Wimbledon-Analyse Stachs Warnung nach dem Achtelfinal: «Federer griff sich einmal an die Schulter»

Luca Betschart

6.7.2021

Matthias Stach: «Ich mache mir bei Federer um die Physis etwas Sorgen»

Matthias Stach: «Ich mache mir bei Federer um die Physis etwas Sorgen»

Roger Federer steht in Wimbledon zum 18. Mal im Viertelfinal. Der bald 40-jährige gewinnt im Achtelfinal gegen den Italiener Lorenzo Sonego. Zum ersten Mal überhaupt erreicht Viktorija Golubic den Viertelfinal eines Grand-Slam-Turniers.

05.07.2021

Dank Roger Federer und Viktorija Golubic ist die Schweiz in Wimbledon nach wie vor doppelt vertreten. Vor den Viertelfinals sagt Tennis-Experte Matthias Stach, wie er die Halbfinal-Chancen sieht.

Luca Betschart

Lorenzo Sonego kann Roger Federer im Wimbledon-Achtelfinale vor allem in der Startphase ärgern. Als Federer beim Stand von 5:4 zum Gewinn des Startsatzes serviert, holt sich der Italiener zu Null das Rebreak. Wenig später dann schenkt er Federer das Break wiederum mit einem Doppelfehler. Nur diesmal gibt der Schweizer den Vorpsrung nicht mehr preis. «Der erste Satz war mitentscheidend, weil Sonego unbeschwert aufgespielt hat. Er war richtig frech. Deswegen war es wichtig für Roger, dass er sich den Startsatz noch sichern konnte. Denn da waren auch einige Unkonzentriertesten dabei», analysiert Tennis-Experte Matthias Stach für «blue Sport». 



Ohnehin sei es zwischen den beiden in erster Linie ein mentales Duell gewesen. «Das war heute auch ein Match der Erfahrung. Das hat Roger super ausgenutzt, und ich glaube es war mega wichtig, dass das in drei Sätzen durch ging», so Stach, der anfügt: «Ich glaube, mental ist er im Turnier drin.»

Dennoch gefällt Stach nicht alles im Spiel des 39-Jährigen: «Ich mache mir körperlich leichte Sorgen. Er hat im letzte Satz im Schnitt mit dem ersten Aufschlag 185 Kilometer pro Stunde erreicht, das ist für ihn nicht ganz tief. Aber er bringt das schon so an die 195. Ich hab dann noch gesehen, wie er sich einmal an die Schulter gegriffen hat. Ich will jetzt nicht überinterpretieren, aber körperlich wird er das sicher merken.»

Nun gegen «Schachspieler» Medvedev?

Deshalb sei er auch überzeugt, dass die Bedeutung des Netzspiels in Zukunft noch zentraler werde. «Er wird nicht dreieinhalb bis vier Stunden spielen wollen, denn Rasen ist speziell für die Beine. Er wird das spüren, das ist völlig klar, er ist 39. Er muss sich was einfallen lassen.» Dazu gehöre neben den geforderten Netzangriffen auch, variabel aufzuschlagen, was Federer mit Bravour getan habe.

Im Viertelfinal wartet nun entweder Daniil Medvedev oder Hubert Hurkzc. Wegen des einsetzenden Regens müssen die beiden ihren Achtelfinal heute Dienstag beenden. «Ich glaube, innerlich hofft er, dass die beiden morgen sehr lange spielen werden», sagt Stach grinsend und bezieht sich auf die witzig gemeinten Aussagen des Baslers im Platzinterview. Unabhängig davon sieht er Federers Chancen intakt: «Hurkazc ist auch nicht zu unterschätzen, und Medvedev hat gegen Federer ein 0:3-Bilanz – da gehst du mit einem anderen Gefühl in die Partie. Medvedev weiss mittlerweile allerdings, dass er auf Rasen auch spielen kann.»



Behält Medvedev erwartungsgemäss die Oberhand, wäre für Spannung vorgesorgt. «Er ist ein Schachspieler auf dem Tennisplatz. Der ist ähnlich smart wie Roger. Deshalb würde das von der Taktik her eine unglaublich interessante Partie», macht Stach klar. 

«Golubic kann Pliskova ärgern»

Neben Federer sorgt aber auch Viktorija Golubic mit ihrem erstmaligen Viertelfinal-Einzug für Schweizer Jubel in Wimbledon. «Das ist eine Überraschung, auf jeden Fall. Mir ist aufgefallen, dass sie in diesem Jahr sehr viel auf Rasen gespielt hat. Teilweise auch mit richtig gutem Erfolg, sie hat ja dann auch Belinda Bencic geschlagen», erklärt sich Stach den Exploit. «Ich glaube, sie hat jetzt ihr zwölftes Match auf Rasen bestritten, das ist eine Menge. Und irgendwann bist du auf dieser Unterlage zu Hause.»

Tennis-Experte Stach über Golubic: «Das mag ich sehr an ihr»

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Viktorija Golubic steht in Wimbledon erstmals in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Viertelfinal. Tennis-Experte Matthias Stach äussert sich zum bisherigen Spiel der Schweizerin sowie ihren Chancen im Viertelfinal gegen Karolina Pliskova.

06.07.2021

Zudem sei die begabte Tennisspielerin in diesem Jahr von Verletzung und anderen Rückschlägen verschont geblieben. «Es hat ihr geholfen, dass sie eine lange Rasensaison gespielt hat. Und dass sie sich nicht mehr mit den vielen, kleinen Verletzungen herumplagt wie im letzten Jahr.» 

Und so sieht Stach auch gegen die stark einzuschätzende Karolina Pliskova eine reelle Chance auf den Sieg. «Golubic ist eine Spielerin, die sehr variieren kann. Sie hat das Spiel, um Pliskova zu ärgern. Weil beide so unterschiedlich agieren, wird es eine extrem spannende Partie. Golubic ist absolut mit Chancen.» Die Partie steigt ab 14 Uhr und ist auf Court 1 angesetzt.