kämpft sich zurück in die Partie – und scheint im dritten Satz die Kontrolle über das Geschehen wieder an sich zu reissen. Mit vier Games in Serie holt er sich den Satz und strahlt wieder Selbstvertrauen aus. Leider nicht für lange Zeit. «Ich hatte meine Chance, kämpfte mich in eine gute Position», resümiert auch Federer und sagt dann: «Aber es ist nicht einfach, so auf dem höchsten Level durchzuspielen.»

«Es ist Grigors Moment»

Denn was für viele erst nach dem verlorenen vierten Satz und dem genommenen «Medical Timeout» zu erkennen ist, spürt Federer bereits vom ersten Punkt an. Oder besser gesagt schon seit Dienstagnachmittag: Er ist nicht in Topform. «Ich brauchte eine Behandlung am oberen Rücken und am Nacken. Ich versuchte, ihn zu lockern und musste sehen, ob es besser wird», erklärt er und fügt umgehend an: «Aber es ist Grigors Moment und nicht der Moment meines Körpers. Es ist okay.»

Nach der Auszeit vor dem fünften Satz geht bei Federer nicht mehr viel. Gleich zweimal muss er seinen Aufschlag abgeben und wird schnell vorentscheidend zurückgebunden. «Wenn du im Rückstand bist, fühlst du dich schlechter. Aber ich hatte Momente, wo ich in Führung lag. Und ich hatte die Chance, im vierten Satz zurückzukommen», will Federer keine Ausreden gelten lassen. «Ich spürte es die ganze Zeit und konnte damit spielen. Leider konnte ich nicht gewinnen.»

Eine verpasste Chance

Tatsächlich hat er im vierten Satz grosse Möglichkeiten, das früh eingefangene Break wieder aufzuholen. Als Dimitrov zum Satzgewinn serviert, erarbeitet er sich gleich fünf Breakchancen – kann aber nicht reüssieren. Rückblickend ist es für den Baselbieter die letzte reelle Chance auf den Sieg. «Es ist einfach eine verpasste Chance. Du bist in Führung, könntest durchkommen und hättest danach zwei Tage Pause. Es sah gut aus. Aber ich muss Niederlagen akzeptieren, sie gehören zum Spiel», bedauert Federer.

Er sei jetzt froh, dass es für ihn erstmal eine Pause gebe. Dann will er aber wieder angreifen. Den Glauben an den 21. Major-Titel hat er jedenfalls noch nicht verloren. «Ich habe keine Kristallkugel. Man weiss nie. Ich hoffe es natürlich», antwortet Federer auf eine dahingehende Frage. «Im Moment überwiegt die Enttäuschung, aber ich werde wieder aufstehen.»

Die Verletzung zumindest schätzt Federer nicht gravierend ein: «Das bleibt heute, morgen oder vielleicht übermorgen. Dann ist das wieder weg. Darum ist es noch enttäuschender, dass ich keinen Weg gefunden habe, zu gewinnen.» Er freue sich jetzt dafür auf die Zeit mit der Familie. «Mein Leben ist in Ordnung.»



Zurück zur StartseiteZurück zum Sport