Teilnahmezwang an Turnieren Ruud kritisiert fragwürdiges ATP-System und spricht von «Rattenrennen»

Syl Battistuzzi

29.5.2025

Ruud kritisiert ATP: «Ein Rattenrennen»

Ruud kritisiert ATP: «Ein Rattenrennen»

29.05.2025

Nach dem überraschenden Aus von Casper Ruud in der 2. Runde der French Open kritisiert der Norweger das System der ATP. Dieses würde die Spieler zwingen, verletzt oder krank an Turnieren teilzunehmen.

Syl Battistuzzi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Casper Ruud scheidet bei den French Open überraschend in Runde zwei aus und kritisiert danach das ATP-System als «Rattenrennen», das Spieler zur Teilnahme an Turnieren trotz Verletzungen zwinge.
  • Der Norweger moniert insbesondere die strengen Strafen bei Nicht-Teilnahme an Pflichtturnieren, wie Punkteverlust und Kürzungen beim Jahresendbonus um 25 Prozent.
  • Ruud fordert mehr Flexibilität und Fairness im Turnierkalender, da die aktuelle Regelung sowohl Spielern als auch Fans schade, wenn verletzte Stars antreten müssen.

Casper Ruud schied bei den French Open am Mittwoch überraschend in der zweiten Runde aus. Der zweimalige Paris-Finalist verlor gegen den Portugiesen Nuno Borges in vier Sätzen (6:2, 4:6, 1:6, 0:6.). Damit musste früh ein Mit-Favorit die Hoffnungen auf den Titel begraben.

12 seiner 13 Turniersiege auf der ATP-Tour holte Ruud auf Sand, fünf davon in der Schweiz. Er gewann 2021, 2022 und 2024 in Genf sowie 2021 und 2022 in Gstaad. In diesem Jahr feierte Ruud mit dem Sieg am Masters in Madrid seinen bisher grössten Turniererfolg.

In seiner Partie gegen Borges hatte Ruud deutlich mit Knieproblemen zu kämpfen und war in den letzten beiden Sätzen chancenlos.

Viel zu verlieren

An der Pressekonferenz attackierte die Weltnummer 8 die ATP, welche die meisten professionellen Herren-Turniere organisiert. Die Grand-Slam-Turniere und der Davis Cup werden hingegen von der ITF veranstaltet.

«Es ist wie ein ‹Rattenrennen›, wenn es um die Ranglisten geht. Man fühlt sich verpflichtet, nach bestimmten Regeln zu spielen, die die ATP aufgestellt hat, mit den Pflichtevents. Und man hat das Gefühl, dass man viel verliert, wenn man nicht auftaucht und spielt – sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in Bezug auf die Punkte, die Rangliste und die Chancen», so Ruud.

Der Norweger weiter: «Wenn mein Bein gebrochen ist, kann ich natürlich nicht spielen. Aber es ist auf jeden Fall schwierig, vor allem, wenn man bei Pflichtveranstaltungen keine Möglichkeit hat, sie auszulassen – denn die Strafen sind ziemlich hart. Sowohl in Bezug darauf, dass alle anderen spielen und Punkte bekommen – und man selbst nicht.»

Bonus um ein Viertel gekürzt

«Ausserdem gibt es ein bestimmtes Bonussystem, das reduziert wird, wenn man nicht zu den Pflichtevents erscheint. Das ist ein fragwürdiges System, denn einerseits will man nicht verletzt auftauchen, und andererseits würde man den Platz vielleicht an einen anderen vergeben», hält der 26-Jährige fest. 

Casper Ruud mit Rundumschlag.
Casper Ruud mit Rundumschlag.
KEYSTONE

«Wenn man nicht an einem Pflichtevent teilnimmt, wird einem der Jahresendbonus um 25 Prozent gekürzt. Man zwingt die Spieler also gewissermassen dazu, verletzt oder krank oder wie auch immer zu erscheinen –  das halte ich nicht für besonders fair», resümiert Ruud, der sonst als ruhiger und besonnener Zeitgenosse gilt.

Für Tennisspieler auf der ATP-Tour sind die vier Grand-Slam-Turniere und acht der neun Masters-1000-Turniere Pflichtveranstaltungen (Ausnahme: Monaco).

Dimitrov mit trauriger Premiere

In Paris stiess Ruud in den letzten drei Jahren zweimal bis in den Final und einmal in den Halbfinal vor. Nach den Finalniederlagen gegen Rafael Nadal (2022) und Novak Djokovic (2023) wurde er im letzten Jahr im Halbfinal von Alexander Zverev gestoppt, womit der Weltranglisten-Achte viele Punkte verlieren wird.

Auch wenn bei Ruuds Kritik sicher auch viel Frust dabei war, sollten die Verantwortlichen die öffentliche Schelte ernst nehmen. Angeschlagene beziehungsweise verletzte Tennis-Stars sind einerseits für die Spieler, andererseits für die Zuschauer ein Ärgernis. Bei den French Open musste etwa Grigor Dimitrov zum vierten Mal in Folge an einem Grand-Slam-Turnier aufgeben – (Negativ-)Rekord.