Presseschau zum Djokovic-Urteil Serbische Medien schäumen: «Schäm dich, Australien!»

Von Martin Abgottspon

16.1.2022

Novak Djokovic bleibt das Visum für Australien verwehrt. Die Medien in Serbien sind ausser sich – die Presseschau nach dem entscheidenden Gerichtsfall.

Von Martin Abgottspon

Australien

The Age: «Novak Djokovic kam nach Australien mit dem Ziel, der grösste Spieler in der Geschichte des Tennis zu werden. Jetzt verlässt er das Land stattdessen als unerwünschter Ausländer und giftige Ikone der Anti-Impf-Bewegung.»

Herald Sun: «Der Chef der Australian Open, Craig Iley, meinte ein Schlupfloch im australischen Impf-Reglement gefunden zu haben. Stattdessen gab er eine ganze Nation der Lächerlichkeit preis und sollte nun genauso einen Abgang machen.»

Daily Mail: «Der Fall Djokovic hat viel mehr losgetreten, als sich das viele bisher vorstellen konnten. Mit diesem Urteil geraten die Menschenrechte ins Wanken und plötzlich muss jeder mit unerwünschten politischen Ansichten befürchten, des Landes verwiesen zu werden.»



Serbien & Kroatien

Kurir: «Das Gericht hat entschieden: Deportation für Novak! In Melbourne geschah die grösste Schande in der Geschichte des Sports! Schäm dich, Australien! (...) Das Recht hat verloren, die Politik hat gesiegt.»

Alo: «Eine Schande, wie man sie noch nie gesehen hat! Djokovic wird abgeschoben, bei den Australian Open wird er nicht spielen.»

Informer: «Erschüttert wie noch nie! Enttäuschter «Nole» meldete sich nach Niederlage vor Gericht zu Wort. Aus seiner Trauer macht er kein Hehl.»

24Sata: «Nun doch «Djoxit»! Novak wird deportiert.»

Umfrage
Novak Djokovic wird das Visum erneut entzogen. Deine Meinung?

International

Süddeutsche, Deutschland: «Nun hat er die lange Reise ans andere Ende der Welt vergebens gemacht. Unverrichteter Dinge, ohne Pokal im Gepäck muss Novak Djokovic den Heimflug antreten. Das ist recht so, besiegelt und beschlossen von Australiens zweithöchstem Gericht, auch wenn es bei Djokovics Abgang am Ende kaum noch eine Frage von Recht und Regeln war – es ging um Politik.»

The Sun, Grossbritannien: «Nun hat Djokovic nicht nur die Chance verloren, seinen Australian-Open-Titel zu verteidigen, sondern muss auch mit einer dreijährigen Sperre für Australien rechnen, weil er abgeschoben wurde. Nach dem spektakulären Visa-Streit, der die ganze Welt in Atem gehalten hat, wird der 34-Jährige möglicherweise nie wieder in Melbourne spielen.»



Schweiz

Blick: «Djokovic muss sich jetzt erst Mal von den Strapazen erholen. Wenn er dann erst mal durchgeatmet hat, wird er wieder genauso bei jedem Turnier als Favorit antreten. Vorausgesetzt natürlich, dass er überhaupt in das jeweilige Land einreisen darf.»

Tagesanzeiger: «Das einstimmige Verdikt der drei Richter, das wenige Stunden vor dem ersten Ballwechsel des Australian Open fiel, ist trotz aller verschlungenen Wege, die zu ihm führten, das einzig Richtige. Djokovic hatte sich diesen Start am Australian Open dank seines VIP-Status erzwingen wollen, während die Corona-Pandemie Australien trotz aller, teilweise drastischer Vorsichtsmassnahmen teilweise lahmlegte und das Land trotzdem inzwischen stärker im Griff hat als je zuvor.»

NZZ: «Die meisten Australier sind die ganze Angelegenheit mittlerweile einfach leid. Laut jüngsten Umfragen wollen über zwei Drittel von ihnen, dass Djokovic abgeschoben wird. Sich vorzudrängeln und sich Vorteile vor anderen zu verschaffen, gilt in dem Land schon beim Einkaufen oder an der Bushaltestelle als verwerflich. Ein Superstar, der sich eine Ausnahmegenehmigung mit rechtlichen Winkelzügen erkämpfen will, kommt erst recht nicht gut an – auch nicht, wenn er der beste Tennisspieler der Welt ist.»