Verurteilung als Stolperstein Scheitert Beckers Experten-Job an US Open am Visum?

lih

10.8.2023

Von den Zuschauerplätzen auf den Kommentatoren-Platz: Boris Becker soll als TV-Experte an die US Open.
Von den Zuschauerplätzen auf den Kommentatoren-Platz: Boris Becker soll als TV-Experte an die US Open.
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Boris Becker ist an den US Open für einen deutschen TV-Sender als Experte tätig. Der 55-Jährige braucht aufgrund seiner Vorgeschichte für die USA-Reise eine Ausnahmebewilligung. Dies könnte zum Stolperstein werden.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Boris Becker soll als TV-Experte an die US Open. Becker war bereits bei Wimbledon als Experte vorgesehen, durfte aufgrund seiner Bewährungsstrafe aber nicht nach Grossbritannien einreisen.
  • Ob Becker in die USA reisen darf? Der 55-Jährige braucht hierfür eine Ausnahmebewilligung, deren Bearbeitung mehrere Monate dauern könnte.
  • Einen ähnlichen Fall gab es bereits 2018: Fussballprofi Alexis Sanchez benötigte aufgrund seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung eine Ausnahmebewilligung, die ihm die USA letztendlich erteilten.

Die US Open stehen vor der Tür – mit an Bord: Boris Becker. Der 55-jährige Deutsche begleitet für Sportdeutschland.tv das Grand-Slam-Turnier als Experte vor Ort.

Doch darf der verurteilte Becker überhaupt in die USA reisen? «Wir wollen beim sportlichen Thema bleiben», so die Antwort Beckers gegenüber der «Bild» an der am Dienstag abgehaltenen Medienkonferenz auf eben diese Frage. Anschliessend gab Becker doch noch preis, dass mit der Einreise alles geklärt sei. Seine Auftraggeber des deutschen TV-Senders wollten sich nicht zu dieser Frage äussern.

Ein gut aufgestellter Boris Becker während der Medienkonferenz mit Sportdeutschland.tv.
Ein gut aufgestellter Boris Becker während der Medienkonferenz mit Sportdeutschland.tv.
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Becker wurde 2022 in Grossbritannien wegen Insolvenzdelikten zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Im vergangenen Dezember wurde der ehemalige Wimbledon-Champion frühzeitig aus der Haft entlassen und nach Deutschland abgeschoben.

Ausnahmebewilligung könnte Monate dauern

Der 55-jährige Blondschopf steht trotz seiner Entlassung in Grossbritannien weiter unter Bewährung. Dieser Fakt könnte seiner Amerika-Reise einen Strich durch die Rechnung machen. «Aufgrund seiner Verurteilung ist Herr Becker für visumfreie Reisen (ESTA) gesperrt, er müsste auf jeden Fall ein Visum beantragen», sagt Rechtsanwalt Thomas Schwab gegenüber der «Bild».

Ein Visum für die USA zu kriegen, kostet gerne mal ein bisschen Zeit. «Reguläre Termine sind derzeit nicht rasch verfügbar», hält Schwab fest. Und im Falle Beckers reicht ein alleiniges Visum nicht aus. Er benötigt eine Ausnahmebewilligung obendrauf. Die Bearbeitung einer Ausnahmebewilligung könnte gemäss Schwab etliche Monate dauern – zu viel für das in knapp drei Wochen startende Tennis-Turnier.

Der Fall «Alexis Sanchez» dürfte Becker Hoffnung geben

Ob Becker einen Promi-Bonus erhält? «Meine Erfahrung ist, dass [...] die Chancen eigentlich nicht schlecht stehen, das Visum zu erhalten», so Sebastian Sauerborn gegenüber der «Bild». Sauerborn arbeitet in einer Kanzlei, die auf USA-spezifische Anliegen spezialisiert ist.

Ex-Manchester-United-Kicker Alexis Sanchez benötigte 2018 eine Ausnahmebewilligung, um in die USA zu reisen.
Ex-Manchester-United-Kicker Alexis Sanchez benötigte 2018 eine Ausnahmebewilligung, um in die USA zu reisen.
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Bereits Fussballer Alexis Sanchez habe 2018 eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Der chilenische Flügelflitzer war in Spanien wegen Steuerhinterziehung verurteilt, konnte dann mit Manchester United doch noch in die USA einreisen.

Das Sanchez-Beispiel ist also ein Lichtblick für Becker, der aufgrund seiner Bewährungsstrafe bereits Wimbledon verpasste, weil ihn die Briten nicht ins Land liessen. Die US Open beginnen am 28. August – mit oder ohne der Expertise von Boris Becker.