French Open Toni Nadals Tränen und Djokovics «Heil-Pyramiden» – die Spuren des Endspiels

Luca Betschart

14.10.2020

Duellierten sich am Sonntag in Paris zum insgesamt 56. Mal: Novak Djokovic (links) und Rafael Nadal. 
Duellierten sich am Sonntag in Paris zum insgesamt 56. Mal: Novak Djokovic (links) und Rafael Nadal. 
Bild: Getty

Mit einer Machtdemonstration weist Rafael Nadal am Sonntag Kontrahent Novak Djokovic im Final der French Open in die Schranken. Das hinterlässt Spuren.

Eigentlich erscheint die Ausgangslage vor dem diesjährigen Final in Roland Garros so offen wie lange nicht mehr. Denn für einmal wirkt Seriensieger Rafael Nadal unter den schwierigen Verhältnissen in Paris nicht ganz so unantastbar – insbesondere für den in der laufenden Saison bis dahin noch ungeschlagenen Novak Djokovic.

Der Serbe macht auf der roten Asche bereits in der Vergangenheit eine vergleichsweise gute Figur gegen Nadal. 2015 gelingt ihm gar das Kunststück, den Spanier in seinem Wohnzimmer zu bezwingen. Wohl auch deshalb kündigt Trainer Goran Ivanisevic vor Turnierstart an: «Nadal hat unter diesen Bedingungen keine Chance.»



Doch es kommt anders. Auch der ungeschlagene Djokovic kann Nadal das Wasser an diesem Tag nicht reichen und wird regelrecht vorgeführt. In weniger als drei Stunden muss der Serbe seine Hoffnungen begraben, er gewinnt über die gesamte Partie nur sieben Games – ein Rückschlag im Rennen um die meisten Grand-Slam-Titel. Aber Djokovic wird vor allem die Art und Weise der Niederlage zu denken geben.

Freudentränen bei Toni Nadal

Genau wie Trainer Ivanisevic, der nach der Schlappe im Final zurückrudert. «Ich dachte, es sei Novaks Jahr in Paris. Es war ein bisschen zu ambitiös, zu sagen, Nadal habe keine Chance. Aber in diesem Moment favorisierte ich Djokovic», erklärt sich der ehemalige Wimbledon-Sieger nach der Final-Pleite im «Sport Klub».

Im Lager von Nadal nimmt man die übereifrige Ankündigung zur Kenntnis, das Verständnis dafür hält sich jedoch in Grenzen. «Ivanisevic sagte in einer weiteren seiner grossartigen Vorhersagen, dass sein Spieler sowohl taktisch als auch mental komplett vorbereitet sei. Die Realität ist, dass dieser Final zeigte, dass es doch nicht so war. Es überrascht mich, dass ein Champion wie er oft in eine Abfolge von negativen Botschaften fällt», schreibt Onkel Toni Nadal in seiner Kolumne in «El pais».

Was der 13. Titel in Roland Garros für seinen langjährigen Schützling bedeutet, zeigt sich in einem TV-Interview kurz nach dem Final. Toni, der den Match in Nadals Academy in Manacor verfolgte, kann seine Emotionen während eines TV-Interviews nicht mehr kontrollieren und bricht vor laufender Kamera in Tränen aus.

Djokovic tankt Kraft bei den «Heil-Pyramiden»

Ganz anders die Gemütslage bei Djokovic und Co. Zur Verarbeitung der bitteren Niederlage besucht Djokovic die «Heil-Pyramiden» von Visoko in Bosnien, um dort von vorherrschenden Heilkräften und Wundermittel Kraft zu tanken. «Ich möchte alle Sportler einladen, hierherzukommen und Zeit in den Tunneln zu verbringen. Der Aufenthalt hilft, Sauerstoff in die Lungen zu pumpen», erklärt der Serbe dem TV-Sender FTV.



Die amtierende Weltnummer 1 ist überzeugt: «Dies hat einen direkten Effekt auf die Regeneration und Erholung, was für alle Athleten wichtig ist.» Djokovic hatte das Gebiet mit den 25'000 Jahre alten Tunneln bereits im Juli nach der missglückten Adria Tour und einem positiven Coronatest aufgesucht.

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