Rossets Appell an die Federer-Fans Rossets Appell an die Federer-Fans: «Wir Schweizer sollten ihn motivieren und unterstützen»

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8.6.2021

Roger Federer und Marc Rosset spielten gemeinsam fürs Schweizer Davis-Cup-Team.
Roger Federer und Marc Rosset spielten gemeinsam fürs Schweizer Davis-Cup-Team.
Bild: Keystone

Der Rückzug von Roger Federer an den French Open schlägt hohe Wellen. Für Marc Rosset kam das Forfait aber nicht überraschend. Der Genfer stärkt seinem früheren Weggefährten den Rücken.

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Viele Fans, Experten und ehemalige Spieler kritisieren Roger Federer für seinen Rückzieher in Paris. Obwohl er nicht verletzt ist, verzichtet er an den French Open auf den Achtelfinal. Eine Vorsichtsmassnahme im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf. Bitter ist das Forfait aber vor allem für seinen Drittrunden-Gegner Dominik Koepfer, der nur allzu gerne in die zweite Woche gestartet wäre. Hat Federer zu egoistisch gehandelt?

Marco Rosset sagt: Nein. Für Federers früheren Davis-Cup-Teamkollegen ist das Forfait «völlig verständlich, wenn ich die ganzen Umstände betrachte», wie er in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» sagt. «Die Länge seiner Partie gegen Koepfer. Wie spät sie zu Ende ging. Die intensive Phase mit Genf und Paris, die Roger hinter sich hat. Das gedrängte Programm mit Halle, das schon nächste Woche beginnt. Dass er sich da vorher noch kurz erholen und seine Familie sehen wollte, macht Sinn.»

 
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Nach der langen Verletzungspause geht es für Federer nun Schlag auf Schlag. Bereits nächste Woche ist er in Halle am Start. In drei Wochen folgt dann sein Saison-Highlight in Wimbledon. «Man kann Roger ja wohl nicht vorwerfen, er habe nicht viel gemacht fürs Tennis. Und ich finde, er hält das Fairplay immer hoch», sagt Rosset. «Er hätte auch sagen können, er habe sich an der Schulter verletzt. So viele Spieler ziehen sich zurück und erfinden irgendeine Verletzung. Roger hat das nicht getan, er hat offen gesagt, wie es ist.»



Federer weiss, was er tut

Natürlich sei sein Forfait ein Schock für die Leute. Zumal es nicht irgendein Turnier ist, sondern ein Grand Slam. «Aber wenn du nach 15 Monaten und zwei Knieoperationen zurückkommst, mit 39 wohlgemerkt, ist das ja wohl ein spezieller Fall. Und wir sprechen von einem Spieler, der in seiner ganzen Karriere nur dreimal Forfait gegeben hat», verteidigt Rosset seinen einstigen Weggefährten. «Er war ehrlich, das finde ich gut. Und es ist immer noch besser, als wenn er auf den Platz gegangen wäre gegen Berrettini und nach einem Game aufgehört hätte.»

Nichtsdestotrotz hätte der 50-Jährige gerne beobachtet, wie sich Federer im weiteren Turnierverlauf schlägt. «Aber wenn er so entscheidet, muss man ihm vertrauen, dass er das Richtige tut», so Rosset. Schliesslich sei der Maestro bei den vielen Entscheidungen, die er während seiner Karriere treffen musste, nur selten daneben gelegen.


«Er war ehrlich, das finde ich gut.»

Marc Rosset sagt, Federer habe sich fair verhalten. Er hätte wie viele andere Spieler auch eine Verletzung vortäuschen können. 


Ohnehin meint die ehemalige Weltnummer 9, Federer habe in seinen drei Spielen in Paris genug gezeigt. Insbesondere den gewonnen Fight gegen Koepfer hebt Rosset heraus: «Die Courage, das Herz, das er gezeigt hat auf dem Court, das hat mir sehr gefallen. Nach all dem, was er erlebt hat mit seinem Knie, es hat keine Zuschauer, es ist elf Uhr abends, und er beisst sich da nochmals so richtig rein. Nach all dem, was er schon erreicht hat. Das hat mich beeindruckt.»

Rosset glaubt nicht, dass das Knie seinem Schweizer Landsmann noch grosse Probleme bereitet. «Der Unterschied nur schon innert zehn Tagen, wie er in Genf gespielt hat und nun Roland Garros, ist enorm. Wenn er so weiterfährt, wird er bald wieder sehr stark sein.» Liegt bei Wimbledon sogar der Sieg drin? Darauf will sich der Genfer nicht festlegen: «Selbst wenn er bei 100 Prozent ist, gibt es keine Garantie. (...) Aber ich glaube, dass er nochmals einen Grand-Slam-Titel gewinnen kann, wenn er sich gut fühlt und top vorbereitet ist.»



Sehr wichtig sei aber auch die Unterstützung seiner Fans, die dazu beitragen können, dass Federer sein Racket auch nach dieser Saison noch nicht an den Nagel hängt. Rosset: «Wir Schweizer müssen alles unternehmen, dass er so gut und so lange spielt wie möglich. Wir sollten ihn motivieren, unterstützen. Jeder, der ihn sieht, sollte ihm zurufen: ‹Allez Roger!›»